4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
und bilden eine eigene (neunte, bezw. zehnte) Vegetations- region.
7. Armenisch-iranische Steppenregion. Die- selbe beruht auf der den Waldformationen feindlichen klimatischen Wirkung von im Verhältnis zur geographi- schen Lage kalten Wintern und trockenheissen Sommern. Grosse wellenförmig gestaltete Flächen von meistens 700 bis 1200 m Meereshöhe, in Afghanistan und Belutschistan noch über dieser durchschnittlichen Höhe liegend, werden von Gebirgsketten überragt, welche den grösseren Teil des Jahres Schneekämme zeigen, und sind an Bäumen ebenso arm als reich an Halbsträuchern und Stauden en- demischer Arten, Artgruppen oder selbst Gattungen. Pistacia mutica und Juniperus excelsa sind als höhere Holzpflanzen vom Florenreichscharakter zu nennen, von den anderen zumal Gattungen wie Cousinia, Onobrychis, Hedysarum, Astragalus, Acanthophyllum, Silene.
Je höher man auf den Gebirgen (bis zu den eigentlich alpinen Formationen) emporsteigt, desto mehr herrschen die stacheligen Caryophylleen, Astragalus, Compositen, Acantholimon, von denen eine grosse Zahl halbkugelige Rasen oder Büsche bildet von auf- fallender und für diese Vegetationsregion charakteristischer Gestalt. Stapf hat aus den iranischen Steppen ausgezeichnete Einzelbilder geliefert und ebenso die totale Vegetationsanordnung geschildert, welche weite, brennendheisse Wüsten im wahren Sinne nicht aus- schliesst. Ihm zufolge entfällt von den circa 1000 Stachelpflanzen, welche Boissiers "Flora orientalis" aufzählt, die Hälfte auf Iran, in den Zagros-, Elburs- und chorassanischen Gebirgen hauptsächlich entwickelt, während sie gegen Süden und Südosten bedeutend abnehmen. Auch baumartige Sträucher nehmen daran teil, wie Crataegus, Pyrus glabra, und die weit verbreitete vom ägäischen Bezirk bis China reichende Elaeagnus hortensis in ihrer Steppen- form (E. angustifolia), viel häufiger richtige Sträucher: Amygda- lus-, Rhamnus-, Lycium- und Atraphaxis-Arten, welche verdornende Zweige treiben; ihre Blätter verwandeln in Dornen die circa 60 Acan- tholimon, 10 Acanthophyllum, Silene tragacantha und Gypsophila acerosa, von denen Acantholimon mit ausserordentlichen Mengen auftretend und noch bis 4000 m Höhe gehend streckenweise allein den Vegetationscharakter bedingt; die Leguminosen-Sträucher Ha- limodendron argenteum, Caragana und die vielen halbstrauchigen Astragalus lassen ihre Blattrippen als Dornen stehen; etwa 200 der Traganthsträucher gehören hierher und bilden dichtästige, von Stacheln starrende Polster im Durchmesser von 1/10 bis gegen 1 m. "Ein zweiter Typus der Astragalen ist auf den Gehängen der
4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
und bilden eine eigene (neunte, bezw. zehnte) Vegetations- region.
7. Armenisch-iranische Steppenregion. Die- selbe beruht auf der den Waldformationen feindlichen klimatischen Wirkung von im Verhältnis zur geographi- schen Lage kalten Wintern und trockenheissen Sommern. Grosse wellenförmig gestaltete Flächen von meistens 700 bis 1200 m Meereshöhe, in Afghanistan und Belutschistan noch über dieser durchschnittlichen Höhe liegend, werden von Gebirgsketten überragt, welche den grösseren Teil des Jahres Schneekämme zeigen, und sind an Bäumen ebenso arm als reich an Halbsträuchern und Stauden en- demischer Arten, Artgruppen oder selbst Gattungen. Pistacia mutica und Juniperus excelsa sind als höhere Holzpflanzen vom Florenreichscharakter zu nennen, von den anderen zumal Gattungen wie Cousinia, Onobrychis, Hedysarum, Astragalus, Acanthophyllum, Silene.
