Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Verschlossen blieb ich, eingeschlossen In meiner Träume Zauberthurm, Die Blitze waren mir Genossen Und Liebesstimme mir der Sturm. Dem Wald ließ ich ein Lied erschallen, Wie nie vor einem Menschenohr, Und meine Thräne ließ ich fallen, Die heiße, in den Blumenflor. Und alle Pfade mußt' ich fragen: Kennt Vögel ihr und Strahlen auch? Doch keinen: wohin magst du tragen, Von welchem Odem schwillt dein Hauch? Wie ist das anders nun geworden, Seit ich in's Auge dir geblickt; Wie ist nun jeder Welle Borden Ein Menschenbildniß eingedrückt! Wie fühl' ich allen warmen Händen Nun ihre leisen Pulse nach, Und jedem Blick sein scheues Wenden Und jeder schweren Brust ihr Ach. Verſchloſſen blieb ich, eingeſchloſſen In meiner Träume Zauberthurm, Die Blitze waren mir Genoſſen Und Liebesſtimme mir der Sturm. Dem Wald ließ ich ein Lied erſchallen, Wie nie vor einem Menſchenohr, Und meine Thräne ließ ich fallen, Die heiße, in den Blumenflor. Und alle Pfade mußt’ ich fragen: Kennt Vögel ihr und Strahlen auch? Doch keinen: wohin magſt du tragen, Von welchem Odem ſchwillt dein Hauch? Wie iſt das anders nun geworden, Seit ich in’s Auge dir geblickt; Wie iſt nun jeder Welle Borden Ein Menſchenbildniß eingedrückt! Wie fühl’ ich allen warmen Händen Nun ihre leiſen Pulſe nach, Und jedem Blick ſein ſcheues Wenden Und jeder ſchweren Bruſt ihr Ach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0042" n="26"/> <lg n="8"> <l>Verſchloſſen blieb ich, eingeſchloſſen</l><lb/> <l>In meiner Träume Zauberthurm,</l><lb/> <l>Die Blitze waren mir Genoſſen</l><lb/> <l>Und Liebesſtimme mir der Sturm.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Dem Wald ließ ich ein Lied erſchallen,</l><lb/> <l>Wie nie vor einem Menſchenohr,</l><lb/> <l>Und meine Thräne ließ ich fallen,</l><lb/> <l>Die heiße, in den Blumenflor.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Und alle Pfade mußt’ ich fragen:</l><lb/> <l>Kennt Vögel ihr und Strahlen auch?</l><lb/> <l>Doch keinen: wohin magſt du tragen,</l><lb/> <l>Von welchem Odem ſchwillt dein Hauch?</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Wie iſt das anders nun geworden,</l><lb/> <l>Seit ich in’s Auge dir geblickt;</l><lb/> <l>Wie iſt nun jeder Welle Borden</l><lb/> <l>Ein Menſchenbildniß eingedrückt!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Wie fühl’ ich allen warmen Händen</l><lb/> <l>Nun ihre leiſen Pulſe nach,</l><lb/> <l>Und jedem Blick ſein ſcheues Wenden</l><lb/> <l>Und jeder ſchweren Bruſt ihr Ach.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0042]
Verſchloſſen blieb ich, eingeſchloſſen
In meiner Träume Zauberthurm,
Die Blitze waren mir Genoſſen
Und Liebesſtimme mir der Sturm.
Dem Wald ließ ich ein Lied erſchallen,
Wie nie vor einem Menſchenohr,
Und meine Thräne ließ ich fallen,
Die heiße, in den Blumenflor.
Und alle Pfade mußt’ ich fragen:
Kennt Vögel ihr und Strahlen auch?
Doch keinen: wohin magſt du tragen,
Von welchem Odem ſchwillt dein Hauch?
Wie iſt das anders nun geworden,
Seit ich in’s Auge dir geblickt;
Wie iſt nun jeder Welle Borden
Ein Menſchenbildniß eingedrückt!
Wie fühl’ ich allen warmen Händen
Nun ihre leiſen Pulſe nach,
Und jedem Blick ſein ſcheues Wenden
Und jeder ſchweren Bruſt ihr Ach.
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