Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Kindern aufwachsen ließ. Als Du die Ohrringe bekom- "Jch verbitte mir diese Spöttereien!" rief das Mäd- "Bist Du mir böse, weil ich finde, daß eure Namen "Du verläumdest meinen Wohlthäter." "Meine Zunge soll verdorren, wenn ich nicht die reine Kindern aufwachſen ließ. Als Du die Ohrringe bekom- „Jch verbitte mir dieſe Spöttereien!“ rief das Mäd- „Biſt Du mir böſe, weil ich finde, daß eure Namen „Du verläumdeſt meinen Wohlthäter.“ „Meine Zunge ſoll verdorren, wenn ich nicht die reine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="101"/> Kindern aufwachſen ließ. Als Du die Ohrringe bekom-<lb/> men hatteſt, verliebte ſich der Bruder des Oropaſtes, Gau-<lb/> mata <hi rendition="#sup">76</hi>), nun Du brauchſt nicht roth zu werden, Gaumata<lb/> iſt ein ſchöner Name, in Dein roſiges Lärvchen und wollte<lb/> Dich, obgleich er erſt neunzehn Jahre zählte, zum Weibe<lb/> haben. Gaumata und Mandane, wie ſchön das zuſammen<lb/> klingt! Mandane und Gaumata! Wär ich ein Sänger,<lb/> ſo müßte mein Held Gaumata und ſeine Liebſte Mandane<lb/> heißen!“</p><lb/> <p>„Jch verbitte mir dieſe Spöttereien!“ rief das Mäd-<lb/> chen hocherröthend und beinahe weinend vor Scham und<lb/> Zorn.</p><lb/> <p>„Biſt Du mir böſe, weil ich finde, daß eure Namen<lb/> ſchön zu einander paſſen? Zürne lieber dem ſtolzen Oro-<lb/> paſtes, der ſeinen jungen Bruder nach Rhagae <hi rendition="#sup">77</hi>), Dich<lb/> aber an den Hof ſandte, damit ihr einander vergeſſen<lb/> möchtet.“</p><lb/> <p>„Du verläumdeſt meinen Wohlthäter.“</p><lb/> <p>„Meine Zunge ſoll verdorren, wenn ich nicht die reine<lb/> Wahrheit rede. Oropaſtes trennte Dich und ſeinen Bru-<lb/> der, weil er Größeres mit dem ſchönen Gaumata vorhat,<lb/> als eine Heirath mit der armen Waiſe eines geringen<lb/> Magiers. Amytis oder Meniſche wären ihm als Schwä-<lb/> gerinnen ſchon recht; ein armes. Mädchen wie Du biſt,<lb/> welches ſeiner Mildthätigkeit Alles verdankt, kann ſeinen<lb/> ehrgeizigen Plänen nur hinderlich ſein. Er möchte, unter<lb/> uns geſagt, das Reich während des Maſſagetenkrieges als<lb/> Statthalter verwalten und würde viel darum geben, wenn<lb/> er ſich auf irgend eine Weiſe mit den Achämeniden ver-<lb/> ſchwägern könnte. Jn ſeinem Alter denkt man nicht mehr<lb/> an neue Frauen; ſein Bruder aber iſt jung und ſchön, ja<lb/> man ſagt ſogar, daß er dem Prinzen Bartja ähnlich ſähe.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [101/0103]
Kindern aufwachſen ließ. Als Du die Ohrringe bekom-
men hatteſt, verliebte ſich der Bruder des Oropaſtes, Gau-
mata 76), nun Du brauchſt nicht roth zu werden, Gaumata
iſt ein ſchöner Name, in Dein roſiges Lärvchen und wollte
Dich, obgleich er erſt neunzehn Jahre zählte, zum Weibe
haben. Gaumata und Mandane, wie ſchön das zuſammen
klingt! Mandane und Gaumata! Wär ich ein Sänger,
ſo müßte mein Held Gaumata und ſeine Liebſte Mandane
heißen!“
„Jch verbitte mir dieſe Spöttereien!“ rief das Mäd-
chen hocherröthend und beinahe weinend vor Scham und
Zorn.
„Biſt Du mir böſe, weil ich finde, daß eure Namen
ſchön zu einander paſſen? Zürne lieber dem ſtolzen Oro-
paſtes, der ſeinen jungen Bruder nach Rhagae 77), Dich
aber an den Hof ſandte, damit ihr einander vergeſſen
möchtet.“
„Du verläumdeſt meinen Wohlthäter.“
„Meine Zunge ſoll verdorren, wenn ich nicht die reine
Wahrheit rede. Oropaſtes trennte Dich und ſeinen Bru-
der, weil er Größeres mit dem ſchönen Gaumata vorhat,
als eine Heirath mit der armen Waiſe eines geringen
Magiers. Amytis oder Meniſche wären ihm als Schwä-
gerinnen ſchon recht; ein armes. Mädchen wie Du biſt,
welches ſeiner Mildthätigkeit Alles verdankt, kann ſeinen
ehrgeizigen Plänen nur hinderlich ſein. Er möchte, unter
uns geſagt, das Reich während des Maſſagetenkrieges als
Statthalter verwalten und würde viel darum geben, wenn
er ſich auf irgend eine Weiſe mit den Achämeniden ver-
ſchwägern könnte. Jn ſeinem Alter denkt man nicht mehr
an neue Frauen; ſein Bruder aber iſt jung und ſchön, ja
man ſagt ſogar, daß er dem Prinzen Bartja ähnlich ſähe.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |