nach dem Meerbusen zu vier Häfen, von denen der größte und wich- tigste auf der Insel Lade etwas von der Küste entfernt liegt; groß genug, um einer Flotte Schutz zu gewähren, ist er mehr als ein- mal Veranlassung gewesen, daß Seekriege in seiner Nähe geführt und durch seine Besetzung entschieden sind; die zunächst an der Stadt liegenden Häfen werden durch kleine felsige Inseln von ein- ander geschieden, sie sind für den Handel sehr bequem, aber weni- ger geräumig, und werden durch die Rhede von Lade mitbe- herrscht. -- Darum war es von entscheidender Wichtigkeit, daß Alexanders Admiral Nikanor vor Ankunft der überlegenen Perser- flotte die Höhe von Milet erreichte, und mit seinen hundertund- sechszig Trieren bei der Insel vor Anker ging. Zu gleicher Zeit war Alexander unter den Mauern der Stadt erschienen, hatte sich der äußeren Stadt bemächtigt, ein Lager bezogen und mit einer Circumvallation eingeschlossen, zur Verstärkung der höchst wichtigen Position von Lade etwa viertausend Mann auf die Insel übersetzen lassen, und seiner Flotte die Weisung gegeben, von der Seeseite Milet auf das sorgfältigste zu sperren. Drei Tage darauf erschien die Phönicische Flotte; die Perser steuerten, da sie die Meerbucht von Macedonischen Schiffen besetzt sahen, nordwärts, und gingen, vierhundert Segel stark, bei dem Vorgebirge Mykale vor Anker.
Dies nahe Zusammensein der ganzen Macedonischen und der ganzen Persischen Seemacht schien ein entscheidendes Seegefecht un- vermeidlich zu machen; viele Generale Alexanders wünschten es; man glaubte des Sieges gewiß zu sein, da sogar der alte vorsich- tige Parmenion zum Kampfe rieth; ja die Götter selbst schienen es so zu wollen, denn ein Adler war gesehen worden, der sich beim Spiegel des Admiralschiffes am Ufer gesetzt hatte. Parmenion sprach: Stets hätten die Griechen zur See über die Barbaren gesiegt, und das Zeichen des Adlers lasse keinen Zweifel, was der Götter Wille sei; ein gewonnenes Seegefecht würde der ganzen Unternehmung von außerordentlichem Nutzen sein, durch eine ver- lorene Seeschlacht könne nichts weiter verloren werden, als was man schon jetzt nicht mehr hätte, denn mit ihren vierhundert Se- geln seien die Perser doch Herren zur See; er selbst erklärte, er sei bereit an Bord zu gehen und an dem Kampfe Theil zu neh- men. Alexander erwiederte: unter den jetzigen Verhältnissen eine
nach dem Meerbuſen zu vier Häfen, von denen der größte und wich- tigſte auf der Inſel Lade etwas von der Küſte entfernt liegt; groß genug, um einer Flotte Schutz zu gewähren, iſt er mehr als ein- mal Veranlaſſung geweſen, daß Seekriege in ſeiner Nähe geführt und durch ſeine Beſetzung entſchieden ſind; die zunächſt an der Stadt liegenden Häfen werden durch kleine felſige Inſeln von ein- ander geſchieden, ſie ſind für den Handel ſehr bequem, aber weni- ger geräumig, und werden durch die Rhede von Lade mitbe- herrſcht. — Darum war es von entſcheidender Wichtigkeit, daß Alexanders Admiral Nikanor vor Ankunft der überlegenen Perſer- flotte die Höhe von Milet erreichte, und mit ſeinen hundertund- ſechszig Trieren bei der Inſel vor Anker ging. Zu gleicher Zeit war Alexander unter den Mauern der Stadt erſchienen, hatte ſich der äußeren Stadt bemächtigt, ein Lager bezogen und mit einer Circumvallation eingeſchloſſen, zur Verſtärkung der höchſt wichtigen Poſition von Lade etwa viertauſend Mann auf die Inſel überſetzen laſſen, und ſeiner Flotte die Weiſung gegeben, von der Seeſeite Milet auf das ſorgfältigſte zu ſperren. Drei Tage darauf erſchien die Phöniciſche Flotte; die Perſer ſteuerten, da ſie die Meerbucht von Macedoniſchen Schiffen beſetzt ſahen, nordwärts, und gingen, vierhundert Segel ſtark, bei dem Vorgebirge Mykale vor Anker.
