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Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885.

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Interesse weit nähergelegt. Dennoch ist die Kenntniss von der
Gesammtnatur in vielen Dingen aufklärender. Diese Kenntniss
ist es, die den Menschen zuerst von dem Betrug und den Ver-
irrungen befreit hat, in die er durch Verkennung seiner Stellung
zum Weltganzen gerathen war. Durch die moderne Astronomie,
die seit Copernicus datirt, ist nicht nur eine der Trugwissenschaften,
die auf das Schicksal der Menschen sterndeutelnde Astrologie,
bald ausgemerzt worden, sondern es haben auch zwei andere
Pseudokünste, Religion und Metaphysik, angefangen, dem Unter-
gang der astrologischen Kunst nachzufolgen. Hiedurch ist ein
Klärungsvorgang des gesammten Naturwissens theils vollzogen, theils
eingeleitet, und wenn sich auch grade heut der Gelehrtentrug in
Naturwissenschaft und Mathematik, ähnlich dem Priestertruge, mit
handwerksgemässen metaphysischen Umnebelungen eitel ausgelegt
und breit gemacht hat, so ist dies mehr eine sociale, auf Verdorbenheit
des Gelehrtenstandes beruhende Erscheinung, als eine der Sache etwa
allzu fest anhaftende Eigenschaft. Das Gegenmittel ist zur Hand.
Für die reine Selbstausbildung bedarf es, um den gelehrten Be-
trügereien von vornherein zu entgehen, nur einer entschiedenen
Hinwendung zu den klaren Bestandtheilen des Wissens und zu
den unbeugsamen Grundwahrheiten. Nun ist es die moderne
Astronomie, die, unbefangen aufgenommen, in ihren wesentlichen
Zügen die Metaphysik des Raumes mattsetzt und den Bewohner
der Erde von Erdichtungen über jenseitige Räume einfürallemal
freimacht.

Auch ist es die Astronomie, die uns mit der grossen um-
fassenden Natur vertraut macht, während unsere gleichsam häus-
lichen Erdangelegenheiten, soweit sie vom Menschen zu beeinflussen
sind, dabei ganz auf sich selbst gestellt, d. h. auf den mensch-
lichen Willen angewiesen werden. Die astronomische Weltansicht
ist überdies darum so wichtig, weil sie keinen Raum für Götter
oder sonst erdichtete Dinge übriglässt und das bedeutendste Bei-
spiel für Allgemeinheit und Regelmässigkeit der Vorgänge liefert.
Einige gründliche astronomische Kenntnisse sollten daher den Aus-
gangspunkt aller wahrhaft orientirenden Geistesführung abgeben.

Einfache Thatsachen aufnehmen, ohne sich um deren Ver-
knüpfung oder Ableitung zu kümmern, mag für Kinder besser
als Nichts sein. Wer auf guten Glauben hin sich vorstellt, die
Erde bewege sich um die Sonne, ist immer noch besser daran, als
wer im alten Irrthum befangen bleibt. Mit blosser Kenntniss

Interesse weit nähergelegt. Dennoch ist die Kenntniss von der
Gesammtnatur in vielen Dingen aufklärender. Diese Kenntniss
ist es, die den Menschen zuerst von dem Betrug und den Ver-
irrungen befreit hat, in die er durch Verkennung seiner Stellung
zum Weltganzen gerathen war. Durch die moderne Astronomie,
die seit Copernicus datirt, ist nicht nur eine der Trugwissenschaften,
die auf das Schicksal der Menschen sterndeutelnde Astrologie,
bald ausgemerzt worden, sondern es haben auch zwei andere
Pseudokünste, Religion und Metaphysik, angefangen, dem Unter-
gang der astrologischen Kunst nachzufolgen. Hiedurch ist ein
Klärungsvorgang des gesammten Naturwissens theils vollzogen, theils
eingeleitet, und wenn sich auch grade heut der Gelehrtentrug in
Naturwissenschaft und Mathematik, ähnlich dem Priestertruge, mit
handwerksgemässen metaphysischen Umnebelungen eitel ausgelegt
und breit gemacht hat, so ist dies mehr eine sociale, auf Verdorbenheit
des Gelehrtenstandes beruhende Erscheinung, als eine der Sache etwa
allzu fest anhaftende Eigenschaft. Das Gegenmittel ist zur Hand.
Für die reine Selbstausbildung bedarf es, um den gelehrten Be-
trügereien von vornherein zu entgehen, nur einer entschiedenen
Hinwendung zu den klaren Bestandtheilen des Wissens und zu
den unbeugsamen Grundwahrheiten. Nun ist es die moderne
Astronomie, die, unbefangen aufgenommen, in ihren wesentlichen
Zügen die Metaphysik des Raumes mattsetzt und den Bewohner
der Erde von Erdichtungen über jenseitige Räume einfürallemal
freimacht.

