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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
Sierra Estrella, Nevada u. s. w. bis zum cilicischen Tau-
rus und Libanon über den beiden vorgenannten Vegeta-
tionsregionen auf, meistens in Höhen beginnend, wo in
Mitteleuropa die obere Nadelwaldregion zu herrschen pflegt,
also 1200--1400 m hoch. Sie zeichnet sich aus durch
Wälder aus den Ordnungen des nordischen Florenreichs,
in welcher also die sommergrünen Laubbäume eine grosse
Rolle spielen, auch im nördlichen Teile noch die Buche
vorkommt. Sonst aber sind es wärmer klimatisierte Nadel-
hölzer, Abies Pinsapo, cephalonica, cilicica, die Unterarten
der Gattung Cedrus (atlantica, Libani), repräsentative
Arten der nördlicheren Eschen-, Erlen- und Eichenarten,
welche hier den Waldgürtel bilden, bis dann über dem-
selben die alpinen Formationen in grünen Wiesen und
blumenreichen Matten, endlich in Geröll- und Felsbe-
ständen ausgebreitet sind, deren Gattungen zum Teil mit
denen der Alpenflora übereinstimmen, zum Teil aber an-
dere und echt mediterrane Formen darstellen, unter
denen das arktische Element fehlt oder nur schwach ver-
treten ist.

So bezeichnet im grossen Atlas ein Kranz verkümmerter
Eichen (Qu. Ilex) zwischen 2400 und 2700 m die Baumgrenze;
keine Spur der Charaktergewächse Madeiras und der Canaren ist
auf dieses Hochgebirge übergegangen (siehe Griseb. Abhandl.,
S. 420 und G. J., VIII, 247). Ribes-, Rosa- und Berberisgesträuche
bilden die unteren alpinen Formationen, selten sind die Abhänge
mit Gras und die Felsen mit Moos bewachsen, 1 Draba und
3 Saxifragen, 1 ausgezeichnete endemische Composite: Chrysan-
themum Catananche, bezeichnen den Charakter der alpinen Stauden,
unter denen nordeuropäische Arten (z. B. Saxifraga granulata)
vorkommen; Labiaten sind zahlreich (Lavandula, Mentha, Thy-
mus, Calamintha, Hyssopus, Salvia, Sideritis, Lamium, Ajuga).

In der spanischen Sierra Nevada beginnt mit etwa 1400 m
ein gemäßigter Waldgürtel von Pinus silvestris, Taxus, Sorbus
Aria, Acer opulifolium, Fraxinus excelsior; 2000 m hoch folgen
Alpengesträuche, 2450 m hoch Alpenstauden und Grasfluren (nivale
Region von Boissier). Der untere mitteleuropäische Charakter wird
durch Quercus Toza und Ginstergesträuche (Erinacea hispanica,
Genista horrida und ramosissima, Astragalus creticus etc.) in einen
mediterranen verwandelt; ein anderer Ginster, G. aspalathoides,
bildet darauf einen breiten zusammenhängenden Gürtel und mischt
sich stellenweise mit Juniperus nana und Sabina. Die Alpenmatten
(Borreguiles-Formation) bestehen aus Agrostis nevadensis, Nardus

4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
Sierra Estrella, Nevada u. s. w. bis zum cilicischen Tau-
rus und Libanon über den beiden vorgenannten Vegeta-
tionsregionen auf, meistens in Höhen beginnend, wo in
Mitteleuropa die obere Nadelwaldregion zu herrschen pflegt,
also 1200—1400 m hoch. Sie zeichnet sich aus durch
Wälder aus den Ordnungen des nordischen Florenreichs,
in welcher also die sommergrünen Laubbäume eine grosse
Rolle spielen, auch im nördlichen Teile noch die Buche
vorkommt. Sonst aber sind es wärmer klimatisierte Nadel-
hölzer, Abies Pinsapo, cephalonica, cilicica, die Unterarten
der Gattung Cedrus (atlantica, Libani), repräsentative
Arten der nördlicheren Eschen-, Erlen- und Eichenarten,
welche hier den Waldgürtel bilden, bis dann über dem-
selben die alpinen Formationen in grünen Wiesen und
blumenreichen Matten, endlich in Geröll- und Felsbe-
ständen ausgebreitet sind, deren Gattungen zum Teil mit
denen der Alpenflora übereinstimmen, zum Teil aber an-
dere und echt mediterrane Formen darstellen, unter
denen das arktische Element fehlt oder nur schwach ver-
treten ist.