Dies nahe Zuſammenſein der ganzen Macedoniſchen und der ganzen Perſiſchen Seemacht ſchien ein entſcheidendes Seegefecht un- vermeidlich zu machen; viele Generale Alexanders wünſchten es; man glaubte des Sieges gewiß zu ſein, da ſogar der alte vorſich- tige Parmenion zum Kampfe rieth; ja die Götter ſelbſt ſchienen es ſo zu wollen, denn ein Adler war geſehen worden, der ſich beim Spiegel des Admiralſchiffes am Ufer geſetzt hatte. Parmenion ſprach: Stets hätten die Griechen zur See über die Barbaren geſiegt, und das Zeichen des Adlers laſſe keinen Zweifel, was der Götter Wille ſei; ein gewonnenes Seegefecht würde der ganzen Unternehmung von außerordentlichem Nutzen ſein, durch eine ver- lorene Seeſchlacht könne nichts weiter verloren werden, als was man ſchon jetzt nicht mehr hätte, denn mit ihren vierhundert Se- geln ſeien die Perſer doch Herren zur See; er ſelbſt erklärte, er ſei bereit an Bord zu gehen und an dem Kampfe Theil zu neh- men. Alexander erwiederte: unter den jetzigen Verhältniſſen eine
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nach dem Meerbuſen zu vier Häfen, von denen der größte und wich-
tigſte auf der Inſel Lade etwas von der Küſte entfernt liegt; groß
genug, um einer Flotte Schutz zu gewähren, iſt er mehr als ein-
mal Veranlaſſung geweſen, daß Seekriege in ſeiner Nähe geführt
und durch ſeine Beſetzung entſchieden ſind; die zunächſt an der
Stadt liegenden Häfen werden durch kleine felſige Inſeln von ein-
ander geſchieden, ſie ſind für den Handel ſehr bequem, aber weni-
ger geräumig, und werden durch die Rhede von Lade mitbe-
herrſcht. — Darum war es von entſcheidender Wichtigkeit, daß
Alexanders Admiral Nikanor vor Ankunft der überlegenen Perſer-
flotte die Höhe von Milet erreichte, und mit ſeinen hundertund-
ſechszig Trieren bei der Inſel vor Anker ging. Zu gleicher Zeit
war Alexander unter den Mauern der Stadt erſchienen, hatte ſich
der äußeren Stadt bemächtigt, ein Lager bezogen und mit einer
Circumvallation eingeſchloſſen, zur Verſtärkung der höchſt wichtigen
Poſition von Lade etwa viertauſend Mann auf die Inſel überſetzen
laſſen, und ſeiner Flotte die Weiſung gegeben, von der Seeſeite
Milet auf das ſorgfältigſte zu ſperren. Drei Tage darauf erſchien
die Phöniciſche Flotte; die Perſer ſteuerten, da ſie die Meerbucht
von Macedoniſchen Schiffen beſetzt ſahen, nordwärts, und gingen,
vierhundert Segel ſtark, bei dem Vorgebirge Mykale vor Anker.
Dies nahe Zuſammenſein der ganzen Macedoniſchen und der
ganzen Perſiſchen Seemacht ſchien ein entſcheidendes Seegefecht un-
vermeidlich zu machen; viele Generale Alexanders wünſchten es;
man glaubte des Sieges gewiß zu ſein, da ſogar der alte vorſich-
tige Parmenion zum Kampfe rieth; ja die Götter ſelbſt ſchienen es
ſo zu wollen, denn ein Adler war geſehen worden, der ſich beim
Spiegel des Admiralſchiffes am Ufer geſetzt hatte. Parmenion
ſprach: Stets hätten die Griechen zur See über die Barbaren
geſiegt, und das Zeichen des Adlers laſſe keinen Zweifel, was der
Götter Wille ſei; ein gewonnenes Seegefecht würde der ganzen
Unternehmung von außerordentlichem Nutzen ſein, durch eine ver-
lorene Seeſchlacht könne nichts weiter verloren werden, als was
man ſchon jetzt nicht mehr hätte, denn mit ihren vierhundert Se-
geln ſeien die Perſer doch Herren zur See; er ſelbſt erklärte, er
ſei bereit an Bord zu gehen und an dem Kampfe Theil zu neh-
men. Alexander erwiederte: unter den jetzigen Verhältniſſen eine
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/137>, abgerufen am 21.11.2024.
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