Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Physicalische und Moralische Betrachtung. Wird durch der Zungen Dienst zum Mund heraus-geschäumet. Ein Spötter dessen Wiz von Wahn bethöret träu- met, Greifft mit derselben auch den heilgen Schöpfer an, Und tadelt ungescheut, was er nicht fassen kan. Der arme Erdenwurm, der alles wil ergründen, Der kan in GOttes Tieff offt nicht den Grund ausfinden; Sein arges Herze denkt, daß das was ihm nicht klar, Sey auch, ob mans gleich meint, nicht glaublich, richtig, wahr; Die Zunge wird entflammt vom Schweffelfeur der Höllen, Der Mund eröfnet sich den Höchsten anzubellen; Und sprüzt den bösen Gifft auf die Religion, Sie greift die Warheit an, mit Schimpf, mit Spot und Hohn: So wird die Zung ein Dolch, ihr übereiltes Spre- chen, Macht sie den Schlangen gleich, die gifftig sind und stechen. Was vor ein Uebel wird, wenn falscher Zungen- Gifft, Auch auf den Nächsten fließt, der Unschuld Herze trifft, Nicht öffters angericht? Wie? ist nicht leider wor- den, Dies herrlich Wunderglied ein Schwerd dadurch wir morden? Die Tadelsucht gebraucht die Zunge wie ein Schwerd, Damit
Phyſicaliſche und Moraliſche Betrachtung. Wird durch der Zungen Dienſt zum Mund heraus-geſchaͤumet. Ein Spoͤtter deſſen Wiz von Wahn bethoͤret traͤu- met, Greifft mit derſelben auch den heilgen Schoͤpfer an, Und tadelt ungeſcheut, was er nicht faſſen kan. Der arme Erdenwurm, der alles wil ergruͤnden, Der kan in GOttes Tieff offt nicht den Grund ausfinden; Sein arges Herze denkt, daß das was ihm nicht klar, Sey auch, ob mans gleich meint, nicht glaublich, richtig, wahr; Die Zunge wird entflammt vom Schweffelfeur der Hoͤllen, Der Mund eroͤfnet ſich den Hoͤchſten anzubellen; Und ſpruͤzt den boͤſen Gifft auf die Religion, Sie greift die Warheit an, mit Schimpf, mit Spot und Hohn: So wird die Zung ein Dolch, ihr uͤbereiltes Spre- chen, Macht ſie den Schlangen gleich, die gifftig ſind und ſtechen. Was vor ein Uebel wird, wenn falſcher Zungen- Gifft, Auch auf den Naͤchſten fließt, der Unſchuld Herze trifft, Nicht oͤffters angericht? Wie? iſt nicht leider wor- den, Dies herrlich Wunderglied ein Schwerd dadurch wir morden? Die Tadelſucht gebraucht die Zunge wie ein Schwerd, Damit
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Phyſicaliſche und Moraliſche Betrachtung.
Wird durch der Zungen Dienſt zum Mund heraus-
geſchaͤumet.
Ein Spoͤtter deſſen Wiz von Wahn bethoͤret traͤu-
met,
Greifft mit derſelben auch den heilgen Schoͤpfer
an,
Und tadelt ungeſcheut, was er nicht faſſen kan.
Der arme Erdenwurm, der alles wil ergruͤnden,
Der kan in GOttes Tieff offt nicht den Grund
ausfinden;
Sein arges Herze denkt, daß das was ihm nicht
klar,
Sey auch, ob mans gleich meint, nicht glaublich,
richtig, wahr;
Die Zunge wird entflammt vom Schweffelfeur der
Hoͤllen,
Der Mund eroͤfnet ſich den Hoͤchſten anzubellen;
Und ſpruͤzt den boͤſen Gifft auf die Religion,
Sie greift die Warheit an, mit Schimpf, mit Spot
und Hohn:
So wird die Zung ein Dolch, ihr uͤbereiltes Spre-
chen,
Macht ſie den Schlangen gleich, die gifftig ſind und
ſtechen.
Was vor ein Uebel wird, wenn falſcher Zungen-
Gifft,
Auch auf den Naͤchſten fließt, der Unſchuld Herze
trifft,
Nicht oͤffters angericht? Wie? iſt nicht leider wor-
den,
Dies herrlich Wunderglied ein Schwerd dadurch
wir morden?
Die Tadelſucht gebraucht die Zunge wie ein
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