seitigen Austausch borealer und australer Sippen über den Aequa- tor hinweg geeignet gewesen ist. Darüber sagt Engler (Entw. d. H. Bd. II, S. 233) folgendes: "Bei weitem der grösste Teil der den Anden eigentümlichen Gattungen ist von beschränkter Verbreitung, entweder nur im Hochland von Kolumbien bis Peru oder nur in Chile angetroffen; auch enthalten die meisten nur wenige Arten; mit Rücksicht auf den Endemismus kann man daher die Region der tropischen Anden von der Chiles wohl trennen; indessen ge- hören doch die Gattungen der nördlichen Anden und des südlich der Wüste Atacama gelegenen Chile denselben engeren Gruppen an ..." Aus den dann von Engler mitgeteilten Verbreitungslisten der hochandinen Flora geht hervor, dass dieselbe grösstenteils endemisch ist und dass die Arten meistens auf engere Bezirke be- schränkt sind.
Die Alpen von Neuseeland und Victoria haben dann wieder ihre beschränkten Artareale, in dem indischen Florenreich zwischen Neuguinea und Ceylon kommt der insulare Charakter mit den Gebirgseinflüssen zur Erzeu- gung beschränkter Arten zusammen; besonders reich aber ist dann noch an Endemismen das abessinische Hochland. Vom brasilianischen Berglande kennt man Endemismen des Itatiaya, ja sogar Gattungen, welche die Bergregion unter dem südlichen Wendekreise nicht verlassen. Im sudanesischen Berglande sind die einzelnen berühmten Gipfel, der Kilimandscharo besonders, zugleich Fundstätten eigener Arten geworden; aber es lässt sich nicht erwarten, dass hier ein starker Endemismus in kleineren Arealen aufgefunden werden wird. Auch das südafrikanische Hochland, mit 1400 bis 1600 m Höhe zum Oranje hin abfallend, nimmt an dem so wohlbekannten, unvergleich- lichen Artreichtum des südafrikanischen Florenreichs einen besonderen Anteil, indem man z. B. die sonderbare Passi- floraceengattung Guthriea nur in den höchsten Teilen der Sneeuwberge gefunden hat, wo zugleich besondere Com- positen auftreten, wenige endemische Eriken etc. Doch ist hier der Artenreichtum (total noch nicht 1000) viel geringer als im eigentlichen Kaplande, und diese Berge dienen mehr als Sperren gegenüber der im äussersten Südwestwinkel des Landes zusammengehäuften Fülle von Arten, deren Gesamtzahl in der an Fläche sehr kleinen Vegetationsregion nach Bolus 2000 beträgt.
Endemismen der Gebirgsländer.
seitigen Austausch borealer und australer Sippen über den Aequa- tor hinweg geeignet gewesen ist. Darüber sagt Engler (Entw. d. H. Bd. II, S. 233) folgendes: „Bei weitem der grösste Teil der den Anden eigentümlichen Gattungen ist von beschränkter Verbreitung, entweder nur im Hochland von Kolumbien bis Peru oder nur in Chile angetroffen; auch enthalten die meisten nur wenige Arten; mit Rücksicht auf den Endemismus kann man daher die Region der tropischen Anden von der Chiles wohl trennen; indessen ge- hören doch die Gattungen der nördlichen Anden und des südlich der Wüste Atacama gelegenen Chile denselben engeren Gruppen an …“ Aus den dann von Engler mitgeteilten Verbreitungslisten der hochandinen Flora geht hervor, dass dieselbe grösstenteils endemisch ist und dass die Arten meistens auf engere Bezirke be- schränkt sind.
