Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.aber war an keinen Schlaf zu denken, so fürchterlich spek- "Schon in der ersten Nacht lief mir eine unverschämte "Jch wußte mir keinen Rath in dieser Noth, bis mir "Jhr werdet Alle wissen, daß eines der liebenswür- Rhodopis, welche bis dahin gelächelt hatte, wurde "Alles war gut," erzählte der Oberst weiter, "als "Jch hatte das Katzenpaar der Pflege eines ägyp- aber war an keinen Schlaf zu denken, ſo fürchterlich ſpek- „Schon in der erſten Nacht lief mir eine unverſchämte „Jch wußte mir keinen Rath in dieſer Noth, bis mir „Jhr werdet Alle wiſſen, daß eines der liebenswür- Rhodopis, welche bis dahin gelächelt hatte, wurde „Alles war gut,“ erzählte der Oberſt weiter, „als „Jch hatte das Katzenpaar der Pflege eines ägyp- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="24"/> aber war an keinen Schlaf zu denken, ſo fürchterlich ſpek-<lb/> takelten Tauſende von Ratten und Mäuſen unter den alten<lb/> Fußböden, Tapeten und Ruhebetten.</p><lb/> <p>„Schon in der erſten Nacht lief mir eine unverſchämte<lb/> Maus über das Geſicht.</p><lb/> <p>„Jch wußte mir keinen Rath in dieſer Noth, bis mir<lb/> endlich ein ägyptiſcher Soldat zwei ſchöne große Katzen<lb/> verkaufte, welche mir auch nach einigen Wochen ziemliche<lb/> Ruhe vor meinen Peinigern verſchafften.</p><lb/> <p>„Jhr werdet Alle wiſſen, daß eines der liebenswür-<lb/> digen Geſetze dieſes wunderlichen Volkes, deſſen Bildung<lb/> und Weisheit ihr, meine mileſiſchen Freunde, nicht ſattſam<lb/> preiſen könnt, die Katzen für heilig erklärt. Göttliche<lb/> Ehre wird dieſen glücklichen Vierfüßlern, wie ſo mancher<lb/> anderen Beſtie, zu Theil, und ihre Tödtung eben ſo ſtreng<lb/> beſtraft, als der Mord eines Menſchen.“</p><lb/> <p>Rhodopis, welche bis dahin gelächelt hatte, wurde<lb/> ernſter, als ſie vernahm, daß die Verweiſung des Phanes<lb/> mit ſeiner Mißachtung der heiligen Thiere zuſammenhing.<lb/> Sie wußte, wie viele Opfer, ja wie viele Menſchenleben,<lb/> dieſer Aberglaube der Aegypter bereits gekoſtet hatte. Vor<lb/> Kurzem noch hatte der König Amaſis ſelbſt, einen unglück-<lb/> lichen Samier, welcher eine Katze getödtet hatte, nicht vor<lb/> der Rache des zornigen Volkes zu retten vermocht <hi rendition="#sup">51</hi>).</p><lb/> <p>„Alles war gut,“ erzählte der Oberſt weiter, „als<lb/> wir Memphis vor zwei Jahren verließen.</p><lb/> <p>„Jch hatte das Katzenpaar der Pflege eines ägyp-<lb/> tiſchen Schloßdieners anvertraut, und wußte, daß die rat-<lb/> tenfeindlichen Thiere meine Wohnung für künftige Fälle<lb/> rein erhalten würden, ja ich begann ſchon ſelbſt den freund-<lb/> lichen Rettern aus der Mäuſegefahr eine gewiſſe Vereh-<lb/> rung zu zollen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [24/0042]
aber war an keinen Schlaf zu denken, ſo fürchterlich ſpek-
takelten Tauſende von Ratten und Mäuſen unter den alten
Fußböden, Tapeten und Ruhebetten.
„Schon in der erſten Nacht lief mir eine unverſchämte
Maus über das Geſicht.
„Jch wußte mir keinen Rath in dieſer Noth, bis mir
endlich ein ägyptiſcher Soldat zwei ſchöne große Katzen
verkaufte, welche mir auch nach einigen Wochen ziemliche
Ruhe vor meinen Peinigern verſchafften.
„Jhr werdet Alle wiſſen, daß eines der liebenswür-
digen Geſetze dieſes wunderlichen Volkes, deſſen Bildung
und Weisheit ihr, meine mileſiſchen Freunde, nicht ſattſam
preiſen könnt, die Katzen für heilig erklärt. Göttliche
Ehre wird dieſen glücklichen Vierfüßlern, wie ſo mancher
anderen Beſtie, zu Theil, und ihre Tödtung eben ſo ſtreng
beſtraft, als der Mord eines Menſchen.“
Rhodopis, welche bis dahin gelächelt hatte, wurde
ernſter, als ſie vernahm, daß die Verweiſung des Phanes
mit ſeiner Mißachtung der heiligen Thiere zuſammenhing.
Sie wußte, wie viele Opfer, ja wie viele Menſchenleben,
dieſer Aberglaube der Aegypter bereits gekoſtet hatte. Vor
Kurzem noch hatte der König Amaſis ſelbſt, einen unglück-
lichen Samier, welcher eine Katze getödtet hatte, nicht vor
der Rache des zornigen Volkes zu retten vermocht 51).
„Alles war gut,“ erzählte der Oberſt weiter, „als
wir Memphis vor zwei Jahren verließen.
„Jch hatte das Katzenpaar der Pflege eines ägyp-
tiſchen Schloßdieners anvertraut, und wußte, daß die rat-
tenfeindlichen Thiere meine Wohnung für künftige Fälle
rein erhalten würden, ja ich begann ſchon ſelbſt den freund-
lichen Rettern aus der Mäuſegefahr eine gewiſſe Vereh-
rung zu zollen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |