Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.auf dem Scheiterhaufen knisterte," so berichtet ein fran- Diejenige Hinduwittwe, welche das Sutti-Opfer Jn den Hindudramen spricht die Frau nicht die- Das indische Gesetzbuch weist den Frauen ihre auf dem Scheiterhaufen knisterte,‟ so berichtet ein fran- Diejenige Hinduwittwe, welche das Sutti-Opfer Jn den Hindudramen spricht die Frau nicht die- Das indische Gesetzbuch weist den Frauen ihre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="82"/> auf dem Scheiterhaufen knisterte,‟ so berichtet ein fran-<lb/> zösischer Reisender, „und flackernd emporstieg, erschien<lb/> die Wittwe beim Klange wonnerauschender Musik im<lb/> scharlachenen Kleide, mit Blumen und Betelblättern be-<lb/> kleidet. Bleich, halb wahnsinnig, betrunken von Safran-<lb/> Branntwein, halb bewußtlos an die Brust eines Brah-<lb/> manen angelehnt, ging sie schwankenden Schrittes drei-<lb/> mal um die im Scheiterhaufen befindliche Oeffnung.<lb/> Beim dritten Mal stieß der Priester sie hinein und mit<lb/> herzzerreißendem Schrei verschwand sie im prasselnden<lb/> Scheiterhaufen.‟</p><lb/> <p>Diejenige Hinduwittwe, welche das Sutti-Opfer<lb/> nicht bringen wollte, ward verflucht. Jhr Haupt ward<lb/> kahl geschoren und sie lebte fortan in Schande und<lb/> Schmach. „Was hilft ihr Gold,‟ heißt es im Ramayana,<lb/> „wer die Sache zu beurtheilen weiß, wird sagen: Es<lb/> ist nur eine Wittwe! Voll Ekel und Abscheu wich die<lb/> Menge einer solchen aus, sogar ihr Sohn wendet den<lb/> Kopf ab, wenn er sie vorübergehen sah: die Erde speit<lb/> dich aus, stirb, Elende!‟</p><lb/> <p>Jn den Hindudramen spricht die Frau nicht die-<lb/> selbe Sprache wie ihr Herr, sondern bedient sich des<lb/> Dialekts der Sklaven.</p><lb/> <p>Das indische Gesetzbuch weist den Frauen ihre<lb/> Stellung an, indem es sagt: „Ein Mädchen, eine<lb/>   </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0090]
auf dem Scheiterhaufen knisterte,‟ so berichtet ein fran-
zösischer Reisender, „und flackernd emporstieg, erschien
die Wittwe beim Klange wonnerauschender Musik im
scharlachenen Kleide, mit Blumen und Betelblättern be-
kleidet. Bleich, halb wahnsinnig, betrunken von Safran-
Branntwein, halb bewußtlos an die Brust eines Brah-
manen angelehnt, ging sie schwankenden Schrittes drei-
mal um die im Scheiterhaufen befindliche Oeffnung.
Beim dritten Mal stieß der Priester sie hinein und mit
herzzerreißendem Schrei verschwand sie im prasselnden
Scheiterhaufen.‟
Diejenige Hinduwittwe, welche das Sutti-Opfer
nicht bringen wollte, ward verflucht. Jhr Haupt ward
kahl geschoren und sie lebte fortan in Schande und
Schmach. „Was hilft ihr Gold,‟ heißt es im Ramayana,
„wer die Sache zu beurtheilen weiß, wird sagen: Es
ist nur eine Wittwe! Voll Ekel und Abscheu wich die
Menge einer solchen aus, sogar ihr Sohn wendet den
Kopf ab, wenn er sie vorübergehen sah: die Erde speit
dich aus, stirb, Elende!‟
Jn den Hindudramen spricht die Frau nicht die-
selbe Sprache wie ihr Herr, sondern bedient sich des
Dialekts der Sklaven.
Das indische Gesetzbuch weist den Frauen ihre
Stellung an, indem es sagt: „Ein Mädchen, eine
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(2017-04-07T16:13:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-07T16:13:32Z)
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