Auch nicht zu fern auf rohbehau'nen Stein Die Lampe warf den halbentschlafnen Schein Aus einer Schale wie mich dünkte reich Mit Wappen oder Bildern ausgeziert. O, daß man mich an diesen Ort geführt, Von übler Vorbedeutung schien mir's gleich! Denn wie man die Umgebung so vergaß, Nachläßig war es über alles Maaß!
So irrend trifft mein Aug' auf jene Frau; Sie ist verwandelt, in den schönen Bau Kam Leben, aber erst wie Dämmerlicht Sich mählig, mählig durch die Nebel bricht. Sie sitzt nicht mehr, sie hat sich aufgerichtet, Hält mit der Hand des Kranken Haupt gelichtet, Sie blickt wie ein vom Schlaf erwachtes Reh. Auf ihre Wange zog ein zarter Schein, Wie Morgenhimmel wogend über'n Schnee Ihm seine lichte Spuren drückte ein. Nun hebt den Arm sie, rückt die Locken, ja! Da plötzlich tritt mir die Erinn'rung nah, Wien, Carneval, der Maskenball sind da. Um diesen Nacken Perlenschnüre spielten, In diesen dunklen Locken lag ein Kranz, Es war als ob auf sie die Fackeln zielten, Wenn sie vorüberglitt, ein Lichtstrom ganz. Noch seh ich wie der milde Kerzenschein In Atlasfalten schlüpfte aus und ein, Wie eine Rose sich, gelös't vom Band, Ob ihrer Augen Bronnen schien zu bücken.
Auch nicht zu fern auf rohbehau'nen Stein Die Lampe warf den halbentſchlafnen Schein Aus einer Schale wie mich dünkte reich Mit Wappen oder Bildern ausgeziert. O, daß man mich an dieſen Ort geführt, Von übler Vorbedeutung ſchien mir's gleich! Denn wie man die Umgebung ſo vergaß, Nachläßig war es über alles Maaß!
So irrend trifft mein Aug' auf jene Frau; Sie iſt verwandelt, in den ſchönen Bau Kam Leben, aber erſt wie Dämmerlicht Sich mählig, mählig durch die Nebel bricht. Sie ſitzt nicht mehr, ſie hat ſich aufgerichtet, Hält mit der Hand des Kranken Haupt gelichtet, Sie blickt wie ein vom Schlaf erwachtes Reh. Auf ihre Wange zog ein zarter Schein, Wie Morgenhimmel wogend über'n Schnee Ihm ſeine lichte Spuren drückte ein. Nun hebt den Arm ſie, rückt die Locken, ja! Da plötzlich tritt mir die Erinn'rung nah, Wien, Carneval, der Maskenball ſind da. Um dieſen Nacken Perlenſchnüre ſpielten, In dieſen dunklen Locken lag ein Kranz, Es war als ob auf ſie die Fackeln zielten, Wenn ſie vorüberglitt, ein Lichtſtrom ganz. Noch ſeh ich wie der milde Kerzenſchein In Atlasfalten ſchlüpfte aus und ein, Wie eine Roſe ſich, gelöſ't vom Band, Ob ihrer Augen Bronnen ſchien zu bücken.
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Auch nicht zu fern auf rohbehau'nen Stein
Die Lampe warf den halbentſchlafnen Schein
Aus einer Schale wie mich dünkte reich
Mit Wappen oder Bildern ausgeziert.
O, daß man mich an dieſen Ort geführt,
Von übler Vorbedeutung ſchien mir's gleich!
Denn wie man die Umgebung ſo vergaß,
Nachläßig war es über alles Maaß!
So irrend trifft mein Aug' auf jene Frau;
Sie iſt verwandelt, in den ſchönen Bau
Kam Leben, aber erſt wie Dämmerlicht
Sich mählig, mählig durch die Nebel bricht.
Sie ſitzt nicht mehr, ſie hat ſich aufgerichtet,
Hält mit der Hand des Kranken Haupt gelichtet,
Sie blickt wie ein vom Schlaf erwachtes Reh.
Auf ihre Wange zog ein zarter Schein,
Wie Morgenhimmel wogend über'n Schnee
Ihm ſeine lichte Spuren drückte ein.
Nun hebt den Arm ſie, rückt die Locken, ja!
Da plötzlich tritt mir die Erinn'rung nah,
Wien, Carneval, der Maskenball ſind da.
Um dieſen Nacken Perlenſchnüre ſpielten,
In dieſen dunklen Locken lag ein Kranz,
Es war als ob auf ſie die Fackeln zielten,
Wenn ſie vorüberglitt, ein Lichtſtrom ganz.
Noch ſeh ich wie der milde Kerzenſchein
In Atlasfalten ſchlüpfte aus und ein,
Wie eine Roſe ſich, gelöſ't vom Band,
Ob ihrer Augen Bronnen ſchien zu bücken.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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