Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.An die Wissenschaft und Lehre vom Menschen grenzt nach- Geht man also von der Schwelle der neuern Zeit aus, indem In aller Poesie walten die Gemüthskräfte vor, und es ergeht An die Wissenschaft und Lehre vom Menschen grenzt nach- Geht man also von der Schwelle der neuern Zeit aus, indem In aller Poesie walten die Gemüthskräfte vor, und es ergeht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0115" n="106"/> <p>An die Wissenschaft und Lehre vom Menschen grenzt nach-<lb/> barlich die<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schöne Literatur</hi></hi><lb/> als ein Gebiet der Geistesbethätigung, welches in seiner modernen<lb/> Gestaltung einen grossen Theil der Aufklärung und des Refor-<lb/> matorischen in sich aufgenommen, ja in wesentlichen Beziehungen,<lb/> wie bei Voltaire und Rousseau, erst neu herausgearbeitet hat.<lb/> Auch die geniessbarere Geschichtsschreibung, die nicht den ver-<lb/> lehrten Stempel trägt, gehört einigermaassen hieher, und hiefür<lb/> ist Voltaires Buch über Geist und Sitten der Nationen die noch<lb/> heute werthvollste Beurkundung. Jedoch auch die Poesie hat<lb/> seit der Einlenkung in das mehr Moderne, also auf deutschem<lb/> Boden mit dem 18. Jahrhundert, sich den reformatorischen An-<lb/> trieben nicht entziehen können. Im 19. aber ist sie in ihrer Ver-<lb/> tretung durch dessen Hauptgrössen, Byron und Shelley, gradezu<lb/> in den Kampf der Menschheit miteingetreten.</p><lb/> <p>Geht man also von der Schwelle der neuern Zeit aus, indem<lb/> man auf Cervantes und Shakspeare blickt, und schreitet dann<lb/> fort, bis man über die glacirte und verschnürte, kaum in der<lb/> Komik aufathmende französische Hofpoesie hinweg zur verstand-<lb/> begabten Prosa Voltaires und Rousseaus gelangt, so befindet man<lb/> sich schon bei der entschiedenen Eröffnung etwas ernsterer mo-<lb/> derner Gänge im leichten belletristischen Gewande. Gemischter<lb/> und weniger deutlich gestaltet sich die eigentliche Poesie auf<lb/> deutscher Erde in Goethe und Schiller. Der Uebergang nach<lb/> England, also vor Allem zu Byron, als dem internationalen<lb/> Dichter, der die geistige Revolution mit seiner poetischen Gesell-<lb/> schaftskritik fortsetzt, bietet wieder mehr Sicherheit und Ent-<lb/> schiedenheit dar. Selbst die nebenhergehende und sich vor-<lb/> nehmlich in Deutschland breitmachende Verzerrung der Literatur<lb/> durch Juden, wie Börne und Heine, hat nicht umhin gekonnt,<lb/> sei es polternd, sei es hanswurstartig, hinter dem Wagen freiheit-<lb/> licher und menschheitlicher Ideen sich ein Geschäftchen zu<lb/> machen, welches gern als Stossen und Mithülfe angesehen sein<lb/> wollte.</p><lb/> <p>In aller Poesie walten die Gemüthskräfte vor, und es ergeht<lb/> sich die Phantasie in Arten und Weisen, die einer eigenthüm-<lb/> lichen Gattung von Correctiven bedürfen. Ausser den Nebeln,<lb/> in welche die Dichtung von Resten der Religion und Metaphysik<lb/> gehüllt wird, verfällt sie auch noch einer ihrem Gebiet eigen-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0115]
An die Wissenschaft und Lehre vom Menschen grenzt nach-
barlich die
Schöne Literatur
als ein Gebiet der Geistesbethätigung, welches in seiner modernen
Gestaltung einen grossen Theil der Aufklärung und des Refor-
matorischen in sich aufgenommen, ja in wesentlichen Beziehungen,
wie bei Voltaire und Rousseau, erst neu herausgearbeitet hat.
Auch die geniessbarere Geschichtsschreibung, die nicht den ver-
lehrten Stempel trägt, gehört einigermaassen hieher, und hiefür
ist Voltaires Buch über Geist und Sitten der Nationen die noch
heute werthvollste Beurkundung. Jedoch auch die Poesie hat
seit der Einlenkung in das mehr Moderne, also auf deutschem
Boden mit dem 18. Jahrhundert, sich den reformatorischen An-
trieben nicht entziehen können. Im 19. aber ist sie in ihrer Ver-
tretung durch dessen Hauptgrössen, Byron und Shelley, gradezu
in den Kampf der Menschheit miteingetreten.
Geht man also von der Schwelle der neuern Zeit aus, indem
man auf Cervantes und Shakspeare blickt, und schreitet dann
fort, bis man über die glacirte und verschnürte, kaum in der
Komik aufathmende französische Hofpoesie hinweg zur verstand-
begabten Prosa Voltaires und Rousseaus gelangt, so befindet man
sich schon bei der entschiedenen Eröffnung etwas ernsterer mo-
derner Gänge im leichten belletristischen Gewande. Gemischter
und weniger deutlich gestaltet sich die eigentliche Poesie auf
deutscher Erde in Goethe und Schiller. Der Uebergang nach
England, also vor Allem zu Byron, als dem internationalen
Dichter, der die geistige Revolution mit seiner poetischen Gesell-
schaftskritik fortsetzt, bietet wieder mehr Sicherheit und Ent-
schiedenheit dar. Selbst die nebenhergehende und sich vor-
nehmlich in Deutschland breitmachende Verzerrung der Literatur
durch Juden, wie Börne und Heine, hat nicht umhin gekonnt,
sei es polternd, sei es hanswurstartig, hinter dem Wagen freiheit-
licher und menschheitlicher Ideen sich ein Geschäftchen zu
machen, welches gern als Stossen und Mithülfe angesehen sein
wollte.
In aller Poesie walten die Gemüthskräfte vor, und es ergeht
sich die Phantasie in Arten und Weisen, die einer eigenthüm-
lichen Gattung von Correctiven bedürfen. Ausser den Nebeln,
in welche die Dichtung von Resten der Religion und Metaphysik
gehüllt wird, verfällt sie auch noch einer ihrem Gebiet eigen-
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Internet Archive: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-06-13T16:46:57Z)
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