Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Die todte Lerche. Ich stand an deines Landes Gränzen, An deinem grünen Saatenwald, Und mit des ersten Strahles Glänzen Ist dein Gesang herabgewallt. Der Sonne schwirrtest du entgegen, Gleich einer Mücke um das Licht, Dein Lied war wie ein Blüthenregen, Dein Flügelschlag wie ein Gedicht. Da ward es mir, als müss' ich ringen Und flattern in den jungen Tag, Als höre ich mein eignes Singen Und meinen eignen Flügelschlag; Die Sonne sprühte glühe Funken, In Flammen brannte mein Gesicht, Ich selber taumelte wie trunken, Wie eine Mücke nach dem Licht. Die todte Lerche. Ich ſtand an deines Landes Gränzen, An deinem grünen Saatenwald, Und mit des erſten Strahles Glänzen Iſt dein Geſang herabgewallt. Der Sonne ſchwirrteſt du entgegen, Gleich einer Mücke um das Licht, Dein Lied war wie ein Blüthenregen, Dein Flügelſchlag wie ein Gedicht. Da ward es mir, als müſſ’ ich ringen Und flattern in den jungen Tag, Als höre ich mein eignes Singen Und meinen eignen Flügelſchlag; Die Sonne ſprühte glühe Funken, In Flammen brannte mein Geſicht, Ich ſelber taumelte wie trunken, Wie eine Mücke nach dem Licht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0050" n="34"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die todte Lerche.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch ſtand an deines Landes Gränzen,</l><lb/> <l>An deinem grünen Saatenwald,</l><lb/> <l>Und mit des erſten Strahles Glänzen</l><lb/> <l>Iſt dein Geſang herabgewallt.</l><lb/> <l>Der Sonne ſchwirrteſt du entgegen,</l><lb/> <l>Gleich einer Mücke um das Licht,</l><lb/> <l>Dein Lied war wie ein Blüthenregen,</l><lb/> <l>Dein Flügelſchlag wie ein Gedicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Da ward es mir, als müſſ’ ich ringen</l><lb/> <l>Und flattern in den jungen Tag,</l><lb/> <l>Als höre ich mein eignes Singen</l><lb/> <l>Und meinen eignen Flügelſchlag;</l><lb/> <l>Die Sonne ſprühte glühe Funken,</l><lb/> <l>In Flammen brannte mein Geſicht,</l><lb/> <l>Ich ſelber taumelte wie trunken,</l><lb/> <l>Wie eine Mücke nach dem Licht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0050]
Die todte Lerche.
Ich ſtand an deines Landes Gränzen,
An deinem grünen Saatenwald,
Und mit des erſten Strahles Glänzen
Iſt dein Geſang herabgewallt.
Der Sonne ſchwirrteſt du entgegen,
Gleich einer Mücke um das Licht,
Dein Lied war wie ein Blüthenregen,
Dein Flügelſchlag wie ein Gedicht.
Da ward es mir, als müſſ’ ich ringen
Und flattern in den jungen Tag,
Als höre ich mein eignes Singen
Und meinen eignen Flügelſchlag;
Die Sonne ſprühte glühe Funken,
In Flammen brannte mein Geſicht,
Ich ſelber taumelte wie trunken,
Wie eine Mücke nach dem Licht.
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Zitationshilfe: | Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/50>, abgerufen am 16.07.2024. |