Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.12. (S. 7.) Aigyptos wurde der Nil in alter Zeit von den Grie- chen genannt; z. B. Homer Odyss. IV. 478. 13. (S. 7.) Geomoren hießen die eingeborenen Adelsgeschlechter von Samos. 14. (S. 7.) Aesop (620--550) war nach Herodot ein Thraker, nach Anderen ein Phryger oder Mesembrianer. Er wurde an den Samier Jadmon als Sklave verkauft. Jn dem Hause desselben diente er mit Rhodopis zusammen und wurde später freigelassen. Herod. II. 134. Berühmt durch seine Thierfabeln, soll er als Sachwalter aufge- treten sein und der Freundschaft des Krösus genossen haben. Als er, schon hoch betagt, im Auftrage des Letzeren nach Delphi ging, wurde er von den beleidigten Priestern des Diebstahls einer goldenen Schale beschuldigt, fälschlich zum Tode verurtheilt und von den delphischen Fel- sen hinabgeschleudert. Jn späterer Zeit erhielt jede durch eine Erzäh- lung aus dem Naturreiche praktisch dargestellte Lebensregel den Namen der äsopischen Fabel. Ueber ihn und seine Fabeln siehe Grauert de Aesopo et fabulis Aesopiis. Bonn 1825. 15. (S. 8.) Nach Herodot II. 134 und 135 war Rhodopis so schön, daß jeder Hellene ihren Namen kannte. 16. (S. 8.) Alkaeos, ein Zeitgenosse und Freund der Sappho, stammte, wie diese, aus einer der vornehmsten lesbischen Familien und darf zu den trefflichsten Lyrikern des ganzen Alterthums gezählt wer- den. Mit allen Vorzügen, aber auch allem Stolz und allen Vorur- theilen seines Standes ausgestattet, setzte er Leib und Leben, Wort und Lied ein, um den Tyrannen Melanchros zu stürzen, die nach Lesbos übersiedelnden Athener aus Sigeion zu vertreiben, und endlich die Ober- herrschaft für den Adel zu bewahren. Jn beiden letzten Unternehmun- gen unglücklich, mußte er, als sich Pittakos zum Führer des Volks auf- geschwungen hatte, mit seinen Brüdern und Gesinnungsgenossen die Flucht ergreifen. Erstere nahmen bei Nebukadnezar von Assyrien Kriegs- dienste, letztere, und mit ihnen Alkaeos, schweiften in der Welt umher. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich der Dichter mit Charaxos, dem Bruder der Sappho, auch zu Naukratis aufgehalten habe. Nachdem Pittakos seine Gesetzgebung, welche ihm den Namen eines Weltweisen eintrug, vollendet hatte, rief er die Verbannten zurück und verzieh dem Dichter, obgleich ihn derselbe auch in der Fremde mit den bittersten Versen verfolgt hatte. Die Lieder des Alkaeos sind erfüllt "von der ritterlichen Poesie des Adels von Mytilene, der, in allen Künsten der 12. (S. 7.) Aigyptos wurde der Nil in alter Zeit von den Grie- chen genannt; z. B. Homer Odyss. IV. 478. 13. (S. 7.) Geomoren hießen die eingeborenen Adelsgeſchlechter von Samos. 14. (S. 7.) Aeſop (620—550) war nach Herodot ein Thraker, nach Anderen ein Phryger oder Meſembrianer. Er wurde an den Samier Jadmon als Sklave verkauft. Jn dem Hauſe deſſelben diente er mit Rhodopis zuſammen und wurde ſpäter freigelaſſen. Herod. II. 134. Berühmt durch ſeine Thierfabeln, ſoll er als Sachwalter aufge- treten ſein und der Freundſchaft des Kröſus genoſſen haben. Als er, ſchon hoch betagt, im Auftrage des Letzeren nach Delphi ging, wurde er von den beleidigten Prieſtern des Diebſtahls einer goldenen Schale beſchuldigt, fälſchlich zum Tode verurtheilt und von den delphiſchen Fel- ſen hinabgeſchleudert. Jn ſpäterer Zeit erhielt jede durch eine Erzäh- lung aus dem Naturreiche praktiſch dargeſtellte Lebensregel den Namen der äſopiſchen Fabel. Ueber ihn und ſeine Fabeln ſiehe Grauert de Aesopo et fabulis Aesopiis. Bonn 1825. 15. (S. 8.) Nach Herodot II. 134 und 135 war Rhodopis ſo ſchön, daß jeder Hellene ihren Namen kannte. 