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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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heit und Ergebenheit vielfach und namentlich noch bei der Hoch-
zeitfeier von Susa durch die Vermählung mit Artabazus Tochter
geehrt war, hatte gleichwohl die ächt Griechische Liebe zum Gelde
in einem Maaße, wie es nur bei seinen sonstigen ausgezeichneten
Eigenschaften zu verzeihen war; und Alexander war klug genug,
den habsüchtigen Kardianer, so oft er dessen Vortheil mit seinem
Pflichteifer oder seiner Hingebung in Collision sah, auf das Frei-
giebigste zu bedenken. Nur einmal, es war noch in Indien und
der König hatte die Ausrüstung der Trieren für die Stromflotte,
da seine Kassen erschöpft waren, als Ehrensache den Generalen
überlassen, ärgerte sich Alexander zu sehr an dem schmutzigen Geize
des Eumenes, als daß er sich hätte versagen sollen, ihm eine tüch-
tige Lehre zu geben. Eumenes sollte dreihundert Talente verwen-
den, er gab nur hundert und versicherte den König, daß er kaum
diese mit aller Mühe habe zusammenbringen können; und doch
kannte Alexander seinen Reichthum; er machte ihm keine Vor-
würfe, nahm aber das Dargebotene nicht an; er befahl, in der
Stille der Nacht das Zelt des Eumenes anzuzünden, um ihn dann,
wenn er in voller Angst vor dem Feuer, dem übrigens sogleich
wieder Einhalt gethan werden sollte, seine Schätze heraus schlep-
pen ließe, dem allgemeinen Spotte Preis zu geben. Leider griff
das Feuer so schnell um sich, daß es das ganze Zelt mit Allem,
was in demselben war, namentlich vielen Büchern, verzehrte; das
geschmolzene Gold und Silber, das man in der Asche fand, be-
trug allein über zweitausend Talente. Alexander ersetzte ihm sei-
nen Verlust reichlich, und Eumenes war es zufrieden, mit einem
kleinen Schrecken größere Reichthümer gewonnen zu haben 5). Bei
den Macedoniern, namentlich den Generalen, war Eumenes we-
gen seines krämerhaften Sinnes, wegen seiner Schlauheit und we-
gen des hohen Ansehens, das er, der Grieche, am Hofe genoß,
wenig beliebt; und daß ihn vor Allen Hephästion, der durch sein
nahes Verhältniß zu Alexander sehr oft mit ihm in Berührung
kam, nicht mochte, war nach dem Charakter des edlen Pelläers
natürlich. Alles, was von diesem berichtet wird, zeigt seinen mil-

5) Plutarch. Eum. 2.

heit und Ergebenheit vielfach und namentlich noch bei der Hoch-
zeitfeier von Suſa durch die Vermaͤhlung mit Artabazus Tochter
geehrt war, hatte gleichwohl die aͤcht Griechiſche Liebe zum Gelde
in einem Maaße, wie es nur bei ſeinen ſonſtigen ausgezeichneten
Eigenſchaften zu verzeihen war; und Alexander war klug genug,
den habſuͤchtigen Kardianer, ſo oft er deſſen Vortheil mit ſeinem
Pflichteifer oder ſeiner Hingebung in Colliſion ſah, auf das Frei-
giebigſte zu bedenken. Nur einmal, es war noch in Indien und
der Koͤnig hatte die Ausruͤſtung der Trieren fuͤr die Stromflotte,
da ſeine Kaſſen erſchoͤpft waren, als Ehrenſache den Generalen
uͤberlaſſen, aͤrgerte ſich Alexander zu ſehr an dem ſchmutzigen Geize
des Eumenes, als daß er ſich haͤtte verſagen ſollen, ihm eine tuͤch-
tige Lehre zu geben. Eumenes ſollte dreihundert Talente verwen-
den, er gab nur hundert und verſicherte den Koͤnig, daß er kaum
dieſe mit aller Muͤhe habe zuſammenbringen koͤnnen; und doch
kannte Alexander ſeinen Reichthum; er machte ihm keine Vor-
wuͤrfe, nahm aber das Dargebotene nicht an; er befahl, in der
Stille der Nacht das Zelt des Eumenes anzuzuͤnden, um ihn dann,
wenn er in voller Angſt vor dem Feuer, dem uͤbrigens ſogleich
wieder Einhalt gethan werden ſollte, ſeine Schaͤtze heraus ſchlep-
pen ließe, dem allgemeinen Spotte Preis zu geben. Leider griff
das Feuer ſo ſchnell um ſich, daß es das ganze Zelt mit Allem,
was in demſelben war, namentlich vielen Buͤchern, verzehrte; das
geſchmolzene Gold und Silber, das man in der Aſche fand, be-
trug allein uͤber zweitauſend Talente. Alexander erſetzte ihm ſei-
nen Verluſt reichlich, und Eumenes war es zufrieden, mit einem
kleinen Schrecken groͤßere Reichthuͤmer gewonnen zu haben 5). Bei
den Macedoniern, namentlich den Generalen, war Eumenes we-
gen ſeines kraͤmerhaften Sinnes, wegen ſeiner Schlauheit und we-
gen des hohen Anſehens, das er, der Grieche, am Hofe genoß,
wenig beliebt; und daß ihn vor Allen Hephaͤſtion, der durch ſein
nahes Verhaͤltniß zu Alexander ſehr oft mit ihm in Beruͤhrung
kam, nicht mochte, war nach dem Charakter des edlen Pellaͤers
natuͤrlich. Alles, was von dieſem berichtet wird, zeigt ſeinen mil-

