Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.Und weinten an des Todten Sarkophag Wenn man nicht über die Todten klagen soll, so ist's Jetzt konnte der Sybarit, welcher schon lange unge- "Zu Sais wohne ich, wie ihr wißt, in dem neuen "Seit dem ersten Psamtik 50) residiren die Könige zu "Bei Tage, wo ich übrigens selten zu Hause war, ließ Und weinten an des Todten Sarkophag Wenn man nicht über die Todten klagen ſoll, ſo iſt’s Jetzt konnte der Sybarit, welcher ſchon lange unge- „Zu Sais wohne ich, wie ihr wißt, in dem neuen „Seit dem erſten Pſamtik 50) reſidiren die Könige zu „Bei Tage, wo ich übrigens ſelten zu Hauſe war, ließ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0041" n="23"/> Und weinten an des Todten Sarkophag<lb/> Nur einen Tag.<lb/> Zum Todte haben wir ja Zeit genug;<lb/> Das Leben aber, es verrinnt im Flug,<lb/> Und iſt auch ſonder übergroßem Harm,<lb/> So kurz und arm!“ <hi rendition="#sup">48</hi>)</hi> </quote> </cit><lb/> <p>Wenn man nicht über die Todten klagen ſoll, ſo iſt’s<lb/> noch viel weniger recht, ſich um ſcheidende Freunde zu<lb/> grämen, — denn jene ſind für immer dahin, dieſen aber<lb/> ſagen wir beim Abſchied: „Auf Wiederſehen!“</p><lb/> <p>Jetzt konnte der Sybarit, welcher ſchon lange unge-<lb/> duldig geworden war, nicht länger ſchweigen und rief mit<lb/> kläglicher Stimme: „Fange doch endlich zu erzählen an,<lb/> Du mißgünſtiger Menſch. Jch kann keinen Tropfen trin-<lb/> ken, — wenn Du nicht aufhörſt vom Tode zu ſprechen.<lb/> Mir iſt ganz kalt geworden, und ich werde jedesmal krank,<lb/> wenn ich über ..., nun, wenn ich davon reden höre, daß<lb/> wir nicht ewig leben!“ — Die ganze Geſellſchaft lachte,<lb/> Phanes aber begann ſeine Geſchichte zu erzählen:</p><lb/> <p>„Zu Sais wohne ich, wie ihr wißt, in dem neuen<lb/> Schloſſe; zu Memphis aber wurde mir, als Oberſten der<lb/> griechiſchen Leibwache, welche den König begleiten muß,<lb/> wohin er auch reist, ein Quartier im linken Flügel des<lb/> uralten Palaſtes angewieſen <hi rendition="#sup">49</hi>).</p><lb/> <p>„Seit dem erſten Pſamtik <hi rendition="#sup">50</hi>) reſidiren die Könige zu<lb/> Sais, darum wurde das Jnnere der anderen Schlöſſer ein<lb/> wenig vernachläßigt. — Meine Wohnung war im Grunde<lb/> ganz vorzüglich gelegen, köſtlich eingerichtet und wäre vor-<lb/> trefflich geweſen, wenn ſich nicht, gleich bei meinem erſten<lb/> Einzuge in dieſelbe, eine furchtbare Plage fühlbar gemacht<lb/> hätte.</p><lb/> <p>„Bei Tage, wo ich übrigens ſelten zu Hauſe war, ließ<lb/> meine Wohnung gar nichts zu wünſchen übrig, bei Nacht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0041]
Und weinten an des Todten Sarkophag
Nur einen Tag.
Zum Todte haben wir ja Zeit genug;
Das Leben aber, es verrinnt im Flug,
Und iſt auch ſonder übergroßem Harm,
So kurz und arm!“ 48)
Wenn man nicht über die Todten klagen ſoll, ſo iſt’s
noch viel weniger recht, ſich um ſcheidende Freunde zu
grämen, — denn jene ſind für immer dahin, dieſen aber
ſagen wir beim Abſchied: „Auf Wiederſehen!“
Jetzt konnte der Sybarit, welcher ſchon lange unge-
duldig geworden war, nicht länger ſchweigen und rief mit
kläglicher Stimme: „Fange doch endlich zu erzählen an,
Du mißgünſtiger Menſch. Jch kann keinen Tropfen trin-
ken, — wenn Du nicht aufhörſt vom Tode zu ſprechen.
Mir iſt ganz kalt geworden, und ich werde jedesmal krank,
wenn ich über ..., nun, wenn ich davon reden höre, daß
wir nicht ewig leben!“ — Die ganze Geſellſchaft lachte,
Phanes aber begann ſeine Geſchichte zu erzählen:
„Zu Sais wohne ich, wie ihr wißt, in dem neuen
Schloſſe; zu Memphis aber wurde mir, als Oberſten der
griechiſchen Leibwache, welche den König begleiten muß,
wohin er auch reist, ein Quartier im linken Flügel des
uralten Palaſtes angewieſen 49).
„Seit dem erſten Pſamtik 50) reſidiren die Könige zu
Sais, darum wurde das Jnnere der anderen Schlöſſer ein
wenig vernachläßigt. — Meine Wohnung war im Grunde
ganz vorzüglich gelegen, köſtlich eingerichtet und wäre vor-
trefflich geweſen, wenn ſich nicht, gleich bei meinem erſten
Einzuge in dieſelbe, eine furchtbare Plage fühlbar gemacht
hätte.
„Bei Tage, wo ich übrigens ſelten zu Hauſe war, ließ
meine Wohnung gar nichts zu wünſchen übrig, bei Nacht
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