Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Und trifft sie Alles recht zu Danke Geordnet von der Frauenhand, Dann nippt vom Mahle wohl die schlanke Und läßt auch wohl ein heimlich Pfand; Doch sollt' ein Frevler lauschen, risch, Im Hui zerstoben ist die Scene, Und scheidend fällt des Unglücks Thräne Auf Heerd und Tisch. O keine Bearnerin wird's wagen Zu steh'n am Astloch, lieber wird Ein Tuch sie um die Augen schlagen, Wenn durch den Spalt die Lampe flirrt; Manon auch drückt die Wimper zu, Und zupft an der Gardine Linnen; Doch immer, immer läßt das Sinnen Ihr keine Ruh. Ward glatt das Lailach auch gebreitet? Hat hell der Becher auch geblinkt? Ob jetzt das Glück zum Tische gleitet, Ein Bröcklein nascht, ein Tröpflein trinkt? Oft glaubt sie zarter Stimmen Hauch, Verschämtes Trippeln oft zu hören, Und dann am Brode leises Stören Und Knuspern auch. 6*
Und trifft ſie Alles recht zu Danke Geordnet von der Frauenhand, Dann nippt vom Mahle wohl die ſchlanke Und läßt auch wohl ein heimlich Pfand; Doch ſollt’ ein Frevler lauſchen, riſch, Im Hui zerſtoben iſt die Scene, Und ſcheidend fällt des Unglücks Thräne Auf Heerd und Tiſch. O keine Bearnerin wird’s wagen Zu ſteh’n am Aſtloch, lieber wird Ein Tuch ſie um die Augen ſchlagen, Wenn durch den Spalt die Lampe flirrt; Manon auch drückt die Wimper zu, Und zupft an der Gardine Linnen; Doch immer, immer läßt das Sinnen Ihr keine Ruh. Ward glatt das Lailach auch gebreitet? Hat hell der Becher auch geblinkt? Ob jetzt das Glück zum Tiſche gleitet, Ein Bröcklein naſcht, ein Tröpflein trinkt? Oft glaubt ſie zarter Stimmen Hauch, Verſchämtes Trippeln oft zu hören, Und dann am Brode leiſes Stören Und Knuspern auch. 6*
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Und trifft ſie Alles recht zu Danke
Geordnet von der Frauenhand,
Dann nippt vom Mahle wohl die ſchlanke
Und läßt auch wohl ein heimlich Pfand;
Doch ſollt’ ein Frevler lauſchen, riſch,
Im Hui zerſtoben iſt die Scene,
Und ſcheidend fällt des Unglücks Thräne
Auf Heerd und Tiſch.
O keine Bearnerin wird’s wagen
Zu ſteh’n am Aſtloch, lieber wird
Ein Tuch ſie um die Augen ſchlagen,
Wenn durch den Spalt die Lampe flirrt;
Manon auch drückt die Wimper zu,
Und zupft an der Gardine Linnen;
Doch immer, immer läßt das Sinnen
Ihr keine Ruh.
Ward glatt das Lailach auch gebreitet?
Hat hell der Becher auch geblinkt?
Ob jetzt das Glück zum Tiſche gleitet,
Ein Bröcklein naſcht, ein Tröpflein trinkt?
Oft glaubt ſie zarter Stimmen Hauch,
Verſchämtes Trippeln oft zu hören,
Und dann am Brode leiſes Stören
Und Knuspern auch.
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