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Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

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unverholen Ausdruck gegeben. Später ist auch noch die Frau
des Professor Helmholtz hinzugekommen. Auch haben sich meine
Bedenken sehr bald bestätigt, und wenn wir uns auch später im
Laufe der Vorträge über Herrn Bonitz dahin verständigten, dass
dieser mir abgeneigte Einfluss keine entscheidende Wirkung übte,
so war ich doch Einwirkungen Anderer gegenüber ohne Gelegen-
heit zur Vertheidigung. Was Sie allein anbetrifft, so würde mir
hier der Grund am wenigsten klar sein. Bald nach meinem
Rathhausvortrag war eine Dame vom Letteverein bei mir und
fragte an, ob ich geneigt wäre, für eine von diesem Verein im
grösseren Stil zu errichtende wissenschaftliche Frauenbildungs-
anstalt mit meinem Rath eventuell mitzuwirken. In loyaler
Rücksicht auf das Lyceum lehnte ich schon im Voraus die Mit-
wirkung ab.

Ich ersuche Sie nun um gefällige wahrheitsgetreue Auskunft
darüber: 1) welcher Grund es gewesen, der meine Ausschliessung
aus dem Lyceum rechtfertigen und etwa als eine auferlegte Noth-
wendigkeit erscheinen lassen soll; 2) ob der Vorstand meine
Ausschliessung beschlossen hat oder die Sache ohne diese Form
vor sich gegangen ist.

Eine genügende Auskunft hierüber würde eher für mich
Werth haben als Worte, die mit den Thatsachen im Wider-
spruch*) stehen müssten. Hochachtungsvoll Dühring."

Die Auskunft war folgende:

"21. Mai 1876. Hochgeehrter Herr! Gestatten Sie mir, Ihnen

*) Trotz meines Protestes gegen das Heuchelspiel kam dieses doch.
Der nächste Prospect des Lyceums vom Herbst 1876 enthielt folgende Worte:
"In Betreff des Lehrercollegiums tritt manche Aenderung ein. Mit aufrich-
tigem Bedauern sehen wir die Herren Prof. Dr. Dobbert und Dr. Dübring aus
demselben ausscheiden. Beide Männer haben mehrere Jahre hindurch anregend
durch ihre gehaltvollen Vorträge gewirkt und sich um unser Institut grosse
Verdienste erworben." Da meine Veröffentlichung fast gleichzeitig mit dem
Prospect zur Hand kam, so konnte das Publicum frisch das eben zur Welt
gekommene aufrichtige Bedauem über mein Scheiden und obige Briefe ge-
druckt nebeneinanderlegen, d. h. den hartnäckig verheuchelten Entstellungs-
und Vertuschungsversuch mit der standhaften Wahrheit vergleichen. Zur
moralisch ekeln Grimasse des Prospects kam so doch noch ein hoch komi-
scher Zug; denn das wohlweise Vorständchen des Lyceums mit seinen Pro-
fessörchen- und Jüdchenkünsten war auf diese Weise hinein- und von dem
dunkeln Wege in unbequemes Licht gerathen.

unverholen Ausdruck gegeben. Später ist auch noch die Frau
des Professor Helmholtz hinzugekommen. Auch haben sich meine
Bedenken sehr bald bestätigt, und wenn wir uns auch später im
Laufe der Vorträge über Herrn Bonitz dahin verständigten, dass
dieser mir abgeneigte Einfluss keine entscheidende Wirkung übte,
so war ich doch Einwirkungen Anderer gegenüber ohne Gelegen-
heit zur Vertheidigung. Was Sie allein anbetrifft, so würde mir
hier der Grund am wenigsten klar sein. Bald nach meinem
Rathhausvortrag war eine Dame vom Letteverein bei mir und
fragte an, ob ich geneigt wäre, für eine von diesem Verein im
grösseren Stil zu errichtende wissenschaftliche Frauenbildungs-
anstalt mit meinem Rath eventuell mitzuwirken. In loyaler
Rücksicht auf das Lyceum lehnte ich schon im Voraus die Mit-
wirkung ab.

Ich ersuche Sie nun um gefällige wahrheitsgetreue Auskunft
darüber: 1) welcher Grund es gewesen, der meine Ausschliessung
aus dem Lyceum rechtfertigen und etwa als eine auferlegte Noth-
wendigkeit erscheinen lassen soll; 2) ob der Vorstand meine
Ausschliessung beschlossen hat oder die Sache ohne diese Form
vor sich gegangen ist.

