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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die Auferstehung JEsu der Grund

Und in den Moder schnell verdirbet;
So säh man die Unmöglichkeit:
Daß durch der Vorsicht weises Walten,
Könn jeder seinen Leib behalten:
Des einen Körper, der verzehrt,
Wär in den andern ja geblieben,
Und da er in dem Bauch zerrieben,
So wäre er dadurch zum andern Leib verkehrt.

So wizzig dieser Einwurf scheinet,
So falsch ist doch der seichte Schlus,
Weil das nicht so, als wie mans meinet,
An jenen Tag geschehen muß.
Wahr ist daß, das da ausgesäet,
Auch dreinsten wieder auferstehet:
Jedoch in dem verklärten Stand.
Der Schöpfer wird den der gefressen,
Von dem, der ihn zuvor gegessen,
Schon scheiden, ob uns gleich, wies zugeht,
unbekandt.
Die Grundbildung von einer Pflanze
Stekt schon in einen Saamen-Korn;
So auch der Mensch ist schon das Ganze,
Wenn er zwar klein und zart gebohrn:
Die wesentlichen Theile bleiben,
Die sich nur aus einander treiben
Zur Grösse die das Wachsthum macht;
Und wird ein Mensch etwan verzehret,
So daß sein Fleisch den andern nähret;
So bleibt sein Urstof doch, den GOttes Huld
bewacht.
O!

Die Auferſtehung JEſu der Grund

Und in den Moder ſchnell verdirbet;
So ſaͤh man die Unmoͤglichkeit:
Daß durch der Vorſicht weiſes Walten,
Koͤnn jeder ſeinen Leib behalten:
Des einen Koͤrper, der verzehrt,
Waͤr in den andern ja geblieben,
Und da er in dem Bauch zerrieben,
So waͤre er dadurch zum andern Leib verkehrt.

So wizzig dieſer Einwurf ſcheinet,
So falſch iſt doch der ſeichte Schlus,
Weil das nicht ſo, als wie mans meinet,
An jenen Tag geſchehen muß.
Wahr iſt daß, das da ausgeſaͤet,
Auch dreinſten wieder auferſtehet:
Jedoch in dem verklaͤrten Stand.
Der Schoͤpfer wird den der gefreſſen,
Von dem, der ihn zuvor gegeſſen,
Schon ſcheiden, ob uns gleich, wies zugeht,
unbekandt.
Die Grundbildung von einer Pflanze
Stekt ſchon in einen Saamen-Korn;
So auch der Menſch iſt ſchon das Ganze,
Wenn er zwar klein und zart gebohrn:
Die weſentlichen Theile bleiben,
Die ſich nur aus einander treiben
Zur Groͤſſe die das Wachsthum macht;
Und wird ein Menſch etwan verzehret,
So daß ſein Fleiſch den andern naͤhret;
So bleibt ſein Urſtof doch, den GOttes Huld
bewacht.
O!
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[168/0180] Die Auferſtehung JEſu der Grund Und in den Moder ſchnell verdirbet; So ſaͤh man die Unmoͤglichkeit: Daß durch der Vorſicht weiſes Walten, Koͤnn jeder ſeinen Leib behalten: Des einen Koͤrper, der verzehrt, Waͤr in den andern ja geblieben, Und da er in dem Bauch zerrieben, So waͤre er dadurch zum andern Leib verkehrt. So wizzig dieſer Einwurf ſcheinet, So falſch iſt doch der ſeichte Schlus, Weil das nicht ſo, als wie mans meinet, An jenen Tag geſchehen muß. Wahr iſt daß, das da ausgeſaͤet, Auch dreinſten wieder auferſtehet: Jedoch in dem verklaͤrten Stand. Der Schoͤpfer wird den der gefreſſen, Von dem, der ihn zuvor gegeſſen, Schon ſcheiden, ob uns gleich, wies zugeht, unbekandt. Die Grundbildung von einer Pflanze Stekt ſchon in einen Saamen-Korn; So auch der Menſch iſt ſchon das Ganze, Wenn er zwar klein und zart gebohrn: Die weſentlichen Theile bleiben, Die ſich nur aus einander treiben Zur Groͤſſe die das Wachsthum macht; Und wird ein Menſch etwan verzehret, So daß ſein Fleiſch den andern naͤhret; So bleibt ſein Urſtof doch, den GOttes Huld bewacht. O!

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/180>, abgerufen am 22.05.2024.