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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Man sah sich ungläubig an.

- Den Speisekammerschlüssel! - wiederhallte es
im düstern Chor.

Unglaublich! unmöglich!

- Aber mein Gott, was thut sie denn den ganzen
Tag? - fragte eine Uneingeweihte - doch nicht ein
Blaustrumpf?

Einige Damen wurden blaß.

- Kaum weniger schlimm, meine Damen - meinte
die erste Sprecherin mit einem melancholischen Kopf-
schütteln. - Anstatt ihre Pflichten zu erfüllen, zeichnet
diese Person den ganzen Vormittag - Muster-Orna-
mente - was weiß ich. Sie zeichnet, meine Damen -
sie zeichnet - für Geld!

Für Geld!

Verächtliches Achselzucken begann unter den Anwesen-
den epidemisch zu werden.

Nur eine kleine, schüchterne junge Frau wagte einzu-
wenden: - Die Leute sollen aber das Geld so nöthig
brauchen wegen der acht Kinder...

Ein höhnisches Lachen unterbrach die schüchterne
Rednerin.

Und nun folgten die üblichen Anekdoten zur Jllu-
strirung der schrecklichen Verirrung, wenn Frauen sich
Geld erwerben wollen; die hergebrachten Scherze über

Man sah sich ungläubig an.

– Den Speisekammerschlüssel! – wiederhallte es
im düstern Chor.

Unglaublich! unmöglich!

– Aber mein Gott, was thut sie denn den ganzen
Tag? – fragte eine Uneingeweihte – doch nicht ein
Blaustrumpf?

Einige Damen wurden blaß.

– Kaum weniger schlimm, meine Damen – meinte
die erste Sprecherin mit einem melancholischen Kopf-
schütteln. – Anstatt ihre Pflichten zu erfüllen, zeichnet
diese Person den ganzen Vormittag – Muster-Orna-
mente – was weiß ich. Sie zeichnet, meine Damen –
sie zeichnet – für Geld!

Für Geld!

Verächtliches Achselzucken begann unter den Anwesen-
den epidemisch zu werden.

Nur eine kleine, schüchterne junge Frau wagte einzu-
wenden: – Die Leute sollen aber das Geld so nöthig
brauchen wegen der acht Kinder…

Ein höhnisches Lachen unterbrach die schüchterne
Rednerin.

Und nun folgten die üblichen Anekdoten zur Jllu-
strirung der schrecklichen Verirrung, wenn Frauen sich
Geld erwerben wollen; die hergebrachten Scherze über

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[10/0018] Man sah sich ungläubig an. – Den Speisekammerschlüssel! – wiederhallte es im düstern Chor. Unglaublich! unmöglich! – Aber mein Gott, was thut sie denn den ganzen Tag? – fragte eine Uneingeweihte – doch nicht ein Blaustrumpf? Einige Damen wurden blaß. – Kaum weniger schlimm, meine Damen – meinte die erste Sprecherin mit einem melancholischen Kopf- schütteln. – Anstatt ihre Pflichten zu erfüllen, zeichnet diese Person den ganzen Vormittag – Muster-Orna- mente – was weiß ich. Sie zeichnet, meine Damen – sie zeichnet – für Geld! Für Geld! Verächtliches Achselzucken begann unter den Anwesen- den epidemisch zu werden. Nur eine kleine, schüchterne junge Frau wagte einzu- wenden: – Die Leute sollen aber das Geld so nöthig brauchen wegen der acht Kinder… Ein höhnisches Lachen unterbrach die schüchterne Rednerin. Und nun folgten die üblichen Anekdoten zur Jllu- strirung der schrecklichen Verirrung, wenn Frauen sich Geld erwerben wollen; die hergebrachten Scherze über

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/18>, abgerufen am 23.11.2024.