So bezeichnet im grossen Atlas ein Kranz verkümmerter
Eichen (Qu. Ilex) zwischen 2400 und 2700 m die Baumgrenze;
keine Spur der Charaktergewächse Madeiras und der Canaren ist
auf dieses Hochgebirge übergegangen (siehe Griseb. Abhandl.,
S. 420 und G. J., VIII, 247). Ribes-, Rosa- und Berberisgesträuche
bilden die unteren alpinen Formationen, selten sind die Abhänge
mit Gras und die Felsen mit Moos bewachsen, 1 Draba und
3 Saxifragen, 1 ausgezeichnete endemische Composite: Chrysan-
themum Catananche, bezeichnen den Charakter der alpinen Stauden,
unter denen nordeuropäische Arten (z. B. Saxifraga granulata)
vorkommen; Labiaten sind zahlreich (Lavandula, Mentha, Thy-
mus, Calamintha, Hyssopus, Salvia, Sideritis, Lamium, Ajuga).

In der spanischen Sierra Nevada beginnt mit etwa 1400 m
ein gemäßigter Waldgürtel von Pinus silvestris, Taxus, Sorbus
Aria, Acer opulifolium, Fraxinus excelsior; 2000 m hoch folgen
Alpengesträuche, 2450 m hoch Alpenstauden und Grasfluren (nivale
Region von Boissier). Der untere mitteleuropäische Charakter wird
durch Quercus Toza und Ginstergesträuche (Erinacea hispanica,
Genista horrida und ramosissima, Astragalus creticus etc.) in einen
mediterranen verwandelt; ein anderer Ginster, G. aspalathoides,
bildet darauf einen breiten zusammenhängenden Gürtel und mischt
sich stellenweise mit Juniperus nana und Sabina. Die Alpenmatten
(Borreguiles-Formation) bestehen aus Agrostis nevadensis, Nardus

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[398/0430] 4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient. Sierra Estrella, Nevada u. s. w. bis zum cilicischen Tau- rus und Libanon über den beiden vorgenannten Vegeta- tionsregionen auf, meistens in Höhen beginnend, wo in Mitteleuropa die obere Nadelwaldregion zu herrschen pflegt, also 1200—1400 m hoch. Sie zeichnet sich aus durch Wälder aus den Ordnungen des nordischen Florenreichs, in welcher also die sommergrünen Laubbäume eine grosse Rolle spielen, auch im nördlichen Teile noch die Buche vorkommt. Sonst aber sind es wärmer klimatisierte Nadel- hölzer, Abies Pinsapo, cephalonica, cilicica, die Unterarten der Gattung Cedrus (atlantica, Libani), repräsentative Arten der nördlicheren Eschen-, Erlen- und Eichenarten, welche hier den Waldgürtel bilden, bis dann über dem- selben die alpinen Formationen in grünen Wiesen und blumenreichen Matten, endlich in Geröll- und Felsbe- ständen ausgebreitet sind, deren Gattungen zum Teil mit denen der Alpenflora übereinstimmen, zum Teil aber an- dere und echt mediterrane Formen darstellen, unter denen das arktische Element fehlt oder nur schwach ver- treten ist. So bezeichnet im grossen Atlas ein Kranz verkümmerter Eichen (Qu. Ilex) zwischen 2400 und 2700 m die Baumgrenze; keine Spur der Charaktergewächse Madeiras und der Canaren ist auf dieses Hochgebirge übergegangen (siehe Griseb. Abhandl., S. 420 und G. J., VIII, 247). Ribes-, Rosa- und Berberisgesträuche bilden die unteren alpinen Formationen, selten sind die Abhänge mit Gras und die Felsen mit Moos bewachsen, 1 Draba und 3 Saxifragen, 1 ausgezeichnete endemische Composite: Chrysan- themum Catananche, bezeichnen den Charakter der alpinen Stauden, unter denen nordeuropäische Arten (z. B. Saxifraga granulata) vorkommen; Labiaten sind zahlreich (Lavandula, Mentha, Thy- mus, Calamintha, Hyssopus, Salvia, Sideritis, Lamium, Ajuga). In der spanischen Sierra Nevada beginnt mit etwa 1400 m ein gemäßigter Waldgürtel von Pinus silvestris, Taxus, Sorbus Aria, Acer opulifolium, Fraxinus excelsior; 2000 m hoch folgen Alpengesträuche, 2450 m hoch Alpenstauden und Grasfluren (nivale Region von Boissier). Der untere mitteleuropäische Charakter wird durch Quercus Toza und Ginstergesträuche (Erinacea hispanica, Genista horrida und ramosissima, Astragalus creticus etc.) in einen mediterranen verwandelt; ein anderer Ginster, G. aspalathoides, bildet darauf einen breiten zusammenhängenden Gürtel und mischt sich stellenweise mit Juniperus nana und Sabina. Die Alpenmatten (Borreguiles-Formation) bestehen aus Agrostis nevadensis, Nardus

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/430>, abgerufen am 22.11.2024.