Eine genügende Auskunft hierüber würde eher für mich
Werth haben als Worte, die mit den Thatsachen im Wider-
spruch*) stehen müssten. Hochachtungsvoll Dühring.“

Die Auskunft war folgende:

„21. Mai 1876. Hochgeehrter Herr! Gestatten Sie mir, Ihnen

*) Trotz meines Protestes gegen das Heuchelspiel kam dieses doch.
Der nächste Prospect des Lyceums vom Herbst 1876 enthielt folgende Worte:
„In Betreff des Lehrercollegiums tritt manche Aenderung ein. Mit aufrich-
tigem Bedauern sehen wir die Herren Prof. Dr. Dobbert und Dr. Dübring aus
demselben ausscheiden. Beide Männer haben mehrere Jahre hindurch anregend
durch ihre gehaltvollen Vorträge gewirkt und sich um unser Institut grosse
Verdienste erworben.“ Da meine Veröffentlichung fast gleichzeitig mit dem
Prospect zur Hand kam, so konnte das Publicum frisch das eben zur Welt
gekommene aufrichtige Bedauem über mein Scheiden und obige Briefe ge-
druckt nebeneinanderlegen, d. h. den hartnäckig verheuchelten Entstellungs-
und Vertuschungsversuch mit der standhaften Wahrheit vergleichen. Zur
moralisch ekeln Grimasse des Prospects kam so doch noch ein hoch komi-
scher Zug; denn das wohlweise Vorständchen des Lyceums mit seinen Pro-
fessörchen- und Jüdchenkünsten war auf diese Weise hinein- und von dem
dunkeln Wege in unbequemes Licht gerathen.
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[74/0083] unverholen Ausdruck gegeben. Später ist auch noch die Frau des Professor Helmholtz hinzugekommen. Auch haben sich meine Bedenken sehr bald bestätigt, und wenn wir uns auch später im Laufe der Vorträge über Herrn Bonitz dahin verständigten, dass dieser mir abgeneigte Einfluss keine entscheidende Wirkung übte, so war ich doch Einwirkungen Anderer gegenüber ohne Gelegen- heit zur Vertheidigung. Was Sie allein anbetrifft, so würde mir hier der Grund am wenigsten klar sein. Bald nach meinem Rathhausvortrag war eine Dame vom Letteverein bei mir und fragte an, ob ich geneigt wäre, für eine von diesem Verein im grösseren Stil zu errichtende wissenschaftliche Frauenbildungs- anstalt mit meinem Rath eventuell mitzuwirken. In loyaler Rücksicht auf das Lyceum lehnte ich schon im Voraus die Mit- wirkung ab. Ich ersuche Sie nun um gefällige wahrheitsgetreue Auskunft darüber: 1) welcher Grund es gewesen, der meine Ausschliessung aus dem Lyceum rechtfertigen und etwa als eine auferlegte Noth- wendigkeit erscheinen lassen soll; 2) ob der Vorstand meine Ausschliessung beschlossen hat oder die Sache ohne diese Form vor sich gegangen ist. Eine genügende Auskunft hierüber würde eher für mich Werth haben als Worte, die mit den Thatsachen im Wider- spruch *) stehen müssten. Hochachtungsvoll Dühring.“ Die Auskunft war folgende: „21. Mai 1876. Hochgeehrter Herr! Gestatten Sie mir, Ihnen *) Trotz meines Protestes gegen das Heuchelspiel kam dieses doch. Der nächste Prospect des Lyceums vom Herbst 1876 enthielt folgende Worte: „In Betreff des Lehrercollegiums tritt manche Aenderung ein. Mit aufrich- tigem Bedauern sehen wir die Herren Prof. Dr. Dobbert und Dr. Dübring aus demselben ausscheiden. Beide Männer haben mehrere Jahre hindurch anregend durch ihre gehaltvollen Vorträge gewirkt und sich um unser Institut grosse Verdienste erworben.“ Da meine Veröffentlichung fast gleichzeitig mit dem Prospect zur Hand kam, so konnte das Publicum frisch das eben zur Welt gekommene aufrichtige Bedauem über mein Scheiden und obige Briefe ge- druckt nebeneinanderlegen, d. h. den hartnäckig verheuchelten Entstellungs- und Vertuschungsversuch mit der standhaften Wahrheit vergleichen. Zur moralisch ekeln Grimasse des Prospects kam so doch noch ein hoch komi- scher Zug; denn das wohlweise Vorständchen des Lyceums mit seinen Pro- fessörchen- und Jüdchenkünsten war auf diese Weise hinein- und von dem dunkeln Wege in unbequemes Licht gerathen.

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Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/83>, abgerufen am 25.11.2024.