5) Plutarch. Eum. 2.
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[555/0569] heit und Ergebenheit vielfach und namentlich noch bei der Hoch- zeitfeier von Suſa durch die Vermaͤhlung mit Artabazus Tochter geehrt war, hatte gleichwohl die aͤcht Griechiſche Liebe zum Gelde in einem Maaße, wie es nur bei ſeinen ſonſtigen ausgezeichneten Eigenſchaften zu verzeihen war; und Alexander war klug genug, den habſuͤchtigen Kardianer, ſo oft er deſſen Vortheil mit ſeinem Pflichteifer oder ſeiner Hingebung in Colliſion ſah, auf das Frei- giebigſte zu bedenken. Nur einmal, es war noch in Indien und der Koͤnig hatte die Ausruͤſtung der Trieren fuͤr die Stromflotte, da ſeine Kaſſen erſchoͤpft waren, als Ehrenſache den Generalen uͤberlaſſen, aͤrgerte ſich Alexander zu ſehr an dem ſchmutzigen Geize des Eumenes, als daß er ſich haͤtte verſagen ſollen, ihm eine tuͤch- tige Lehre zu geben. Eumenes ſollte dreihundert Talente verwen- den, er gab nur hundert und verſicherte den Koͤnig, daß er kaum dieſe mit aller Muͤhe habe zuſammenbringen koͤnnen; und doch kannte Alexander ſeinen Reichthum; er machte ihm keine Vor- wuͤrfe, nahm aber das Dargebotene nicht an; er befahl, in der Stille der Nacht das Zelt des Eumenes anzuzuͤnden, um ihn dann, wenn er in voller Angſt vor dem Feuer, dem uͤbrigens ſogleich wieder Einhalt gethan werden ſollte, ſeine Schaͤtze heraus ſchlep- pen ließe, dem allgemeinen Spotte Preis zu geben. Leider griff das Feuer ſo ſchnell um ſich, daß es das ganze Zelt mit Allem, was in demſelben war, namentlich vielen Buͤchern, verzehrte; das geſchmolzene Gold und Silber, das man in der Aſche fand, be- trug allein uͤber zweitauſend Talente. Alexander erſetzte ihm ſei- nen Verluſt reichlich, und Eumenes war es zufrieden, mit einem kleinen Schrecken groͤßere Reichthuͤmer gewonnen zu haben 5). Bei den Macedoniern, namentlich den Generalen, war Eumenes we- gen ſeines kraͤmerhaften Sinnes, wegen ſeiner Schlauheit und we- gen des hohen Anſehens, das er, der Grieche, am Hofe genoß, wenig beliebt; und daß ihn vor Allen Hephaͤſtion, der durch ſein nahes Verhaͤltniß zu Alexander ſehr oft mit ihm in Beruͤhrung kam, nicht mochte, war nach dem Charakter des edlen Pellaͤers natuͤrlich. Alles, was von dieſem berichtet wird, zeigt ſeinen mil- 5) Plutarch. Eum. 2.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/569>, abgerufen am 22.11.2024.