Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.18. Antillen und Bahamainseln. Inselgebiet für den Anbau von vielerlei gemäßigt-tropi-schen Kulturpflanzen in Hinsicht auf Bodenproduktion leistet. Die meisten derselben sind allerdings eingeführt, nicht nur Zuckerrohr und Kaffeebaum, sondern wohl auch die jetzt dort gebauten besten Tabakarten; Nicotiana als hauptsächlich tropisch-amerikanische Solanaceen-Gattung hat auch ihre wilden Vertreter auf den Antillen, aber N. Tabacum wird von Grisebach nur als naturalisiert auf Antigua und von unbekanntem Ursprungsgebiet be- zeichnet, während A. de Candolle Ecuador und anstossende Länder als die wahrscheinliche Heimat bezeichnet. Eine kleinere Zahl tropischer Fruchtbäume kann auf den An- tillen schon vor 1492 einheimisch gewesen sein, doch ist es nach Jacquins alten Angaben sogar von Persea gratissima, dem Aguacatebaume, zweifelhaft, sein Vater- land vielleicht das ungleich reichere Festlandsgebiet vom Orinoko und Amazonas. Dagegen darf man Carica Pa- paya, den Melonenbaum, als von den Antillen ausgegangen betrachten. Vielleicht sind auch einige in die europäische Kultur übergegangene Cucurbitaceen hier heimisch, näm- lich ausser der weniger wichtigen Anguriagurke die der Kürbisarten Cucurbita maxima, C. Pepo und moschata; so wenigstens lässt der Ausspruch von A. Gray und Trumbull in ihren Bemerkungen zu A. de Candolles "Ur- sprung der Kulturpflanzen" vermuten, dass diese Kürbisse sicherlich erst südlich von Texas zu Hause gewesen, aber schon vor 1492 von den amerikanischen Tropen an bis gegen Kanada hin in Kultur gewesen seien. A. de Candolle selbst gab Gründe für Verlegung der Heimat des Riesenkürbisses nach Guinea an; die Leichtigkeit, mit welcher sich diese Kürbisse im nördlich temperierten Europa bauen lassen, scheint mir aber sehr für die nord- tropische Heimat der Antillen zu sprechen, oder viel- leicht für mexikanischen Ursprung. Gemäß Ratzels Anthropogeographie (S. 349) leben noch heute mexika- nische Indianer Monate hindurch von den Früchten einer "Melone". Für den Welthandel sind die Arrow-root liefernden 18. Antillen und Bahamainseln. Inselgebiet für den Anbau von vielerlei gemäßigt-tropi-schen Kulturpflanzen in Hinsicht auf Bodenproduktion leistet. Die meisten derselben sind allerdings eingeführt, nicht nur Zuckerrohr und Kaffeebaum, sondern wohl auch die jetzt dort gebauten besten Tabakarten; Nicotiana als hauptsächlich tropisch-amerikanische Solanaceen-Gattung hat auch ihre wilden Vertreter auf den Antillen, aber N. Tabacum wird von Grisebach nur als naturalisiert auf Antigua und von unbekanntem Ursprungsgebiet be- zeichnet, während A. de Candolle Ecuador und anstossende Länder als die wahrscheinliche Heimat bezeichnet. Eine kleinere Zahl tropischer Fruchtbäume kann auf den An- tillen schon vor 1492 einheimisch gewesen sein, doch ist es nach Jacquins alten Angaben sogar von Persea gratissima, dem Aguacatebaume, zweifelhaft, sein Vater- land vielleicht das ungleich reichere Festlandsgebiet vom Orinoko und Amazonas. Dagegen darf man Carica Pa- paya, den Melonenbaum, als von den Antillen ausgegangen betrachten. Vielleicht sind auch einige in die europäische Kultur übergegangene Cucurbitaceen hier heimisch, näm- lich ausser der weniger wichtigen Anguriagurke die der Kürbisarten Cucurbita maxima, C. Pepo und moschata; so wenigstens lässt der Ausspruch von A. Gray und Trumbull in ihren Bemerkungen zu A. de Candolles „Ur- sprung der Kulturpflanzen“ vermuten, dass diese Kürbisse sicherlich erst südlich von Texas zu Hause gewesen, aber schon vor 1492 von den amerikanischen Tropen an bis gegen Kanada hin in Kultur gewesen seien. A. de Candolle selbst gab Gründe für Verlegung der Heimat des Riesenkürbisses nach Guinea an; die Leichtigkeit, mit welcher sich diese Kürbisse im nördlich temperierten Europa bauen lassen, scheint mir aber sehr für die nord- tropische Heimat der Antillen zu sprechen, oder viel- leicht für mexikanischen Ursprung. Gemäß Ratzels Anthropogeographie (S. 349) leben noch heute mexika- nische Indianer Monate hindurch von den Früchten einer „Melone“. Für den Welthandel sind die Arrow-root liefernden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0546" n="514"/><fw place="top" type="header">18. Antillen und Bahamainseln.</fw><lb/> Inselgebiet für den Anbau von vielerlei gemäßigt-tropi-<lb/> schen <hi rendition="#g">Kulturpflanzen</hi> in Hinsicht auf Bodenproduktion<lb/> leistet. 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18. Antillen und Bahamainseln.
Inselgebiet für den Anbau von vielerlei gemäßigt-tropi-
schen Kulturpflanzen in Hinsicht auf Bodenproduktion
leistet. Die meisten derselben sind allerdings eingeführt,
nicht nur Zuckerrohr und Kaffeebaum, sondern wohl auch
die jetzt dort gebauten besten Tabakarten; Nicotiana als
hauptsächlich tropisch-amerikanische Solanaceen-Gattung
hat auch ihre wilden Vertreter auf den Antillen, aber
N. Tabacum wird von Grisebach nur als naturalisiert
auf Antigua und von unbekanntem Ursprungsgebiet be-
zeichnet, während A. de Candolle Ecuador und anstossende
Länder als die wahrscheinliche Heimat bezeichnet. Eine
kleinere Zahl tropischer Fruchtbäume kann auf den An-
tillen schon vor 1492 einheimisch gewesen sein, doch
ist es nach Jacquins alten Angaben sogar von Persea
gratissima, dem Aguacatebaume, zweifelhaft, sein Vater-
land vielleicht das ungleich reichere Festlandsgebiet vom
Orinoko und Amazonas. Dagegen darf man Carica Pa-
paya, den Melonenbaum, als von den Antillen ausgegangen
betrachten. Vielleicht sind auch einige in die europäische
Kultur übergegangene Cucurbitaceen hier heimisch, näm-
lich ausser der weniger wichtigen Anguriagurke die der
Kürbisarten Cucurbita maxima, C. Pepo und moschata;
so wenigstens lässt der Ausspruch von A. Gray und
Trumbull in ihren Bemerkungen zu A. de Candolles „Ur-
sprung der Kulturpflanzen“ vermuten, dass diese Kürbisse
sicherlich erst südlich von Texas zu Hause gewesen,
aber schon vor 1492 von den amerikanischen Tropen
an bis gegen Kanada hin in Kultur gewesen seien.
A. de Candolle selbst gab Gründe für Verlegung der Heimat
des Riesenkürbisses nach Guinea an; die Leichtigkeit,
mit welcher sich diese Kürbisse im nördlich temperierten
Europa bauen lassen, scheint mir aber sehr für die nord-
tropische Heimat der Antillen zu sprechen, oder viel-
leicht für mexikanischen Ursprung. Gemäß Ratzels
Anthropogeographie (S. 349) leben noch heute mexika-
nische Indianer Monate hindurch von den Früchten einer
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