Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Küste waren immer noch die Kossäer, die räuberischen Bewohner So ging Alexander, es mochte gegen Ende August 324 sein, 1) So Isidor. Charac. p. 5. Da ich diesen Weg Alexanders zum Gegenstande einer besonderen Abhandlung machen werde, so übergehe ich an dieser Stelle genauere Untersuchungen; ich bemerke nur, daß Diodor (XVII. 110.) der etwas Genaueres von diesem Wege giebt (bei Arrian ist hier die Lücke vor VII. 13.) den Zug von Susa bis Opis gänzlich ausläßt und so erzählt, als ob Alex- ander von Susa aus den Medischen Weg eingeschlagen; daher die mancherlei Fehler in Wesselings und Mannerts Kritik. 2) Noch
heute heißt der an Sculpturen reiche Westeingang der Pässe Tauk-i-bostan, Bogen des Gartens, und Diodor II. 13. erzählt, daß Semiramis bei dem Berge Bagistanos einen Garten von zwölf Stadien im Umkreis anlegen und den Berg mit Bildhauerarbeit schmücken ließ. Die Inschriften, die man noch auf denselben fin- det, und die Sylvester de Sacy so schön erklärt hat, bezeichnen die Königsgestalten in diesen Sculpturen als die der Könige Shapur und Beheram. Kuͤſte waren immer noch die Koſſaͤer, die raͤuberiſchen Bewohner So ging Alexander, es mochte gegen Ende Auguſt 324 ſein, 1) So Isidor. Charac. p. 5. Da ich dieſen Weg Alexanders zum Gegenſtande einer beſonderen Abhandlung machen werde, ſo uͤbergehe ich an dieſer Stelle genauere Unterſuchungen; ich bemerke nur, daß Diodor (XVII. 110.) der etwas Genaueres von dieſem Wege giebt (bei Arrian iſt hier die Luͤcke vor VII. 13.) den Zug von Suſa bis Opis gaͤnzlich auslaͤßt und ſo erzaͤhlt, als ob Alex- ander von Suſa aus den Mediſchen Weg eingeſchlagen; daher die mancherlei Fehler in Weſſelings und Mannerts Kritik. 2) Noch
heute heißt der an Sculpturen reiche Weſteingang der Paͤſſe Tauk-i-boſtan, Bogen des Gartens, und Diodor II. 13. erzaͤhlt, daß Semiramis bei dem Berge Bagiſtanos einen Garten von zwoͤlf Stadien im Umkreis anlegen und den Berg mit Bildhauerarbeit ſchmuͤcken ließ. Die Inſchriften, die man noch auf denſelben fin- det, und die Sylveſter de Sacy ſo ſchoͤn erklaͤrt hat, bezeichnen die Koͤnigsgeſtalten in dieſen Sculpturen als die der Koͤnige Shapur und Beheram. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0567" n="553"/> Kuͤſte waren immer noch die Koſſaͤer, die raͤuberiſchen Bewohner<lb/> des Zagrosgebirges, nicht gedemuͤthigt, und jeder Karavanenzug, der<lb/> nicht mit bedeutender Bedeckung den Weg der Mediſchen Paͤſſe<lb/> einſchlug, ihren Ueberfaͤllen ausgeſetzt. Das etwa waren die Gruͤn-<lb/> de, welche den Koͤnig bewogen, ſeine Ruͤckkehr nach Babylon,<lb/> wohin die Reſidenz des Reiches verlegt war, ſo wie den Beginn<lb/> der neuen Unternehmungen gen Suͤden und Weſten, die ihn jetzt<lb/> unablaͤſſig beſchaͤftigten, bis zum naͤchſten Fruͤhjahr zu verſchieben.</p><lb/> <p>So ging Alexander, es mochte gegen Ende Auguſt 324 ſein,<lb/> von Opis aus auf der gewoͤhnlichen Mediſchen Straße gen Ekba-<lb/> tana; die Truppen folgten in mehreren Abtheilungen durch die<lb/> noͤrdlichen Diſtrikte der Landſchaft Sittacene. Alexander war uͤber<lb/> die Flecken Karraͤ und von da in vier Tagen gen Sambata ge-<lb/> kommen; er blieb hier ſieben Tage, bis die verſchiedenen Colon-<lb/> nen zuſammengetroffen waren. Mit drei Tagemaͤrſchen erreichte<lb/> man die Stadt Kelonaͤ <note place="foot" n="1)">So <hi rendition="#aq">Isidor. Charac. p.</hi> 5. Da ich dieſen Weg Alexanders<lb/> zum Gegenſtande einer beſonderen Abhandlung machen werde, ſo<lb/> uͤbergehe ich an dieſer Stelle genauere Unterſuchungen; ich bemerke<lb/> nur, daß Diodor (<hi rendition="#aq">XVII.