16. (S. 8.) Alkaeos, ein Zeitgenoſſe und Freund der Sappho, ſtammte, wie dieſe, aus einer der vornehmſten lesbiſchen Familien und darf zu den trefflichſten Lyrikern des ganzen Alterthums gezählt wer- den. Mit allen Vorzügen, aber auch allem Stolz und allen Vorur- theilen ſeines Standes ausgeſtattet, ſetzte er Leib und Leben, Wort und Lied ein, um den Tyrannen Melanchros zu ſtürzen, die nach Lesbos überſiedelnden Athener aus Sigeion zu vertreiben, und endlich die Ober- herrſchaft für den Adel zu bewahren. Jn beiden letzten Unternehmun- gen unglücklich, mußte er, als ſich Pittakos zum Führer des Volks auf- geſchwungen hatte, mit ſeinen Brüdern und Geſinnungsgenoſſen die Flucht ergreifen. Erſtere nahmen bei Nebukadnezar von Aſſyrien Kriegs- dienſte, letztere, und mit ihnen Alkaeos, ſchweiften in der Welt umher. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ſich der Dichter mit Charaxos, dem Bruder der Sappho, auch zu Naukratis aufgehalten habe. Nachdem Pittakos ſeine Geſetzgebung, welche ihm den Namen eines Weltweiſen eintrug, vollendet hatte, rief er die Verbannten zurück und verzieh dem Dichter, obgleich ihn derſelbe auch in der Fremde mit den bitterſten Verſen verfolgt hatte. Die Lieder des Alkaeos ſind erfüllt „von der ritterlichen Poeſie des Adels von Mytilene, der, in allen Künſten der <TEI> <text> <back> <div n="1"> <list> <pb facs="#f0199" n="181"/> <item><hi rendition="#b">12.</hi> (S. 7.) Aigyptos wurde der Nil in alter Zeit von den Grie-<lb/> chen genannt; z. B. <hi rendition="#aq">Homer Odyss. IV.</hi> 478.</item><lb/> <item><hi rendition="#b">13.</hi> (S. 7.) Geomoren hießen die eingeborenen Adelsgeſchlechter<lb/> von Samos.</item><lb/> <item><hi rendition="#b">14.</hi> (S. 7.) Aeſop (620—550) war nach Herodot ein Thraker,<lb/> nach Anderen ein Phryger oder Meſembrianer. Er wurde an den<lb/> Samier Jadmon als Sklave verkauft. 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12. (S. 7.) Aigyptos wurde der Nil in alter Zeit von den Grie-
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13. (S. 7.) Geomoren hießen die eingeborenen Adelsgeſchlechter
von Samos.
14. (S. 7.) Aeſop (620—550) war nach Herodot ein Thraker,
nach Anderen ein Phryger oder Meſembrianer. Er wurde an den
Samier Jadmon als Sklave verkauft. Jn dem Hauſe deſſelben diente
er mit Rhodopis zuſammen und wurde ſpäter freigelaſſen. Herod. II.
134. Berühmt durch ſeine Thierfabeln, ſoll er als Sachwalter aufge-
treten ſein und der Freundſchaft des Kröſus genoſſen haben. Als er,
ſchon hoch betagt, im Auftrage des Letzeren nach Delphi ging, wurde
er von den beleidigten Prieſtern des Diebſtahls einer goldenen Schale
beſchuldigt, fälſchlich zum Tode verurtheilt und von den delphiſchen Fel-
ſen hinabgeſchleudert. Jn ſpäterer Zeit erhielt jede durch eine Erzäh-
lung aus dem Naturreiche praktiſch dargeſtellte Lebensregel den Namen
der äſopiſchen Fabel. Ueber ihn und ſeine Fabeln ſiehe Grauert de
Aesopo et fabulis Aesopiis. Bonn 1825.
15. (S. 8.) Nach Herodot II. 134 und 135 war Rhodopis ſo
ſchön, daß jeder Hellene ihren Namen kannte.
16. (S. 8.) Alkaeos, ein Zeitgenoſſe und Freund der Sappho,
ſtammte, wie dieſe, aus einer der vornehmſten lesbiſchen Familien und
darf zu den trefflichſten Lyrikern des ganzen Alterthums gezählt wer-
den. Mit allen Vorzügen, aber auch allem Stolz und allen Vorur-
theilen ſeines Standes ausgeſtattet, ſetzte er Leib und Leben, Wort und
Lied ein, um den Tyrannen Melanchros zu ſtürzen, die nach Lesbos
überſiedelnden Athener aus Sigeion zu vertreiben, und endlich die Ober-
herrſchaft für den Adel zu bewahren. Jn beiden letzten Unternehmun-
gen unglücklich, mußte er, als ſich Pittakos zum Führer des Volks auf-
geſchwungen hatte, mit ſeinen Brüdern und Geſinnungsgenoſſen die
Flucht ergreifen. Erſtere nahmen bei Nebukadnezar von Aſſyrien Kriegs-
dienſte, letztere, und mit ihnen Alkaeos, ſchweiften in der Welt umher.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß ſich der Dichter mit Charaxos, dem
Bruder der Sappho, auch zu Naukratis aufgehalten habe. Nachdem
Pittakos ſeine Geſetzgebung, welche ihm den Namen eines Weltweiſen
eintrug, vollendet hatte, rief er die Verbannten zurück und verzieh dem
Dichter, obgleich ihn derſelbe auch in der Fremde mit den bitterſten
Verſen verfolgt hatte. Die Lieder des Alkaeos ſind erfüllt „von der
ritterlichen Poeſie des Adels von Mytilene, der, in allen Künſten der
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