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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Federgras-, Goldbart-, Alang-Formation.
auf den kürzeren Zeitraum vom Frühlingserwachen bis
gegen den heissen Hochsommer hin beschränkt, und wie
im Sommer die Dürre, so bewirkt im Winter extreme
Temperaturerniedrigung völligen Vegetationsstillstand.
Um mit den Beispielen für solche Grassteppen in dem-
selben Gebiete, wie vorhin, zu bleiben, sei an die "Feder-
gras- und Goldbartfluren" der von Kerner so schön ge-
gliederten pontischen Vegetationsformationen erinnert.

Die Federgrasflur wird von Stipa (Thyrsa) gebildet, einer
etwa 100 Arten zählenden und überhaupt für die Steppenfluren
charakteristischen, subtropisch-temperiert klimatisierten Gräser-
gattung. (So wird auch die nordafrikanische Halfa- oder Esparto-
grasformation in Spanien und Algerien von Stipa, Sektion Macro-
chloa, gebildet.) Die lang wehenden Grannen erinnern an Reiher-
federn und sind in Ungarn unter der Bezeichnung Arvaleanyhaj
mit Liedern und Märchen verwoben. Zahlreiche Leguminosen und
Compositen, Iris, Allium und andere Zwiebelgewächse schalten sich
in die Lücken auf dem sandigen Erdreich ein. Auf lehmigem
Boden wird das Federgras durch Stipa capillata mit einem ander-
weiten Tross von Nebenbestandteilen ersetzt. Die Goldbartflur,
von Pollinia Gryllus gebildet, hat das Ansehen einer hochgrasigen
Wiese; der Boden ist mit grossen Polstern, deren goldig schim-
mernde Rispen sich auf meterhohen Halmen wiegen, dicht bestockt,
und Labiaten, Compositen und Leguminosen schliessen sich in die
hier festgeschlossene Pflanzendecke ein. -- Vergl. Kerner in Oester-
reich Ungarns Pflanzenwelt, S. 210.

Uebergänge in den einzelnen Abteilungen der Vege-
tationsformationen erscheinen so häufig und vielseitig, sie
sind ausserdem so selbstverständlich, dass man kaum dar-
nach zu fragen braucht. Es ist also auch meistens eine
Sache der Konvenienz, ob man den einen oder anderen
aus bestimmten Arten und Wuchsformen gebildeten Be-
stand zu dieser oder jener Abteilung rechnen will. Doch
scheint es wichtig, darauf hinzuweisen, dass unter den
Tropen auch Grassteppen, die sich nur durch vorwiegend
andere Arten und vielleicht durch höheren Wuchs von
den eben besprochenen unterscheiden, weite Fluren be-
decken, welche man nicht ohne weiteres als Savanen
betrachten kann. Als solche im indischen Florenreich
weit verbreitete tropische Grassteppe gilt mir auch die
Alanggrasflur von Imperata cylindrica, zugleich einheimisch
in Afrika und dem Mediterrangebiet, "welches 3--5 Fuss

Federgras-, Goldbart-, Alang-Formation.
auf den kürzeren Zeitraum vom Frühlingserwachen bis
gegen den heissen Hochsommer hin beschränkt, und wie
im Sommer die Dürre, so bewirkt im Winter extreme
Temperaturerniedrigung völligen Vegetationsstillstand.
Um mit den Beispielen für solche Grassteppen in dem-
selben Gebiete, wie vorhin, zu bleiben, sei an die „Feder-
gras- und Goldbartfluren“ der von Kerner so schön ge-
gliederten pontischen Vegetationsformationen erinnert.

Die Federgrasflur wird von Stipa (Thyrsa) gebildet, einer
etwa 100 Arten zählenden und überhaupt für die Steppenfluren
charakteristischen, subtropisch-temperiert klimatisierten Gräser-
gattung. (So wird auch die nordafrikanische Halfa- oder Esparto-
grasformation in Spanien und Algerien von Stipa, Sektion Macro-
chloa, gebildet.) Die lang wehenden Grannen erinnern an Reiher-
federn und sind in Ungarn unter der Bezeichnung Arvaléanyhaj
mit Liedern und Märchen verwoben. Zahlreiche Leguminosen und
Compositen, Iris, Allium und andere Zwiebelgewächse schalten sich
in die Lücken auf dem sandigen Erdreich ein. Auf lehmigem
Boden wird das Federgras durch Stipa capillata mit einem ander-
weiten Tross von Nebenbestandteilen ersetzt. Die Goldbartflur,
von Pollinia Gryllus gebildet, hat das Ansehen einer hochgrasigen
Wiese; der Boden ist mit grossen Polstern, deren goldig schim-
mernde Rispen sich auf meterhohen Halmen wiegen, dicht bestockt,
und Labiaten, Compositen und Leguminosen schliessen sich in die
hier festgeschlossene Pflanzendecke ein. — Vergl. Kerner in Oester-
reich Ungarns Pflanzenwelt, S. 210.

