hastig der Thür zu. -- Dort aber drängten sich die Außenstehenden hinein, und ließen ihre Knittel spielen, und -- daß wir es kurz machen -- die heilige Justiz mußte froh sein, die Nähe eines Fensters zu einem etwas unregelmäßigen Rückzuge benutzen zu können. -- Dem Gutsherrn war in- dessen durch den sich allmählig nach Außen ziehen- den Tumult die Lage der Dinge bereits klar ge- worden, und er hatte die Schützengilde aufbieten lassen, lauter Angehörige der Betheiligten, die sich freuten, bei dieser schönen Gelegenheit auch einmal darauf loswaschen zu können. -- Sie waren eben aufmarschirt, als die Sturmglocke erschallte. -- Einige Schützen rannten nun spornstreichs in den Thurm, wo sie ein altes Weib fanden, das aus Leibeskräften den Strang zog, sofort aber gepackt und auf Umwegen ins Hundeloch spedirt wurde. Indessen stand der Gutsherr am Fenster, und überwachte mit seinem Tubus die Wege, welche zu den berüchtigtsten Dörfern führten, und nicht lange, so sah er es von allen Bergen herunter wimmeln, wie die Beduinenschwärme, er konnte deutlich die Knittel in ihren Händen unterscheiden und an ihren Gebärden sehen, wie sie sich einander riefen und zuwinkten. Schnell besonnen, warf er einen Blick auf die Windfahne des Schloßthurmes, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Luft den
haſtig der Thür zu. — Dort aber drängten ſich die Außenſtehenden hinein, und ließen ihre Knittel ſpielen, und — daß wir es kurz machen — die heilige Juſtiz mußte froh ſein, die Nähe eines Fenſters zu einem etwas unregelmäßigen Rückzuge benutzen zu können. — Dem Gutsherrn war in- deſſen durch den ſich allmählig nach Außen ziehen- den Tumult die Lage der Dinge bereits klar ge- worden, und er hatte die Schützengilde aufbieten laſſen, lauter Angehörige der Betheiligten, die ſich freuten, bei dieſer ſchönen Gelegenheit auch einmal darauf loswaſchen zu können. — Sie waren eben aufmarſchirt, als die Sturmglocke erſchallte. — Einige Schützen rannten nun ſpornſtreichs in den Thurm, wo ſie ein altes Weib fanden, das aus Leibeskräften den Strang zog, ſofort aber gepackt und auf Umwegen ins Hundeloch ſpedirt wurde. Indeſſen ſtand der Gutsherr am Fenſter, und überwachte mit ſeinem Tubus die Wege, welche zu den berüchtigtſten Dörfern führten, und nicht lange, ſo ſah er es von allen Bergen herunter wimmeln, wie die Beduinenſchwärme, er konnte deutlich die Knittel in ihren Händen unterſcheiden und an ihren Gebärden ſehen, wie ſie ſich einander riefen und zuwinkten. Schnell beſonnen, warf er einen Blick auf die Windfahne des Schloßthurmes, und nachdem er ſich überzeugt hatte, daß die Luft den
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haſtig der Thür zu. — Dort aber drängten ſich
die Außenſtehenden hinein, und ließen ihre Knittel
ſpielen, und — daß wir es kurz machen — die
heilige Juſtiz mußte froh ſein, die Nähe eines
Fenſters zu einem etwas unregelmäßigen Rückzuge
benutzen zu können. — Dem Gutsherrn war in-
deſſen durch den ſich allmählig nach Außen ziehen-
den Tumult die Lage der Dinge bereits klar ge-
worden, und er hatte die Schützengilde aufbieten
laſſen, lauter Angehörige der Betheiligten, die ſich
freuten, bei dieſer ſchönen Gelegenheit auch einmal
darauf loswaſchen zu können. — Sie waren eben
aufmarſchirt, als die Sturmglocke erſchallte. —
Einige Schützen rannten nun ſpornſtreichs in den
Thurm, wo ſie ein altes Weib fanden, das aus
Leibeskräften den Strang zog, ſofort aber gepackt
und auf Umwegen ins Hundeloch ſpedirt wurde.
Indeſſen ſtand der Gutsherr am Fenſter, und
überwachte mit ſeinem Tubus die Wege, welche zu
den berüchtigtſten Dörfern führten, und nicht lange,
ſo ſah er es von allen Bergen herunter wimmeln,
wie die Beduinenſchwärme, er konnte deutlich die
Knittel in ihren Händen unterſcheiden und an
ihren Gebärden ſehen, wie ſie ſich einander riefen
und zuwinkten. Schnell beſonnen, warf er einen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/284>, abgerufen am 25.11.2024.
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