Wie es gebeut des Hofes Ton, Und Keiner sah den bittern Hohn; Die Mutter lobt den klugen Sohn, Ob von der Wespe Stiche gleich Galläpfel trägt der bunte Zweig. Was will man mehr? So wächst er auf, Und nach dem wohlbeschloßnen Lauf, Fürwahr! die Inful nimmt er auch. Und Keiner sah sein blitzend Aug', Und sah, wie krampfhaft seine Hand Des Hirtenamts Symbol umspannt'. Gemacht zum Priester, meinte man, Hab' ihn nicht eben die Natur, Doch Tugend setze Alter an Dem Geist, wie Rost dem blanken Stahl: Kurz Jeder war vergnügt der Wahl. Und Vaters Augen bald nachher In Frieden auch geschlossen sind, Sein letzter Seufzer war nicht schwer, Er klagte kein verlornes Kind; Sind ewig denn die Fürsten blind? --
Indessen dringt das Kriegsgeschrei, Und immer näher dringt's herbei; Wie schlummert noch der junge Leu? Träumt er die edlen Stunden hin? O Böhmens schöne Königin!5 Aus deinen Augen fällt ein Strahl, Da zucken seine Brau'n zumal. Er springt empor, die Mähne schüttelnd,
Wie es gebeut des Hofes Ton, Und Keiner ſah den bittern Hohn; Die Mutter lobt den klugen Sohn, Ob von der Wespe Stiche gleich Galläpfel trägt der bunte Zweig. Was will man mehr? So wächst er auf, Und nach dem wohlbeſchloßnen Lauf, Fürwahr! die Inful nimmt er auch. Und Keiner ſah ſein blitzend Aug', Und ſah, wie krampfhaft ſeine Hand Des Hirtenamts Symbol umſpannt'. Gemacht zum Prieſter, meinte man, Hab' ihn nicht eben die Natur, Doch Tugend ſetze Alter an Dem Geiſt, wie Roſt dem blanken Stahl: Kurz Jeder war vergnügt der Wahl. Und Vaters Augen bald nachher In Frieden auch geſchloſſen ſind, Sein letzter Seufzer war nicht ſchwer, Er klagte kein verlornes Kind; Sind ewig denn die Fürſten blind? —
Indeſſen dringt das Kriegsgeſchrei, Und immer näher dringt's herbei; Wie ſchlummert noch der junge Leu? Träumt er die edlen Stunden hin? O Böhmens ſchöne Königin!5 Aus deinen Augen fällt ein Strahl, Da zucken ſeine Brau'n zumal. Er ſpringt empor, die Mähne ſchüttelnd,
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Wie es gebeut des Hofes Ton,
Und Keiner ſah den bittern Hohn;
Die Mutter lobt den klugen Sohn,
Ob von der Wespe Stiche gleich
Galläpfel trägt der bunte Zweig.
Was will man mehr? So wächst er auf,
Und nach dem wohlbeſchloßnen Lauf,
Fürwahr! die Inful nimmt er auch.
Und Keiner ſah ſein blitzend Aug',
Und ſah, wie krampfhaft ſeine Hand
Des Hirtenamts Symbol umſpannt'.
Gemacht zum Prieſter, meinte man,
Hab' ihn nicht eben die Natur,
Doch Tugend ſetze Alter an
Dem Geiſt, wie Roſt dem blanken Stahl:
Kurz Jeder war vergnügt der Wahl.
Und Vaters Augen bald nachher
In Frieden auch geſchloſſen ſind,
Sein letzter Seufzer war nicht ſchwer,
Er klagte kein verlornes Kind;
Sind ewig denn die Fürſten blind? —
Indeſſen dringt das Kriegsgeſchrei,
Und immer näher dringt's herbei;
Wie ſchlummert noch der junge Leu?
Träumt er die edlen Stunden hin?
O Böhmens ſchöne Königin!5
Aus deinen Augen fällt ein Strahl,
Da zucken ſeine Brau'n zumal.
Er ſpringt empor, die Mähne ſchüttelnd,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/514>, abgerufen am 22.11.2024.
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