Demades und Aeschines beschwatzt, widersprach sich oft genug selbst in seinen souveränen Beschlüssen; während einer Seits Gesandte nach Macedonien gingen, um der Königin Mutter des Volkes Beileid wegen Ablebens ihres Bruders, des Epirotenkönigs Alexan- der, zu bezeugen80), stand man anderer Seits fortwährend mit dem flüchtigen Perserkönig in gesandtschaftlicher Verbindung, die nach dem Korinthischen Vertrage so gut wie offenbarer Verrath war; während die Athener mit dem Korinthischen Bundestage wett- eifernd Glückwünsche und goldene Kronen für Alexander dekretirten, eiferte Demosthenes selbst gegen die Stellung des vertragsmäßigen Kontingentes, das ja leicht gegen Griechenland selbst gebraucht wer- den könne81). Indessen wurde trotz aller solcher Deklamationen von Seiten der Athener nichts gethan; und je exaltirter man von alter Hoheit und Freiheit sprach, desto tiefer versank das Volk in Leichtsinn und Baucheslust.
Mit dem Frühjahre 331 war die Persische Seemacht in den Hellenischen Gewässern verschwunden, die Tyrannen der Inseln, die sich zu den Persern gehalten hatten, wurden verjagt oder hingerich- tet82), ein Macedonisches Geschwader unter Amphoterus segelte nach der Insel Kreta, die ein Jahr vorher von Agis Bruder be- setzt war; Agis selbst, der sich bis zur Asiatischen Küste nicht ohne Glück vorgewagt hatte, war gezwungen, sich ganz auf das Helle- nische Festland zu beschränken. Dennoch gab er seine Pläne nicht auf; er hatte einen bedeutenden Theil der Griechischen Söldner, die sich nach der Schlacht von Issus gerettet hatten, um sich ver- sammelt, hatte auf dem Vorgebirge Tänarum einen förmlichen Werbeplatz eröffnet, hatte mit den Gleichgesinnten in anderen, na- mentlich Peloponnesischen Staaten Verbindungen angeknüpft, die den glücklichsten Fortgang versprachen, kurz er hatte mit solcher Umsicht und Kühnheit seinen Einfluß und seine Macht erweitert, daß die Gegner Macedoniens mit der sichersten Hoffnung auf ihn blickten.
Alexander wußte schon, als er von Tyrus aus nach dem obe-
ren
80)Aeschin. ct. Ctesiph. p. 439.
81)Plut. X Orat. De- mosth.
82)Demosth. de foed. p. 192.
Demades und Aeſchines beſchwatzt, widerſprach ſich oft genug ſelbſt in ſeinen ſouveränen Beſchlüſſen; während einer Seits Geſandte nach Macedonien gingen, um der Königin Mutter des Volkes Beileid wegen Ablebens ihres Bruders, des Epirotenkönigs Alexan- der, zu bezeugen80), ſtand man anderer Seits fortwährend mit dem flüchtigen Perſerkönig in geſandtſchaftlicher Verbindung, die nach dem Korinthiſchen Vertrage ſo gut wie offenbarer Verrath war; während die Athener mit dem Korinthiſchen Bundestage wett- eifernd Glückwünſche und goldene Kronen für Alexander dekretirten, eiferte Demoſthenes ſelbſt gegen die Stellung des vertragsmäßigen Kontingentes, das ja leicht gegen Griechenland ſelbſt gebraucht wer- den könne81). Indeſſen wurde trotz aller ſolcher Deklamationen von Seiten der Athener nichts gethan; und je exaltirter man von alter Hoheit und Freiheit ſprach, deſto tiefer verſank das Volk in Leichtſinn und Bauchesluſt.
