Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.man sich überzeugt hatte, Johannes sei nicht mehr So war er denn zum zweitenmal verschwunden; Vierzehn Tage später kehrte der junge Brandes "Schändliche Pilze!" murmelte er halb im 15
man ſich überzeugt hatte, Johannes ſei nicht mehr So war er denn zum zweitenmal verſchwunden; Vierzehn Tage ſpäter kehrte der junge Brandes „Schändliche Pilze!“ murmelte er halb im 15
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man ſich überzeugt hatte, Johannes ſei nicht mehr
in der Gegend, wenigſtens nicht lebendig.
So war er denn zum zweitenmal verſchwunden;
ob man ihn wiederfinden würde — vielleicht ein-
mal nach Jahren ſeine Knochen in einem trockenen
Graben? ihn lebend wieder zu ſehen, dazu war
wenig Hoffnung, und jedenfalls nach achtundzwanzig
Jahren gewiß nicht.
Vierzehn Tage ſpäter kehrte der junge Brandes
Morgens von einer Beſichtigung ſeines Reviers durch
das Brederholz heim. Es war ein für die Jahres-
zeit ungewöhnlich heißer Tag; die Luft zitterte, kein
Vogel ſang, nur die Raben krächzten langweilig aus
den Aeſten und hielten ihre offenen Schnäbel der
Luft entgegen. Brandes war ſehr ermüdet. Bald
nahm er ſeine von der Sonne durchglühte Kappe
ab, bald ſetzte er ſie wieder auf. Es war Alles
gleich unerträglich, das Arbeiten durch den kniehohen
Schlag ſehr beſchwerlich. Rings umher kein Baum
außer der Judenbuche. Dahin ſtrebte er denn auch
aus allen Kräften und ließ ſich todtmatt auf das
beſchattete Moos darunter nieder. Die Kühle zog
ſo angenehm durch ſeine Glieder, daß er die Augen
ſchloß.
„Schändliche Pilze!“ murmelte er halb im
Schlaf. Es giebt nämlich in jener Gegend eine
Art ſehr ſaftiger Pilze, die nur ein paar Tage
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Zitationshilfe: | Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/241>, abgerufen am 15.08.2024. |