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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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"Dann müssen wir siegen!" antwortete der Eunuch.
"Jetzt glänzen Deine Augen von Neuem in dem rechten
dunklen Schwarz! So lieb ich Dich, meine Königin, so
soll Dich Kambyses sehen, wenn sich die Hunde und Vögel
mit dem zarten Fleische der Aegypterin mästen, und ich ihm
zum erstenmale nach langen Monden in stiller Nacht Deine
Schlafgemächer öffnen werde. Heda, Armorges, befiehl den
anderen Weibern, sie sollten sich bereit halten und in die
Sänften steigen; ich gehe voraus, um ihnen ihre Plätze
anzuweisen."



Die große Festhalle war mit Tausenden von Lichtern,
deren Flammen sich in den Goldblechen, welche die Wände
bekleideten, abspiegelte, mehr als tageshell erleuchtet. Eine
unabsehbar lange Tafel stand in der Mitte des Saales,
und bot durch den Reichthum der sie überbürdenden golde-
nen und silbernen Becher, Teller, Schüsseln, Aufsätze, Krüge,
Kannen, Fruchtschaalen und Räucheraltäre einen märchen-
haft prunkvollen Anblick.

"Der König wird bald erscheinen!" rief der Oberste
der Tafeldecker, ein vornehmer Hofbeamte, dem Mundschen-
ken des Königs, einem edlen Anverwandten des Kambyses,
zu. "Sind alle Krüge gefüllt, alle Weine geprobt, die
Becher aufgestellt und die Schläuche, welche Polykrates
sandte, ausgeleert?"

"Alles fertig!" antwortete der Schenk. "Jener Wein
aus Chios übertrifft an Güte Alles, was ich bisher ge-
trunken habe, und verdunkelt, nach meinem Geschmacke, selbst
den syrischen Traubensaft 83). Kost' einmal!"

Bei diesen Worten ergriff er mit der einen Hand ein
zierliches goldenes Becherchen, mit der andern einen Henkel-

„Dann müſſen wir ſiegen!“ antwortete der Eunuch.
„Jetzt glänzen Deine Augen von Neuem in dem rechten
dunklen Schwarz! So lieb ich Dich, meine Königin, ſo
ſoll Dich Kambyſes ſehen, wenn ſich die Hunde und Vögel
mit dem zarten Fleiſche der Aegypterin mäſten, und ich ihm
zum erſtenmale nach langen Monden in ſtiller Nacht Deine
Schlafgemächer öffnen werde. Heda, Armorges, befiehl den
anderen Weibern, ſie ſollten ſich bereit halten und in die
Sänften ſteigen; ich gehe voraus, um ihnen ihre Plätze
anzuweiſen.“



Die große Feſthalle war mit Tauſenden von Lichtern,
deren Flammen ſich in den Goldblechen, welche die Wände
bekleideten, abſpiegelte, mehr als tageshell erleuchtet. Eine
unabſehbar lange Tafel ſtand in der Mitte des Saales,
und bot durch den Reichthum der ſie überbürdenden golde-
nen und ſilbernen Becher, Teller, Schüſſeln, Aufſätze, Krüge,
Kannen, Fruchtſchaalen und Räucheraltäre einen märchen-
haft prunkvollen Anblick.

„Der König wird bald erſcheinen!“ rief der Oberſte
der Tafeldecker, ein vornehmer Hofbeamte, dem Mundſchen-
ken des Königs, einem edlen Anverwandten des Kambyſes,
zu. „Sind alle Krüge gefüllt, alle Weine geprobt, die
Becher aufgeſtellt und die Schläuche, welche Polykrates
ſandte, ausgeleert?“

„Alles fertig!“ antwortete der Schenk. „Jener Wein
aus Chios übertrifft an Güte Alles, was ich bisher ge-
trunken habe, und verdunkelt, nach meinem Geſchmacke, ſelbſt
den ſyriſchen Traubenſaft 83). Koſt’ einmal!“

Bei dieſen Worten ergriff er mit der einen Hand ein
zierliches goldenes Becherchen, mit der andern einen Henkel-

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[114/0116] „Dann müſſen wir ſiegen!“ antwortete der Eunuch. „Jetzt glänzen Deine Augen von Neuem in dem rechten dunklen Schwarz! So lieb ich Dich, meine Königin, ſo ſoll Dich Kambyſes ſehen, wenn ſich die Hunde und Vögel mit dem zarten Fleiſche der Aegypterin mäſten, und ich ihm zum erſtenmale nach langen Monden in ſtiller Nacht Deine Schlafgemächer öffnen werde. Heda, Armorges, befiehl den anderen Weibern, ſie ſollten ſich bereit halten und in die Sänften ſteigen; ich gehe voraus, um ihnen ihre Plätze anzuweiſen.“ Die große Feſthalle war mit Tauſenden von Lichtern, deren Flammen ſich in den Goldblechen, welche die Wände bekleideten, abſpiegelte, mehr als tageshell erleuchtet. Eine unabſehbar lange Tafel ſtand in der Mitte des Saales, und bot durch den Reichthum der ſie überbürdenden golde- nen und ſilbernen Becher, Teller, Schüſſeln, Aufſätze, Krüge, Kannen, Fruchtſchaalen und Räucheraltäre einen märchen- haft prunkvollen Anblick. „Der König wird bald erſcheinen!“ rief der Oberſte der Tafeldecker, ein vornehmer Hofbeamte, dem Mundſchen- ken des Königs, einem edlen Anverwandten des Kambyſes, zu. „Sind alle Krüge gefüllt, alle Weine geprobt, die Becher aufgeſtellt und die Schläuche, welche Polykrates ſandte, ausgeleert?“ „Alles fertig!“ antwortete der Schenk. „Jener Wein aus Chios übertrifft an Güte Alles, was ich bisher ge- trunken habe, und verdunkelt, nach meinem Geſchmacke, ſelbſt den ſyriſchen Traubenſaft 83). Koſt’ einmal!“ Bei dieſen Worten ergriff er mit der einen Hand ein zierliches goldenes Becherchen, mit der andern einen Henkel-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/116>, abgerufen am 21.11.2024.