Je höher man auf den Gebirgen (bis zu den eigentlich alpinen Formationen) emporsteigt, desto mehr herrschen die stacheligen Caryophylleen, Astragalus, Compositen, Acantholimon, von denen eine grosse Zahl halbkugelige Rasen oder Büsche bildet von auf- fallender und für diese Vegetationsregion charakteristischer Gestalt. Stapf hat aus den iranischen Steppen ausgezeichnete Einzelbilder geliefert und ebenso die totale Vegetationsanordnung geschildert, welche weite, brennendheisse Wüsten im wahren Sinne nicht aus- schliesst. Ihm zufolge entfällt von den circa 1000 Stachelpflanzen, welche Boissiers „Flora orientalis“ aufzählt, die Hälfte auf Iran, in den Zagros-, Elburs- und chorassanischen Gebirgen hauptsächlich entwickelt, während sie gegen Süden und Südosten bedeutend abnehmen. Auch baumartige Sträucher nehmen daran teil, wie Crataegus, Pyrus glabra, und die weit verbreitete vom ägäischen Bezirk bis China reichende Elaeagnus hortensis in ihrer Steppen- form (E. angustifolia), viel häufiger richtige Sträucher: Amygda- lus-, Rhamnus-, Lycium- und Atraphaxis-Arten, welche verdornende Zweige treiben; ihre Blätter verwandeln in Dornen die circa 60 Acan- tholimon, 10 Acanthophyllum, Silene tragacantha und Gypsophila acerosa, von denen Acantholimon mit ausserordentlichen Mengen auftretend und noch bis 4000 m Höhe gehend streckenweise allein den Vegetationscharakter bedingt; die Leguminosen-Sträucher Ha- limodendron argenteum, Caragana und die vielen halbstrauchigen Astragalus lassen ihre Blattrippen als Dornen stehen; etwa 200 der Traganthsträucher gehören hierher und bilden dichtästige, von Stacheln starrende Polster im Durchmesser von 1/10 bis gegen 1 m. „Ein zweiter Typus der Astragalen ist auf den Gehängen der
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4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
und bilden eine eigene (neunte, bezw. zehnte) Vegetations-
region.
7. Armenisch-iranische Steppenregion. Die-
selbe beruht auf der den Waldformationen feindlichen
klimatischen Wirkung von im Verhältnis zur geographi-
schen Lage kalten Wintern und trockenheissen Sommern.
Grosse wellenförmig gestaltete Flächen von meistens 700
bis 1200 m Meereshöhe, in Afghanistan und Belutschistan
noch über dieser durchschnittlichen Höhe liegend, werden
von Gebirgsketten überragt, welche den grösseren Teil
des Jahres Schneekämme zeigen, und sind an Bäumen
ebenso arm als reich an Halbsträuchern und Stauden en-
demischer Arten, Artgruppen oder selbst Gattungen.
Pistacia mutica und Juniperus excelsa sind als höhere
Holzpflanzen vom Florenreichscharakter zu nennen, von
den anderen zumal Gattungen wie Cousinia, Onobrychis,
Hedysarum, Astragalus, Acanthophyllum, Silene.
Je höher man auf den Gebirgen (bis zu den eigentlich alpinen
Formationen) emporsteigt, desto mehr herrschen die stacheligen
Caryophylleen, Astragalus, Compositen, Acantholimon, von denen
eine grosse Zahl halbkugelige Rasen oder Büsche bildet von auf-
fallender und für diese Vegetationsregion charakteristischer Gestalt.
Stapf hat aus den iranischen Steppen ausgezeichnete Einzelbilder
geliefert und ebenso die totale Vegetationsanordnung geschildert,
welche weite, brennendheisse Wüsten im wahren Sinne nicht aus-
schliesst. Ihm zufolge entfällt von den circa 1000 Stachelpflanzen,
welche Boissiers „Flora orientalis“ aufzählt, die Hälfte auf Iran, in
den Zagros-, Elburs- und chorassanischen Gebirgen hauptsächlich
entwickelt, während sie gegen Süden und Südosten bedeutend
abnehmen. Auch baumartige Sträucher nehmen daran teil, wie
Crataegus, Pyrus glabra, und die weit verbreitete vom ägäischen
Bezirk bis China reichende Elaeagnus hortensis in ihrer Steppen-
form (E. angustifolia), viel häufiger richtige Sträucher: Amygda-
lus-, Rhamnus-, Lycium- und Atraphaxis-Arten, welche verdornende
Zweige treiben; ihre Blätter verwandeln in Dornen die circa 60 Acan-
tholimon, 10 Acanthophyllum, Silene tragacantha und Gypsophila
acerosa, von denen Acantholimon mit ausserordentlichen Mengen
auftretend und noch bis 4000 m Höhe gehend streckenweise allein
den Vegetationscharakter bedingt; die Leguminosen-Sträucher Ha-
limodendron argenteum, Caragana und die vielen halbstrauchigen
Astragalus lassen ihre Blattrippen als Dornen stehen; etwa 200
der Traganthsträucher gehören hierher und bilden dichtästige, von
Stacheln starrende Polster im Durchmesser von 1/10 bis gegen 1 m.
„Ein zweiter Typus der Astragalen ist auf den Gehängen der
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/432>, abgerufen am 22.11.2024.
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