</hi> 110.) der etwas Genaueres von dieſem<lb/> Wege giebt (bei Arrian iſt hier die Luͤcke vor <hi rendition="#aq">VII.</hi> 13.) den Zug<lb/> von Suſa bis Opis gaͤnzlich auslaͤßt und ſo erzaͤhlt, als ob Alex-<lb/> ander von Suſa aus den Mediſchen Weg eingeſchlagen; daher die<lb/> mancherlei Fehler in Weſſelings und Mannerts Kritik.</note>, wenige Meilen von den Zagrospaͤſſen,<lb/> von Griechen bewohnt, die, zur Zeit der Perſerkriege hierher ge-<lb/> bracht, in Sprache und Sitten noch immer das Helleniſche, wenn<lb/> auch nicht rein, bewahrten. Von hier aus zog Alexander zu der<lb/> Paßgegend von Bagiſtame <note place="foot" n="2)">Noch<lb/> heute heißt der an Sculpturen reiche Weſteingang der Paͤſſe<lb/> Tauk-i-boſtan, Bogen des Gartens, <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> <hi rendition="#aq">Diodor II.</hi> 13. erzaͤhlt, daß<lb/> Semiramis bei dem Berge Bagiſtanos einen Garten von zwoͤlf<lb/> Stadien im Umkreis anlegen und den Berg mit Bildhauerarbeit<lb/> ſchmuͤcken ließ. Die Inſchriften, die man noch auf denſelben fin-<lb/> det, und die Sylveſter de Sacy ſo ſchoͤn erklaͤrt hat, bezeichnen die<lb/> Koͤnigsgeſtalten in dieſen Sculpturen als die der Koͤnige Shapur<lb/> und Beheram.</note>; er verließ den Weg, um die be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [553/0567]
Kuͤſte waren immer noch die Koſſaͤer, die raͤuberiſchen Bewohner
des Zagrosgebirges, nicht gedemuͤthigt, und jeder Karavanenzug, der
nicht mit bedeutender Bedeckung den Weg der Mediſchen Paͤſſe
einſchlug, ihren Ueberfaͤllen ausgeſetzt. Das etwa waren die Gruͤn-
de, welche den Koͤnig bewogen, ſeine Ruͤckkehr nach Babylon,
wohin die Reſidenz des Reiches verlegt war, ſo wie den Beginn
der neuen Unternehmungen gen Suͤden und Weſten, die ihn jetzt
unablaͤſſig beſchaͤftigten, bis zum naͤchſten Fruͤhjahr zu verſchieben.
So ging Alexander, es mochte gegen Ende Auguſt 324 ſein,
von Opis aus auf der gewoͤhnlichen Mediſchen Straße gen Ekba-
tana; die Truppen folgten in mehreren Abtheilungen durch die
noͤrdlichen Diſtrikte der Landſchaft Sittacene. Alexander war uͤber
die Flecken Karraͤ und von da in vier Tagen gen Sambata ge-
kommen; er blieb hier ſieben Tage, bis die verſchiedenen Colon-
nen zuſammengetroffen waren. Mit drei Tagemaͤrſchen erreichte
man die Stadt Kelonaͤ 1), wenige Meilen von den Zagrospaͤſſen,
von Griechen bewohnt, die, zur Zeit der Perſerkriege hierher ge-
bracht, in Sprache und Sitten noch immer das Helleniſche, wenn
auch nicht rein, bewahrten. Von hier aus zog Alexander zu der
Paßgegend von Bagiſtame 2); er verließ den Weg, um die be-
1) So Isidor. Charac. p. 5. Da ich dieſen Weg Alexanders
zum Gegenſtande einer beſonderen Abhandlung machen werde, ſo
uͤbergehe ich an dieſer Stelle genauere Unterſuchungen; ich bemerke
nur, daß Diodor (XVII. 110.) der etwas Genaueres von dieſem
Wege giebt (bei Arrian iſt hier die Luͤcke vor VII. 13.) den Zug
von Suſa bis Opis gaͤnzlich auslaͤßt und ſo erzaͤhlt, als ob Alex-
ander von Suſa aus den Mediſchen Weg eingeſchlagen; daher die
mancherlei Fehler in Weſſelings und Mannerts Kritik.
2) Noch
heute heißt der an Sculpturen reiche Weſteingang der Paͤſſe
Tauk-i-boſtan, Bogen des Gartens, und Diodor II. 13. erzaͤhlt, daß
Semiramis bei dem Berge Bagiſtanos einen Garten von zwoͤlf
Stadien im Umkreis anlegen und den Berg mit Bildhauerarbeit
ſchmuͤcken ließ. Die Inſchriften, die man noch auf denſelben fin-
det, und die Sylveſter de Sacy ſo ſchoͤn erklaͤrt hat, bezeichnen die
Koͤnigsgeſtalten in dieſen Sculpturen als die der Koͤnige Shapur
und Beheram.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |