Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Und alle Pfade möcht' ich fragen: Wo zieht ihr hin, wo ist das Haus, In dem lebend'ge Herzen schlagen, Lebend'ger Odem schwillt hinaus? Entzünden möcht' ich alle Kerzen Und rufen jedem müden Sein: Auf ist mein Paradies im Herzen, Zieht Alle, Alle nun hinein! Stille Größe. Ich klage nicht den Mann, der fällt Ein Markstein dem erkämpften Land, Der seines Schicksals Becher hält, Ihn mischend mit entschlossner Hand, Ihn, der entgegentritt dem Sturm Und weiß, daß er die Eiche bricht; Wer war so reich wie Götz im Thurm, Wie Morus vor dem Blutgericht? Und alle Pfade möcht’ ich fragen: Wo zieht ihr hin, wo iſt das Haus, In dem lebend’ge Herzen ſchlagen, Lebend’ger Odem ſchwillt hinaus? Entzünden möcht’ ich alle Kerzen Und rufen jedem müden Sein: Auf iſt mein Paradies im Herzen, Zieht Alle, Alle nun hinein! Stille Größe. Ich klage nicht den Mann, der fällt Ein Markſtein dem erkämpften Land, Der ſeines Schickſals Becher hält, Ihn miſchend mit entſchloſſner Hand, Ihn, der entgegentritt dem Sturm Und weiß, daß er die Eiche bricht; Wer war ſo reich wie Götz im Thurm, Wie Morus vor dem Blutgericht? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0043" n="27"/> <lg n="13"> <l>Und alle Pfade möcht’ ich fragen:</l><lb/> <l>Wo zieht ihr hin, wo iſt das Haus,</l><lb/> <l>In dem lebend’ge Herzen ſchlagen,</l><lb/> <l>Lebend’ger Odem ſchwillt hinaus?</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Entzünden möcht’ ich alle Kerzen</l><lb/> <l>Und rufen jedem müden Sein:</l><lb/> <l>Auf iſt mein Paradies im Herzen,</l><lb/> <l>Zieht Alle, Alle nun hinein!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stille Größe.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch klage nicht den Mann, der fällt</l><lb/> <l>Ein Markſtein dem erkämpften Land,</l><lb/> <l>Der ſeines Schickſals Becher hält,</l><lb/> <l>Ihn miſchend mit entſchloſſner Hand,</l><lb/> <l>Ihn, der entgegentritt dem Sturm</l><lb/> <l>Und weiß, daß er die Eiche bricht;</l><lb/> <l>Wer war ſo reich wie Götz im Thurm,</l><lb/> <l>Wie Morus vor dem Blutgericht?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0043]
Und alle Pfade möcht’ ich fragen:
Wo zieht ihr hin, wo iſt das Haus,
In dem lebend’ge Herzen ſchlagen,
Lebend’ger Odem ſchwillt hinaus?
Entzünden möcht’ ich alle Kerzen
Und rufen jedem müden Sein:
Auf iſt mein Paradies im Herzen,
Zieht Alle, Alle nun hinein!
Stille Größe.
Ich klage nicht den Mann, der fällt
Ein Markſtein dem erkämpften Land,
Der ſeines Schickſals Becher hält,
Ihn miſchend mit entſchloſſner Hand,
Ihn, der entgegentritt dem Sturm
Und weiß, daß er die Eiche bricht;
Wer war ſo reich wie Götz im Thurm,
Wie Morus vor dem Blutgericht?
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