Die Alpen von Neuseeland und Victoria haben dann wieder ihre beschränkten Artareale, in dem indischen Florenreich zwischen Neuguinea und Ceylon kommt der insulare Charakter mit den Gebirgseinflüssen zur Erzeu- gung beschränkter Arten zusammen; besonders reich aber ist dann noch an Endemismen das abessinische Hochland. Vom brasilianischen Berglande kennt man Endemismen des Itatiaya, ja sogar Gattungen, welche die Bergregion unter dem südlichen Wendekreise nicht verlassen. Im sudanesischen Berglande sind die einzelnen berühmten Gipfel, der Kilimandscharo besonders, zugleich Fundstätten eigener Arten geworden; aber es lässt sich nicht erwarten, dass hier ein starker Endemismus in kleineren Arealen aufgefunden werden wird. Auch das südafrikanische Hochland, mit 1400 bis 1600 m Höhe zum Oranje hin abfallend, nimmt an dem so wohlbekannten, unvergleich- lichen Artreichtum des südafrikanischen Florenreichs einen besonderen Anteil, indem man z. B. die sonderbare Passi- floraceengattung Guthriea nur in den höchsten Teilen der Sneeuwberge gefunden hat, wo zugleich besondere Com- positen auftreten, wenige endemische Eriken etc. Doch ist hier der Artenreichtum (total noch nicht 1000) viel geringer als im eigentlichen Kaplande, und diese Berge dienen mehr als Sperren gegenüber der im äussersten Südwestwinkel des Landes zusammengehäuften Fülle von Arten, deren Gesamtzahl in der an Fläche sehr kleinen Vegetationsregion nach Bolus 2000 beträgt.
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Endemismen der Gebirgsländer.
seitigen Austausch borealer und australer Sippen über den Aequa-
tor hinweg geeignet gewesen ist. Darüber sagt Engler (Entw. d.
H. Bd. II, S. 233) folgendes: „Bei weitem der grösste Teil der den
Anden eigentümlichen Gattungen ist von beschränkter Verbreitung,
entweder nur im Hochland von Kolumbien bis Peru oder nur in
Chile angetroffen; auch enthalten die meisten nur wenige Arten;
mit Rücksicht auf den Endemismus kann man daher die Region
der tropischen Anden von der Chiles wohl trennen; indessen ge-
hören doch die Gattungen der nördlichen Anden und des südlich
der Wüste Atacama gelegenen Chile denselben engeren Gruppen
an …“ Aus den dann von Engler mitgeteilten Verbreitungslisten
der hochandinen Flora geht hervor, dass dieselbe grösstenteils
endemisch ist und dass die Arten meistens auf engere Bezirke be-
schränkt sind.
Die Alpen von Neuseeland und Victoria haben dann
wieder ihre beschränkten Artareale, in dem indischen
Florenreich zwischen Neuguinea und Ceylon kommt der
insulare Charakter mit den Gebirgseinflüssen zur Erzeu-
gung beschränkter Arten zusammen; besonders reich aber
ist dann noch an Endemismen das abessinische Hochland.
Vom brasilianischen Berglande kennt man Endemismen
des Itatiaya, ja sogar Gattungen, welche die Bergregion
unter dem südlichen Wendekreise nicht verlassen. Im
sudanesischen Berglande sind die einzelnen berühmten
Gipfel, der Kilimandscharo besonders, zugleich Fundstätten
eigener Arten geworden; aber es lässt sich nicht erwarten,
dass hier ein starker Endemismus in kleineren Arealen
aufgefunden werden wird. Auch das südafrikanische
Hochland, mit 1400 bis 1600 m Höhe zum Oranje hin
abfallend, nimmt an dem so wohlbekannten, unvergleich-
lichen Artreichtum des südafrikanischen Florenreichs einen
besonderen Anteil, indem man z. B. die sonderbare Passi-
floraceengattung Guthriea nur in den höchsten Teilen der
Sneeuwberge gefunden hat, wo zugleich besondere Com-
positen auftreten, wenige endemische Eriken etc. Doch
ist hier der Artenreichtum (total noch nicht 1000) viel
geringer als im eigentlichen Kaplande, und diese Berge
dienen mehr als Sperren gegenüber der im äussersten
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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