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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Flora der Gebirge.
australien, kein Hochgebirge und nicht einmal besondere
Mannigfaltigkeit der Standorte. Ausgeschlossen vom Besitz
endemischer Sippen vom Range guter Arten sind die
nordischen Gebirge; weder Island noch die norwegischen
Alpen, wie es scheint auch Kamtschatkas hohes Bergland
nicht, haben endemische Arten. Wohl aber zeichnen
sich die Hochländer aller anderen Gebiete durch solche
aus, obwohl bei dem mangelhaften Zustande aller flori-
stischen Erkenntnis in manchen Gebieten ein genügender
Beweis dafür noch nicht erbracht werden kann. Für
Neuguinea, in dessen hohem Gebirgsland man eine aus-
gezeichnete Flora vermutete, ist der Beweis jüngst durch
Mac Gregor erbracht. Erfahrungsgemäss spricht eine ge-
wisse Wahrscheinlichkeit für endemischen Besitz, wenn
man den Begriff des einzelnen Gebirgslandes nicht zu eng,
den Raum zur Abschätzung der Endemismen also nicht
zu klein an Fläche wählt; und dann darf man also unter
Zugrundelegung eines bestimmten Maßes, etwa 1600 m
Höhe als Abscheidung des Gebirgslandes, sagen, dass alle
über dieser unteren Grenze entwickelten Gebirge zwischen
55° N. und 50° S. einen mehr oder minder grossen
Reichtum an endemischen Arten sich bewahrt haben.
Bekannt ist derselbe seit lange von den europäischen
Alpen, Pyrenäen, Sierra Nevada, den Gebirgen der Balkan-
halbinsel und den Karpaten, dem Kaukasus; ein ent-
sprechender Reichtum hat sich dann ausserhalb Europas
gefunden im Bereiche des west- und mittelasiatischen
Gebirgssystems, im Thianschan, Altai, Himalaya und den
Hochländern von Yünnan, in den nordamerikanischen
Felsengebirgen und ihren Anschlussketten in Mexiko,
Guatemala-Costarica, dann wieder auf den tropischen und
chilenischen Anden, welche sowohl einzelnen zusammen-
hängenden Gattungsarealen eine wohlumgrenzte Heimat
gegeben als zu vielfachen beschränkten Art-Endemismen
geführt haben; ebenso im Gebirgslande von Venezuela.

Von besonderem Interesse ist in den Anden, dass dieser als
gemeinsamer und langausgedehnter Wall emporstrebende Gebirgs-
zug nicht in seiner Totalität als Entwickelungsgebiet einheitlichen
Charakters aufzufassen ist, sondern in mehrere Gruppen sich sondert,
obwohl er anderseits wie kein zweiter Gebirgswall zum gegen-

Flora der Gebirge.
australien, kein Hochgebirge und nicht einmal besondere
Mannigfaltigkeit der Standorte. Ausgeschlossen vom Besitz
endemischer Sippen vom Range guter Arten sind die
nordischen Gebirge; weder Island noch die norwegischen
Alpen, wie es scheint auch Kamtschatkas hohes Bergland
nicht, haben endemische Arten. Wohl aber zeichnen
sich die Hochländer aller anderen Gebiete durch solche
aus, obwohl bei dem mangelhaften Zustande aller flori-
stischen Erkenntnis in manchen Gebieten ein genügender
Beweis dafür noch nicht erbracht werden kann. Für
Neuguinea, in dessen hohem Gebirgsland man eine aus-
gezeichnete Flora vermutete, ist der Beweis jüngst durch
Mac Gregor erbracht. Erfahrungsgemäss spricht eine ge-
wisse Wahrscheinlichkeit für endemischen Besitz, wenn
man den Begriff des einzelnen Gebirgslandes nicht zu eng,
den Raum zur Abschätzung der Endemismen also nicht
zu klein an Fläche wählt; und dann darf man also unter
Zugrundelegung eines bestimmten Maßes, etwa 1600 m
Höhe als Abscheidung des Gebirgslandes, sagen, dass alle
über dieser unteren Grenze entwickelten Gebirge zwischen
55° N. und 50° S. einen mehr oder minder grossen
Reichtum an endemischen Arten sich bewahrt haben.
Bekannt ist derselbe seit lange von den europäischen
Alpen, Pyrenäen, Sierra Nevada, den Gebirgen der Balkan-
halbinsel und den Karpaten, dem Kaukasus; ein ent-
sprechender Reichtum hat sich dann ausserhalb Europas
gefunden im Bereiche des west- und mittelasiatischen
Gebirgssystems, im Thianschan, Altai, Himalaya und den
Hochländern von Yünnan, in den nordamerikanischen
Felsengebirgen und ihren Anschlussketten in Mexiko,
Guatemala-Costarica, dann wieder auf den tropischen und
chilenischen Anden, welche sowohl einzelnen zusammen-
hängenden Gattungsarealen eine wohlumgrenzte Heimat
gegeben als zu vielfachen beschränkten Art-Endemismen
geführt haben; ebenso im Gebirgslande von Venezuela.

