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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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Oben sind es "Damen", unten trinken sie Gin und
versetzen nicht selten die Kleider schlafender Kinder, um
noch einmal Gin zu trinken und dann von dem be-
trunkenen Manne zerprügelt zu werden. Die Dame
von Stand sucht ihre Kinder sobald als möglich los zu
werden, erst durch Ammen und Dienerinnen verschiedener
Stationen, dann durch Schul- und Erziehungsanstalten
u. s. w.

Uebrigens glaube ich, daß Reinheit der Gesinnung
einen jeden Menschen ziert, selbst den Mann.

Ein Gesinnungsgenosse des Ritters der Reinlichkeit
fürchtet, daß die Frauen durch das Stimmrecht
die Furcht und das Erröthen verlieren möch-
ten, und Furcht und Erröthen seien die Gür-
tel der Unschuld
.

Die Kindlichkeit dieser Phrase rührt einen förmlich,
so daß man sich scheut, sie anzutasten.

Bemerken möchte ich nur, daß Eva wahrscheinlich
zum ersten Male roth geworden ist, nachdem sie vom
Baume der Erkenntniß gegessen. Bemerken möchte ich
ferner, daß die unschuldigen Kindlein (und unschuldig
müssen sie sein, denn wo sollten sonst die unschuldigen
Frauen herkommen) selten roth werden, etwa nur dann,
wenn ihre kleinen Unschuldshände in der Zuckerschale
oder ihre Zünglein über der Torte ertappt werden.

Oben sind es „Damen‟, unten trinken sie Gin und
versetzen nicht selten die Kleider schlafender Kinder, um
noch einmal Gin zu trinken und dann von dem be-
trunkenen Manne zerprügelt zu werden. Die Dame
von Stand sucht ihre Kinder sobald als möglich los zu
werden, erst durch Ammen und Dienerinnen verschiedener
Stationen, dann durch Schul- und Erziehungsanstalten
u. s. w.

Uebrigens glaube ich, daß Reinheit der Gesinnung
einen jeden Menschen ziert, selbst den Mann.

Ein Gesinnungsgenosse des Ritters der Reinlichkeit
fürchtet, daß die Frauen durch das Stimmrecht
die Furcht und das Erröthen verlieren möch-
ten, und Furcht und Erröthen seien die Gür-
tel der Unschuld
.

Die Kindlichkeit dieser Phrase rührt einen förmlich,
so daß man sich scheut, sie anzutasten.

Bemerken möchte ich nur, daß Eva wahrscheinlich
zum ersten Male roth geworden ist, nachdem sie vom
Baume der Erkenntniß gegessen. Bemerken möchte ich
ferner, daß die unschuldigen Kindlein (und unschuldig
müssen sie sein, denn wo sollten sonst die unschuldigen
Frauen herkommen) selten roth werden, etwa nur dann,
wenn ihre kleinen Unschuldshände in der Zuckerschale
oder ihre Zünglein über der Torte ertappt werden.

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[207/0215] Oben sind es „Damen‟, unten trinken sie Gin und versetzen nicht selten die Kleider schlafender Kinder, um noch einmal Gin zu trinken und dann von dem be- trunkenen Manne zerprügelt zu werden. Die Dame von Stand sucht ihre Kinder sobald als möglich los zu werden, erst durch Ammen und Dienerinnen verschiedener Stationen, dann durch Schul- und Erziehungsanstalten u. s. w. Uebrigens glaube ich, daß Reinheit der Gesinnung einen jeden Menschen ziert, selbst den Mann. Ein Gesinnungsgenosse des Ritters der Reinlichkeit fürchtet, daß die Frauen durch das Stimmrecht die Furcht und das Erröthen verlieren möch- ten, und Furcht und Erröthen seien die Gür- tel der Unschuld. Die Kindlichkeit dieser Phrase rührt einen förmlich, so daß man sich scheut, sie anzutasten. Bemerken möchte ich nur, daß Eva wahrscheinlich zum ersten Male roth geworden ist, nachdem sie vom Baume der Erkenntniß gegessen. Bemerken möchte ich ferner, daß die unschuldigen Kindlein (und unschuldig müssen sie sein, denn wo sollten sonst die unschuldigen Frauen herkommen) selten roth werden, etwa nur dann, wenn ihre kleinen Unschuldshände in der Zuckerschale oder ihre Zünglein über der Torte ertappt werden.

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/215>, abgerufen am 21.11.2024.