Uebergänge in den einzelnen Abteilungen der Vege-
tationsformationen erscheinen so häufig und vielseitig, sie
sind ausserdem so selbstverständlich, dass man kaum dar-
nach zu fragen braucht. Es ist also auch meistens eine
Sache der Konvenienz, ob man den einen oder anderen
aus bestimmten Arten und Wuchsformen gebildeten Be-
stand zu dieser oder jener Abteilung rechnen will. Doch
scheint es wichtig, darauf hinzuweisen, dass unter den
Tropen auch Grassteppen, die sich nur durch vorwiegend
andere Arten und vielleicht durch höheren Wuchs von
den eben besprochenen unterscheiden, weite Fluren be-
decken, welche man nicht ohne weiteres als Savanen
betrachten kann. Als solche im indischen Florenreich
weit verbreitete tropische Grassteppe gilt mir auch die
Alanggrasflur von Imperata cylindrica, zugleich einheimisch
in Afrika und dem Mediterrangebiet, „welches 3—5 Fuss

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[295/0325] Federgras-, Goldbart-, Alang-Formation. auf den kürzeren Zeitraum vom Frühlingserwachen bis gegen den heissen Hochsommer hin beschränkt, und wie im Sommer die Dürre, so bewirkt im Winter extreme Temperaturerniedrigung völligen Vegetationsstillstand. Um mit den Beispielen für solche Grassteppen in dem- selben Gebiete, wie vorhin, zu bleiben, sei an die „Feder- gras- und Goldbartfluren“ der von Kerner so schön ge- gliederten pontischen Vegetationsformationen erinnert. Die Federgrasflur wird von Stipa (Thyrsa) gebildet, einer etwa 100 Arten zählenden und überhaupt für die Steppenfluren charakteristischen, subtropisch-temperiert klimatisierten Gräser- gattung. (So wird auch die nordafrikanische Halfa- oder Esparto- grasformation in Spanien und Algerien von Stipa, Sektion Macro- chloa, gebildet.) Die lang wehenden Grannen erinnern an Reiher- federn und sind in Ungarn unter der Bezeichnung Arvaléanyhaj mit Liedern und Märchen verwoben. Zahlreiche Leguminosen und Compositen, Iris, Allium und andere Zwiebelgewächse schalten sich in die Lücken auf dem sandigen Erdreich ein. Auf lehmigem Boden wird das Federgras durch Stipa capillata mit einem ander- weiten Tross von Nebenbestandteilen ersetzt. Die Goldbartflur, von Pollinia Gryllus gebildet, hat das Ansehen einer hochgrasigen Wiese; der Boden ist mit grossen Polstern, deren goldig schim- mernde Rispen sich auf meterhohen Halmen wiegen, dicht bestockt, und Labiaten, Compositen und Leguminosen schliessen sich in die hier festgeschlossene Pflanzendecke ein. — Vergl. Kerner in Oester- reich Ungarns Pflanzenwelt, S. 210. Uebergänge in den einzelnen Abteilungen der Vege- tationsformationen erscheinen so häufig und vielseitig, sie sind ausserdem so selbstverständlich, dass man kaum dar- nach zu fragen braucht. Es ist also auch meistens eine Sache der Konvenienz, ob man den einen oder anderen aus bestimmten Arten und Wuchsformen gebildeten Be- stand zu dieser oder jener Abteilung rechnen will. Doch scheint es wichtig, darauf hinzuweisen, dass unter den Tropen auch Grassteppen, die sich nur durch vorwiegend andere Arten und vielleicht durch höheren Wuchs von den eben besprochenen unterscheiden, weite Fluren be- decken, welche man nicht ohne weiteres als Savanen betrachten kann. Als solche im indischen Florenreich weit verbreitete tropische Grassteppe gilt mir auch die Alanggrasflur von Imperata cylindrica, zugleich einheimisch in Afrika und dem Mediterrangebiet, „welches 3—5 Fuss

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/325>, abgerufen am 22.11.2024.