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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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oligarchischen Erziehung genährt, durch stolzes Selbstgefühl gehoben, und
sicher im Erbe der schönsten Vorrechte, sein Leben zwischen That und
Genuß theilen und im Unglück niemals den leichten Muth aufgeben
durfte." -- Er war ein Feuergeist, der in vollendeten Formen sang,
weil er eben singen mußte, wenn eine Lust ihm blühte, wenn ihn ein
Leid bedrückte. Klar, wunderbar unbefangen, frei von Sehnsucht und
den Augenblick genießend, muß man ihn als eines der bedeutendsten
Vorbilder des Horaz, der nicht nur seine Metra, sondern auch viele sei-
ner Gedanken adoptirte, betrachten. Seine im Text erwähnte Bezie-
hung zu Sappho wird durch einzelne seiner Fragmente verbürgt. Die-
selben finden sich in A. Matthiae Alcaei reliquiae. L. 1827.

17. (S. 8.) Die berühmte Dichterin Sappho lebte nach Athenäus
zur Zeit des lydischen Königs Alyattes, also zwischen 620--563 v. Chr.,
nach der Chronik des Eusebius ol. 44, d. i. um 600 v. Chr. Außer-
dem wird sie als Zeitgenossin des Pittakos, Alkaeos und der Rhodopis
genannt, was mit den obigen Angaben übereinstimmt. Wir werden
kaum fehl gehen, wenn wir sie um 620 zu Mytilene auf Lesbos ge-
boren werden lassen. Jhr Vater hieß Skamandronymos oder Skamon.
Hiefür sprechen, außer Herodot, Aelian und anderen alten Schriftstel-
lern, Welcker, Bernhardi, Richter und Andere. Jhre Mutter und Toch-
ter trugen den Namen Kleis. Außer dem von uns erwähnten Cha-
raxos hatte sie einen zweiten Bruder Larichos, der, nach Athenäos
im Prytaneion zu Mytelene ein hohes Ehrenamt bekleidete. Hieraus,
sowie aus der Vertreibung der Sappho und des Charaxos zur Zeit
des Pittakos erhellt, daß sie aus einer sehr vornehmen Familie stammte.
Dieselbe muß auch wohlhabend gewesen sein, sonst hätte Charaxos, wie
Herodot erzählt, Rhodopis nicht kaufen können. Suidas nennt den
Gatten der Dichterin, Kerkolas, ausdrücklich einen sehr reichen Mann.
Unter ihren Anbetern darf ihr berühmter Zeitgenosse Alkaeos nicht
übergangen werden, während ihre bekannte unglückliche Liebe zu dem
jungen Phaon von Bernhardi mit Recht eine Fabel genannt wird.
Ebenso unwahr ist es, daß Anakreon, der erst mehrere Jahrzehnte spä-
ter blühte, an Sappho gewisse erotische Verse, welche einer anderen
Lesbierin gelten, gewidmet habe. Auch ihre unreine Leidenschaft für
schöne Jungfrauen und ihr Sprung vom leukadischen Felsen gehören
in das Reich der Fabel. Siehe Welcker, F. W. Richter und Bern-
hardi. Von dem Aeußeren der Dichterin wissen wir nur wenig. Plato,
Plutarch u. A. nennen sie "die schöne Sappho." Alkaeos preist ihr

oligarchiſchen Erziehung genährt, durch ſtolzes Selbſtgefühl gehoben, und
ſicher im Erbe der ſchönſten Vorrechte, ſein Leben zwiſchen That und
Genuß theilen und im Unglück niemals den leichten Muth aufgeben
durfte.“ — Er war ein Feuergeiſt, der in vollendeten Formen ſang,
weil er eben ſingen mußte, wenn eine Luſt ihm blühte, wenn ihn ein
Leid bedrückte. Klar, wunderbar unbefangen, frei von Sehnſucht und
den Augenblick genießend, muß man ihn als eines der bedeutendſten
Vorbilder des Horaz, der nicht nur ſeine Metra, ſondern auch viele ſei-
ner Gedanken adoptirte, betrachten. Seine im Text erwähnte Bezie-
hung zu Sappho wird durch einzelne ſeiner Fragmente verbürgt. Die-
ſelben finden ſich in A. Matthiae Alcaei reliquiae. L. 1827.

17. (S. 8.) Die berühmte Dichterin Sappho lebte nach Athenäus
zur Zeit des lydiſchen Königs Alyattes, alſo zwiſchen 620—563 v. Chr.,
nach der Chronik des Eusebius ol. 44, d. i. um 600 v. Chr. Außer-
dem wird ſie als Zeitgenoſſin des Pittakos, Alkaeos und der Rhodopis
genannt, was mit den obigen Angaben übereinſtimmt. Wir werden
kaum fehl gehen, wenn wir ſie um 620 zu Mytilene auf Lesbos ge-
boren werden laſſen. Jhr Vater hieß Skamandronymos oder Skamon.
Hiefür ſprechen, außer Herodot, Aelian und anderen alten Schriftſtel-
lern, Welcker, Bernhardi, Richter und Andere. Jhre Mutter und Toch-
ter trugen den Namen Klëis. Außer dem von uns erwähnten Cha-
raxos hatte ſie einen zweiten Bruder Larichos, der, nach Athenäos
im Prytaneion zu Mytelene ein hohes Ehrenamt bekleidete. Hieraus,
ſowie aus der Vertreibung der Sappho und des Charaxos zur Zeit
des Pittakos erhellt, daß ſie aus einer ſehr vornehmen Familie ſtammte.
Dieſelbe muß auch wohlhabend geweſen ſein, ſonſt hätte Charaxos, wie
Herodot erzählt, Rhodopis nicht kaufen können. Suidas nennt den
Gatten der Dichterin, Kerkolas, ausdrücklich einen ſehr reichen Mann.
Unter ihren Anbetern darf ihr berühmter Zeitgenoſſe Alkaeos nicht
übergangen werden, während ihre bekannte unglückliche Liebe zu dem
jungen Phaon von Bernhardi mit Recht eine Fabel genannt wird.
Ebenſo unwahr iſt es, daß Anakreon, der erſt mehrere Jahrzehnte ſpä-
ter blühte, an Sappho gewiſſe erotiſche Verſe, welche einer anderen
Lesbierin gelten, gewidmet habe. Auch ihre unreine Leidenſchaft für
ſchöne Jungfrauen und ihr Sprung vom leukadiſchen Felſen gehören
in das Reich der Fabel. Siehe Welcker, F. W. Richter und Bern-
hardi. Von dem Aeußeren der Dichterin wiſſen wir nur wenig. Plato,
Plutarch u. A. nennen ſie „die ſchöne Sappho.“ Alkaeos preist ihr

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/200>, abgerufen am 23.11.2024.