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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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ihren Colleginnen, den Natur- oder Jnstinkt-Köchinnen
trennt.

Wenn die deutsche Sitte erst der deutschen Köchin
erlauben wird, sich ihre Kochkenntnisse auf dieselbe Weise
anzueignen, wie der Koch es thut, durch Erlernen ihrer
Kunst nämlich, dann wird der Mann und Gatte keinen
Grund mehr haben, in seiner Frau nur die Göttin
seines Magens zu respektiren, und die Gute wird Zeit
für nützliche Beschäftigung gewinnen.

Das Gefühl, das festgewurzelte, das die Frau in
ihrer jetzigen Stellung festhalten will, ist mächtig, ich
weiß es. Erzählt man doch eine Legende von dem hei-
ligen Bernhard, bei dem das Gefühl von der ange-
stammten Unterthänigkeit der Frau so stark war, daß
es selbst einen Schatten in die frommen Verzückungen
seiner Andacht warf.

Der heilige Bernhard trat einst in den Dom zu
Speyer und grüßte das dort befindliche Marienbild:
"Sei gegrüßt, o Königin!" Wie erstaunten die An-
wesenden, als die geschmeichelte steinerne Mutter Gottes
die Lippen öffnete und ausrief: "Wir danken Dir schön,
unser lieber Bernhard." Aber noch mehr verwunderte
man sich, als der verdrießliche Heilige die Worte des
Apostels zurückbrummte: "Weiber schweigen in der Ver-
sammlung."

ihren Colleginnen, den Natur- oder Jnstinkt-Köchinnen
trennt.

Wenn die deutsche Sitte erst der deutschen Köchin
erlauben wird, sich ihre Kochkenntnisse auf dieselbe Weise
anzueignen, wie der Koch es thut, durch Erlernen ihrer
Kunst nämlich, dann wird der Mann und Gatte keinen
Grund mehr haben, in seiner Frau nur die Göttin
seines Magens zu respektiren, und die Gute wird Zeit
für nützliche Beschäftigung gewinnen.

Das Gefühl, das festgewurzelte, das die Frau in
ihrer jetzigen Stellung festhalten will, ist mächtig, ich
weiß es. Erzählt man doch eine Legende von dem hei-
ligen Bernhard, bei dem das Gefühl von der ange-
stammten Unterthänigkeit der Frau so stark war, daß
es selbst einen Schatten in die frommen Verzückungen
seiner Andacht warf.

Der heilige Bernhard trat einst in den Dom zu
Speyer und grüßte das dort befindliche Marienbild:
„Sei gegrüßt, o Königin!‟ Wie erstaunten die An-
wesenden, als die geschmeichelte steinerne Mutter Gottes
die Lippen öffnete und ausrief: „Wir danken Dir schön,
unser lieber Bernhard.‟ Aber noch mehr verwunderte
man sich, als der verdrießliche Heilige die Worte des
Apostels zurückbrummte: „Weiber schweigen in der Ver-
sammlung.‟

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[132/0140] ihren Colleginnen, den Natur- oder Jnstinkt-Köchinnen trennt. Wenn die deutsche Sitte erst der deutschen Köchin erlauben wird, sich ihre Kochkenntnisse auf dieselbe Weise anzueignen, wie der Koch es thut, durch Erlernen ihrer Kunst nämlich, dann wird der Mann und Gatte keinen Grund mehr haben, in seiner Frau nur die Göttin seines Magens zu respektiren, und die Gute wird Zeit für nützliche Beschäftigung gewinnen. Das Gefühl, das festgewurzelte, das die Frau in ihrer jetzigen Stellung festhalten will, ist mächtig, ich weiß es. Erzählt man doch eine Legende von dem hei- ligen Bernhard, bei dem das Gefühl von der ange- stammten Unterthänigkeit der Frau so stark war, daß es selbst einen Schatten in die frommen Verzückungen seiner Andacht warf. Der heilige Bernhard trat einst in den Dom zu Speyer und grüßte das dort befindliche Marienbild: „Sei gegrüßt, o Königin!‟ Wie erstaunten die An- wesenden, als die geschmeichelte steinerne Mutter Gottes die Lippen öffnete und ausrief: „Wir danken Dir schön, unser lieber Bernhard.‟ Aber noch mehr verwunderte man sich, als der verdrießliche Heilige die Worte des Apostels zurückbrummte: „Weiber schweigen in der Ver- sammlung.‟

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/140>, abgerufen am 21.11.2024.