Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.beschränkten Cultus bei den jedesmaligen Professörchen, der mit Wenden wir uns von diesem ekelhaften Treiben der Per- beschränkten Cultus bei den jedesmaligen Professörchen, der mit Wenden wir uns von diesem ekelhaften Treiben der Per- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="43"/> beschränkten Cultus bei den jedesmaligen Professörchen, der mit<lb/> der Verlästerung oder wenigstens Verleugnung des Bessern ver-<lb/> bunden werden muss, als eine zu arge Schmach empfinden lassen<lb/> würde. Indessen sind die universitären Reptilien mit ihrem Stellen-<lb/> schleicherthum meist schon durch die umgebenden Lebensbe-<lb/> dingungen hinreichend in ihrem Artcharakter ausgeprägt, um mit<lb/> einer mönchischen Verschlagenheit auch hinreichende Erhabenheit<lb/> über wissenschaftliche Heuchelei zu verbinden und ihre servile<lb/> Anpassungsrolle so abzuspielen, dass nicht bei ihnen eine mora-<lb/> lische Gegenregung, wohl aber bei Andern, diesem gesinnungs-<lb/> losen Treiben Fremdgebliebenen und nur von draussen Hinein-<lb/> blickenden, trotz der Entfernung, um auch einmal classisch zu<lb/> reden, der Speichel rege gemacht wird.</p><lb/> <p>Wenden wir uns von diesem ekelhaften Treiben der Per-<lb/> sonen zu dem sachlichen Boden, auf dem es sich ergeht. An ge-<lb/> lehrtem Gemüll fehlt es dort natürlich nicht, und die Abfälle aus<lb/> dem Mittelalter bilden die Hauptverzierung , durch welche sich<lb/> universitäre Gelehrsamkeit vor moderner und naturgemäss ge-<lb/> stalteter Wissenschaft auszeichnet. In den Rahmen des mittel-<lb/> alterlichen Kirchen- und Autoritätswesens hineingepfropft, haben<lb/> die Universitäten das von der Kirchensprache her angenommene<lb/> Latein sozusagen als heilige Scheidewand gegen das profane<lb/> Volk angenommen und bis auf den heutigen Tag nach Kräften<lb/> conservirt. Freilich haben sie die lateinischen Vorlesungen schon<lb/> im vorigen Jahrhundert grösstentheils abthun müssen; aber sie<lb/> sind damit doch ein paar Jahrhunderte zu spät gekommen. Der<lb/> Geist der freien Wissenschaft hatte sich schon im 16. Jahrhundert<lb/> der neuern Völkersprachen bedient und die gelehrten Zünfte sind<lb/> in diesem Punkt wiederum nur der Hemmschuh gewesen, der<lb/> den Wagen des natürlichen Fortschritts am unrechten Orte auf-<lb/> gehalten hat. Heut steht das Latein theils als ceremonielles<lb/> Curiosum, theils aber auch (und dies ist das ernsthafte Uebel)<lb/> als Grundlage der Studien im Wege. Mit dem Griechischen sind<lb/> zwar die Gymnasien arg genug heimgesucht; aber in den be-<lb/> sondern Fachstudien spielt es, abgesehen von der Philologie, also<lb/> von der Zurichtung von Gymnasiallehrern für dasselbe, auf den<lb/> Universitäten keine gleich lästige Rolle. Der Jurist, dem man<lb/> die Pandekten als A und O der Rechtskunde wöchentlich 12- bis<lb/> 15 stündig servirt, und der nach echt philologischer Manier wohl<lb/> gar die Künste eines römischen Richters an den alten „Formeln“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0052]
beschränkten Cultus bei den jedesmaligen Professörchen, der mit
der Verlästerung oder wenigstens Verleugnung des Bessern ver-
bunden werden muss, als eine zu arge Schmach empfinden lassen
würde. Indessen sind die universitären Reptilien mit ihrem Stellen-
schleicherthum meist schon durch die umgebenden Lebensbe-
dingungen hinreichend in ihrem Artcharakter ausgeprägt, um mit
einer mönchischen Verschlagenheit auch hinreichende Erhabenheit
über wissenschaftliche Heuchelei zu verbinden und ihre servile
Anpassungsrolle so abzuspielen, dass nicht bei ihnen eine mora-
lische Gegenregung, wohl aber bei Andern, diesem gesinnungs-
losen Treiben Fremdgebliebenen und nur von draussen Hinein-
blickenden, trotz der Entfernung, um auch einmal classisch zu
reden, der Speichel rege gemacht wird.
Wenden wir uns von diesem ekelhaften Treiben der Per-
sonen zu dem sachlichen Boden, auf dem es sich ergeht. An ge-
lehrtem Gemüll fehlt es dort natürlich nicht, und die Abfälle aus
dem Mittelalter bilden die Hauptverzierung , durch welche sich
universitäre Gelehrsamkeit vor moderner und naturgemäss ge-
stalteter Wissenschaft auszeichnet. In den Rahmen des mittel-
alterlichen Kirchen- und Autoritätswesens hineingepfropft, haben
die Universitäten das von der Kirchensprache her angenommene
Latein sozusagen als heilige Scheidewand gegen das profane
Volk angenommen und bis auf den heutigen Tag nach Kräften
conservirt. Freilich haben sie die lateinischen Vorlesungen schon
im vorigen Jahrhundert grösstentheils abthun müssen; aber sie
sind damit doch ein paar Jahrhunderte zu spät gekommen. Der
Geist der freien Wissenschaft hatte sich schon im 16. Jahrhundert
der neuern Völkersprachen bedient und die gelehrten Zünfte sind
in diesem Punkt wiederum nur der Hemmschuh gewesen, der
den Wagen des natürlichen Fortschritts am unrechten Orte auf-
gehalten hat. Heut steht das Latein theils als ceremonielles
Curiosum, theils aber auch (und dies ist das ernsthafte Uebel)
als Grundlage der Studien im Wege. Mit dem Griechischen sind
zwar die Gymnasien arg genug heimgesucht; aber in den be-
sondern Fachstudien spielt es, abgesehen von der Philologie, also
von der Zurichtung von Gymnasiallehrern für dasselbe, auf den
Universitäten keine gleich lästige Rolle. Der Jurist, dem man
die Pandekten als A und O der Rechtskunde wöchentlich 12- bis
15 stündig servirt, und der nach echt philologischer Manier wohl
gar die Künste eines römischen Richters an den alten „Formeln“
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(2013-06-13T16:46:57Z)
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Thomas Gloning, Melanie Henß, Hannah Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
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