Auch ist es die Astronomie, die uns mit der grossen um-
fassenden Natur vertraut macht, während unsere gleichsam häus-
lichen Erdangelegenheiten, soweit sie vom Menschen zu beeinflussen
sind, dabei ganz auf sich selbst gestellt, d. h. auf den mensch-
lichen Willen angewiesen werden. Die astronomische Weltansicht
ist überdies darum so wichtig, weil sie keinen Raum für Götter
oder sonst erdichtete Dinge übriglässt und das bedeutendste Bei-
spiel für Allgemeinheit und Regelmässigkeit der Vorgänge liefert.
Einige gründliche astronomische Kenntnisse sollten daher den Aus-
gangspunkt aller wahrhaft orientirenden Geistesführung abgeben.

Einfache Thatsachen aufnehmen, ohne sich um deren Ver-
knüpfung oder Ableitung zu kümmern, mag für Kinder besser
als Nichts sein. Wer auf guten Glauben hin sich vorstellt, die
Erde bewege sich um die Sonne, ist immer noch besser daran, als
wer im alten Irrthum befangen bleibt. Mit blosser Kenntniss

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[86/0095] Interesse weit nähergelegt. Dennoch ist die Kenntniss von der Gesammtnatur in vielen Dingen aufklärender. Diese Kenntniss ist es, die den Menschen zuerst von dem Betrug und den Ver- irrungen befreit hat, in die er durch Verkennung seiner Stellung zum Weltganzen gerathen war. Durch die moderne Astronomie, die seit Copernicus datirt, ist nicht nur eine der Trugwissenschaften, die auf das Schicksal der Menschen sterndeutelnde Astrologie, bald ausgemerzt worden, sondern es haben auch zwei andere Pseudokünste, Religion und Metaphysik, angefangen, dem Unter- gang der astrologischen Kunst nachzufolgen. Hiedurch ist ein Klärungsvorgang des gesammten Naturwissens theils vollzogen, theils eingeleitet, und wenn sich auch grade heut der Gelehrtentrug in Naturwissenschaft und Mathematik, ähnlich dem Priestertruge, mit handwerksgemässen metaphysischen Umnebelungen eitel ausgelegt und breit gemacht hat, so ist dies mehr eine sociale, auf Verdorbenheit des Gelehrtenstandes beruhende Erscheinung, als eine der Sache etwa allzu fest anhaftende Eigenschaft. Das Gegenmittel ist zur Hand. Für die reine Selbstausbildung bedarf es, um den gelehrten Be- trügereien von vornherein zu entgehen, nur einer entschiedenen Hinwendung zu den klaren Bestandtheilen des Wissens und zu den unbeugsamen Grundwahrheiten. Nun ist es die moderne Astronomie, die, unbefangen aufgenommen, in ihren wesentlichen Zügen die Metaphysik des Raumes mattsetzt und den Bewohner der Erde von Erdichtungen über jenseitige Räume einfürallemal freimacht. Auch ist es die Astronomie, die uns mit der grossen um- fassenden Natur vertraut macht, während unsere gleichsam häus- lichen Erdangelegenheiten, soweit sie vom Menschen zu beeinflussen sind, dabei ganz auf sich selbst gestellt, d. h. auf den mensch- lichen Willen angewiesen werden. Die astronomische Weltansicht ist überdies darum so wichtig, weil sie keinen Raum für Götter oder sonst erdichtete Dinge übriglässt und das bedeutendste Bei- spiel für Allgemeinheit und Regelmässigkeit der Vorgänge liefert. Einige gründliche astronomische Kenntnisse sollten daher den Aus- gangspunkt aller wahrhaft orientirenden Geistesführung abgeben. Einfache Thatsachen aufnehmen, ohne sich um deren Ver- knüpfung oder Ableitung zu kümmern, mag für Kinder besser als Nichts sein. Wer auf guten Glauben hin sich vorstellt, die Erde bewege sich um die Sonne, ist immer noch besser daran, als wer im alten Irrthum befangen bleibt. Mit blosser Kenntniss

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Zitationshilfe: Dühring, Eugen: Der Weg zur höheren Berufsbildung der Frauen und die Lehrweise der Universitäten. 2. Aufl. Leipzig, 1885, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duehring_berufsbildung_1885/95>, abgerufen am 24.11.2024.