Von besonderem Interesse ist in den Anden, dass dieser als
gemeinsamer und langausgedehnter Wall emporstrebende Gebirgs-
zug nicht in seiner Totalität als Entwickelungsgebiet einheitlichen
Charakters aufzufassen ist, sondern in mehrere Gruppen sich sondert,
obwohl er anderseits wie kein zweiter Gebirgswall zum gegen-

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[139/0161] Flora der Gebirge. australien, kein Hochgebirge und nicht einmal besondere Mannigfaltigkeit der Standorte. Ausgeschlossen vom Besitz endemischer Sippen vom Range guter Arten sind die nordischen Gebirge; weder Island noch die norwegischen Alpen, wie es scheint auch Kamtschatkas hohes Bergland nicht, haben endemische Arten. Wohl aber zeichnen sich die Hochländer aller anderen Gebiete durch solche aus, obwohl bei dem mangelhaften Zustande aller flori- stischen Erkenntnis in manchen Gebieten ein genügender Beweis dafür noch nicht erbracht werden kann. Für Neuguinea, in dessen hohem Gebirgsland man eine aus- gezeichnete Flora vermutete, ist der Beweis jüngst durch Mac Gregor erbracht. Erfahrungsgemäss spricht eine ge- wisse Wahrscheinlichkeit für endemischen Besitz, wenn man den Begriff des einzelnen Gebirgslandes nicht zu eng, den Raum zur Abschätzung der Endemismen also nicht zu klein an Fläche wählt; und dann darf man also unter Zugrundelegung eines bestimmten Maßes, etwa 1600 m Höhe als Abscheidung des Gebirgslandes, sagen, dass alle über dieser unteren Grenze entwickelten Gebirge zwischen 55° N. und 50° S. einen mehr oder minder grossen Reichtum an endemischen Arten sich bewahrt haben. Bekannt ist derselbe seit lange von den europäischen Alpen, Pyrenäen, Sierra Nevada, den Gebirgen der Balkan- halbinsel und den Karpaten, dem Kaukasus; ein ent- sprechender Reichtum hat sich dann ausserhalb Europas gefunden im Bereiche des west- und mittelasiatischen Gebirgssystems, im Thianschan, Altai, Himalaya und den Hochländern von Yünnan, in den nordamerikanischen Felsengebirgen und ihren Anschlussketten in Mexiko, Guatemala-Costarica, dann wieder auf den tropischen und chilenischen Anden, welche sowohl einzelnen zusammen- hängenden Gattungsarealen eine wohlumgrenzte Heimat gegeben als zu vielfachen beschränkten Art-Endemismen geführt haben; ebenso im Gebirgslande von Venezuela. Von besonderem Interesse ist in den Anden, dass dieser als gemeinsamer und langausgedehnter Wall emporstrebende Gebirgs- zug nicht in seiner Totalität als Entwickelungsgebiet einheitlichen Charakters aufzufassen ist, sondern in mehrere Gruppen sich sondert, obwohl er anderseits wie kein zweiter Gebirgswall zum gegen-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/161>, abgerufen am 21.11.2024.