Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.stichigkeit und Siechthum des Lebens, etwa gar mit dem pessi- Wir wollen nun sehen, was sich von der angedeuteten Seite Dem weiblichen Geschlecht braucht es wohl nicht erst be- stichigkeit und Siechthum des Lebens, etwa gar mit dem pessi- Wir wollen nun sehen, was sich von der angedeuteten Seite Dem weiblichen Geschlecht braucht es wohl nicht erst be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="99"/> stichigkeit und Siechthum des Lebens, etwa gar mit dem pessi-<lb/> mistischen Krebs behaftet, an der Oberfläche so viel vertreten<lb/> findet. Auch ist gegenwärtig grade das am interessantesten, was<lb/> nicht bei dem passiven Wissen stehen bleibt, sondern, wenn auch<lb/> zunächst noch wildwüchsig, eine durchgreifende Umgestaltung der<lb/> Zustände in unmittelbar thatkräftigen Angriff nimmt.</p><lb/> <p>Wir wollen nun sehen, was sich von der angedeuteten Seite<lb/> für die Selbstausbildung von Verstand und Muth gewinnen lasse;<lb/> denn diese beiden Factoren sind in der Geisteshaltung gleich<lb/> nothwendig. Zunächst ist es richtig, dass neben der Natur-<lb/> wissenschaft die socialen Wissenschaften und Lehren bei den am<lb/> meisten entwickelten Elementen des Menschengeschlechts im<lb/> Vordergrunde stehen. Den Menschen in seinen Gesellungsver-<lb/> hältnissen studiren, muss mit Recht als eine lohnende Aufgabe<lb/> auch denen gelten, die von der geschichtlichen Ueberlieferung<lb/> kaum ein Hundertel als weiterhin berechtigt anzuerkennen ver-<lb/> mögen. Eben ein solches Studium, wenn es auf die Dinge in<lb/> ihrer Wirklichkeit gerichtet ist, lässt die emancipatorischen Wege<lb/> besser auffinden und sicherer verfolgen. Hier ist es nun aber<lb/> nicht blos der Mensch im Allgemeinen, sondern der Mensch in<lb/> seiner Mannichfaltigkeit und Unterschiedlichkeit, namentlich nach<lb/> Geschlecht und nach Race, was mit vollem Bewusstsein ins Auge<lb/> gefasst werden muss.</p><lb/> <p>Dem weiblichen Geschlecht braucht es wohl nicht erst be-<lb/> sonders nachgewiesen zu werden, dass es im Studium des Men-<lb/> schen sich selbst, also die eigne Beschaffenheit, die eigne Lage<lb/> und die eignen Schicksale nicht blos im Unterschiede von denen der<lb/> allgemeinen Menschennatur, sondern von vornherein in bevor-<lb/> zugter Weise zu ergründen hat. Dazu werden ihm nun wahrlich<lb/> die Amtsgelehrten mit ihrer bornirenden und stets socialreactionär<lb/> interessirten Scholastik nicht nur nichts helfen, sondern im Gegen-<lb/> theil die Wege noch verdunkeln. Ein offener Blick für die ein-<lb/> fachsten gegebenen Thatsachen und ausserdem allenfalls noch ein<lb/> wenig Umschau nach der Vergangenheit der Cultur reichen hier<lb/> zu, um die Hauptpunkte festzustellen. Speciell ist dabei eine<lb/> Untersuchung des Charakters der Ehe unerlässlich. Namentlich<lb/> ist sie schon von vornherein in der Geschichte auf zwei Eigen-<lb/> schaften anzusehen, die, obwohl voneinander trennbar, doch that-<lb/> sächlich miteinander verwachsen sind. Was sich in allen ersten<lb/> rohen Gestaltungen am sichtbarsten vordrängt, ist die Herrschafts-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0108]
stichigkeit und Siechthum des Lebens, etwa gar mit dem pessi-
mistischen Krebs behaftet, an der Oberfläche so viel vertreten
findet. Auch ist gegenwärtig grade das am interessantesten, was
nicht bei dem passiven Wissen stehen bleibt, sondern, wenn auch
zunächst noch wildwüchsig, eine durchgreifende Umgestaltung der
Zustände in unmittelbar thatkräftigen Angriff nimmt.
Wir wollen nun sehen, was sich von der angedeuteten Seite
für die Selbstausbildung von Verstand und Muth gewinnen lasse;
denn diese beiden Factoren sind in der Geisteshaltung gleich
nothwendig. Zunächst ist es richtig, dass neben der Natur-
wissenschaft die socialen Wissenschaften und Lehren bei den am
meisten entwickelten Elementen des Menschengeschlechts im
Vordergrunde stehen. Den Menschen in seinen Gesellungsver-
hältnissen studiren, muss mit Recht als eine lohnende Aufgabe
auch denen gelten, die von der geschichtlichen Ueberlieferung
kaum ein Hundertel als weiterhin berechtigt anzuerkennen ver-
mögen. Eben ein solches Studium, wenn es auf die Dinge in
ihrer Wirklichkeit gerichtet ist, lässt die emancipatorischen Wege
besser auffinden und sicherer verfolgen. Hier ist es nun aber
nicht blos der Mensch im Allgemeinen, sondern der Mensch in
seiner Mannichfaltigkeit und Unterschiedlichkeit, namentlich nach
Geschlecht und nach Race, was mit vollem Bewusstsein ins Auge
gefasst werden muss.
Dem weiblichen Geschlecht braucht es wohl nicht erst be-
sonders nachgewiesen zu werden, dass es im Studium des Men-
schen sich selbst, also die eigne Beschaffenheit, die eigne Lage
und die eignen Schicksale nicht blos im Unterschiede von denen der
allgemeinen Menschennatur, sondern von vornherein in bevor-
zugter Weise zu ergründen hat. Dazu werden ihm nun wahrlich
die Amtsgelehrten mit ihrer bornirenden und stets socialreactionär
interessirten Scholastik nicht nur nichts helfen, sondern im Gegen-
theil die Wege noch verdunkeln. Ein offener Blick für die ein-
fachsten gegebenen Thatsachen und ausserdem allenfalls noch ein
wenig Umschau nach der Vergangenheit der Cultur reichen hier
zu, um die Hauptpunkte festzustellen. Speciell ist dabei eine
Untersuchung des Charakters der Ehe unerlässlich. Namentlich
ist sie schon von vornherein in der Geschichte auf zwei Eigen-
schaften anzusehen, die, obwohl voneinander trennbar, doch that-
sächlich miteinander verwachsen sind. Was sich in allen ersten
rohen Gestaltungen am sichtbarsten vordrängt, ist die Herrschafts-
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
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