Mit dem Frühjahre 331 war die Perſiſche Seemacht in den Helleniſchen Gewäſſern verſchwunden, die Tyrannen der Inſeln, die ſich zu den Perſern gehalten hatten, wurden verjagt oder hingerich- tet82), ein Macedoniſches Geſchwader unter Amphoterus ſegelte nach der Inſel Kreta, die ein Jahr vorher von Agis Bruder be- ſetzt war; Agis ſelbſt, der ſich bis zur Aſiatiſchen Küſte nicht ohne Glück vorgewagt hatte, war gezwungen, ſich ganz auf das Helle- niſche Feſtland zu beſchränken. Dennoch gab er ſeine Pläne nicht auf; er hatte einen bedeutenden Theil der Griechiſchen Söldner, die ſich nach der Schlacht von Iſſus gerettet hatten, um ſich ver- ſammelt, hatte auf dem Vorgebirge Tänarum einen förmlichen Werbeplatz eröffnet, hatte mit den Gleichgeſinnten in anderen, na- mentlich Peloponneſiſchen Staaten Verbindungen angeknüpft, die den glücklichſten Fortgang verſprachen, kurz er hatte mit ſolcher Umſicht und Kühnheit ſeinen Einfluß und ſeine Macht erweitert, daß die Gegner Macedoniens mit der ſicherſten Hoffnung auf ihn blickten.
Alexander wußte ſchon, als er von Tyrus aus nach dem obe-
ren
80)Aeschin. ct. Ctesiph. p. 439.
81)Plut. X Orat. De- mosth.
82)Demosth. de foed. p. 192.
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Demades und Aeſchines beſchwatzt, widerſprach ſich oft genug ſelbſt
in ſeinen ſouveränen Beſchlüſſen; während einer Seits Geſandte
nach Macedonien gingen, um der Königin Mutter des Volkes
Beileid wegen Ablebens ihres Bruders, des Epirotenkönigs Alexan-
der, zu bezeugen 80), ſtand man anderer Seits fortwährend mit
dem flüchtigen Perſerkönig in geſandtſchaftlicher Verbindung, die
nach dem Korinthiſchen Vertrage ſo gut wie offenbarer Verrath
war; während die Athener mit dem Korinthiſchen Bundestage wett-
eifernd Glückwünſche und goldene Kronen für Alexander dekretirten,
eiferte Demoſthenes ſelbſt gegen die Stellung des vertragsmäßigen
Kontingentes, das ja leicht gegen Griechenland ſelbſt gebraucht wer-
den könne 81). Indeſſen wurde trotz aller ſolcher Deklamationen
von Seiten der Athener nichts gethan; und je exaltirter man von
alter Hoheit und Freiheit ſprach, deſto tiefer verſank das Volk in
Leichtſinn und Bauchesluſt.
Mit dem Frühjahre 331 war die Perſiſche Seemacht in den
Helleniſchen Gewäſſern verſchwunden, die Tyrannen der Inſeln, die
ſich zu den Perſern gehalten hatten, wurden verjagt oder hingerich-
tet 82), ein Macedoniſches Geſchwader unter Amphoterus ſegelte
nach der Inſel Kreta, die ein Jahr vorher von Agis Bruder be-
ſetzt war; Agis ſelbſt, der ſich bis zur Aſiatiſchen Küſte nicht ohne
Glück vorgewagt hatte, war gezwungen, ſich ganz auf das Helle-
niſche Feſtland zu beſchränken. Dennoch gab er ſeine Pläne nicht
auf; er hatte einen bedeutenden Theil der Griechiſchen Söldner,
die ſich nach der Schlacht von Iſſus gerettet hatten, um ſich ver-
ſammelt, hatte auf dem Vorgebirge Tänarum einen förmlichen
Werbeplatz eröffnet, hatte mit den Gleichgeſinnten in anderen, na-
mentlich Peloponneſiſchen Staaten Verbindungen angeknüpft, die
den glücklichſten Fortgang verſprachen, kurz er hatte mit ſolcher
Umſicht und Kühnheit ſeinen Einfluß und ſeine Macht erweitert,
daß die Gegner Macedoniens mit der ſicherſten Hoffnung auf ihn
blickten.
Alexander wußte ſchon, als er von Tyrus aus nach dem obe-
ren
80) Aeschin. ct. Ctesiph. p. 439.
81) Plut. X Orat. De-
mosth.
82) Demosth. de foed. p. 192.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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