Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.krug vom gleichen Metalle, schwang den Krug in die Höhe Dieser schlürfte bedächtiglich und mit der Zunge schnal- "Jch danke Dir," antwortete der Andere, die Stirn "Heute hab' ich mit dem Könige hierüber gesprochen. "Nach Susa?" fragte der Mundschenk. "Dort ist es "Der Jude Daniel hat dem Könige die Botschaft ge- krug vom gleichen Metalle, ſchwang den Krug in die Höhe Dieſer ſchlürfte bedächtiglich und mit der Zunge ſchnal- „Jch danke Dir,“ antwortete der Andere, die Stirn „Heute hab’ ich mit dem Könige hierüber geſprochen. „Nach Suſa?“ fragte der Mundſchenk. „Dort iſt es „Der Jude Daniel hat dem Könige die Botſchaft ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="115"/> krug vom gleichen Metalle, ſchwang den Krug in die Höhe<lb/> und goß den edlen Trank in weitem Bogen ſo geſchickt in<lb/> die kleine Höhlung des Pokals, daß kein Tropfen zur Erde<lb/> fiel. Dann ergriff er den Becher mit den Fingerſpitzen<lb/> und überreichte denſelben, ſich zierlich verbeugend, dem<lb/> Tafeldecker <hi rendition="#sup">84</hi>).</p><lb/> <p>Dieſer ſchlürfte bedächtiglich und mit der Zunge ſchnal-<lb/> zend das koſtbare Naß und rief, indem er dem Schenken den<lb/> Pokal zurückgab: „Wahrlich, ein edler Trank, welcher doppelt<lb/> mundet, wenn er ſo zierlich, wie nur Du es verſtehſt, dem<lb/> Trinker überreicht wird. Die Fremden haben recht, daß<lb/> ſie die perſiſchen Schenken als die geſchickteſten in der gan-<lb/> zen Welt mit Bewunderung betrachten.“</p><lb/> <p>„Jch danke Dir,“ antwortete der Andere, die Stirn<lb/> ſeines Freundes küſſend, „und bin ſtolz auf mein Amt,<lb/> welches der große König nur ſeinen Freunden überläßt.<lb/> Dennoch wird es mir in dieſem erſtickend heißen Babylon<lb/> beinahe zur Laſt! Wann werden wir endlich in die Som-<lb/> merreſidenzen, nach Ekbatana oder Paſargadae ziehen?“</p><lb/> <p>„Heute hab’ ich mit dem Könige hierüber geſprochen.<lb/> Wegen des Maſſagetenkrieges wollt’ er nicht erſt den Auf-<lb/> enthalt wechſeln, ſondern von Babylon aus geradenwegs<lb/> in’s Feld ziehen; ſollte aber, was nach der heutigen Bot-<lb/> ſchaft nicht unwahrſcheinlich iſt, der Krieg unterbleiben,<lb/> dann werden wir drei Tage nach der Hochzeit des Königs,<lb/> alſo in einer Woche, nach Suſa aufbrechen.“</p><lb/> <p>„Nach Suſa?“ fragte der Mundſchenk. „Dort iſt es<lb/> nur wenig kühler als hier, und außerdem wird die alte<lb/> Memnonsburg <hi rendition="#sup">85</hi>) umgebaut.“</p><lb/> <p>„Der Jude Daniel hat dem Könige die Botſchaft ge-<lb/> bracht, der neue Palaſt ſei fertig und übertreffe an Glanz<lb/> und Pracht alles Dageweſene. Kaum hatte Kambyſes dieß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0117]
krug vom gleichen Metalle, ſchwang den Krug in die Höhe
und goß den edlen Trank in weitem Bogen ſo geſchickt in
die kleine Höhlung des Pokals, daß kein Tropfen zur Erde
fiel. Dann ergriff er den Becher mit den Fingerſpitzen
und überreichte denſelben, ſich zierlich verbeugend, dem
Tafeldecker 84).
Dieſer ſchlürfte bedächtiglich und mit der Zunge ſchnal-
zend das koſtbare Naß und rief, indem er dem Schenken den
Pokal zurückgab: „Wahrlich, ein edler Trank, welcher doppelt
mundet, wenn er ſo zierlich, wie nur Du es verſtehſt, dem
Trinker überreicht wird. Die Fremden haben recht, daß
ſie die perſiſchen Schenken als die geſchickteſten in der gan-
zen Welt mit Bewunderung betrachten.“
„Jch danke Dir,“ antwortete der Andere, die Stirn
ſeines Freundes küſſend, „und bin ſtolz auf mein Amt,
welches der große König nur ſeinen Freunden überläßt.
Dennoch wird es mir in dieſem erſtickend heißen Babylon
beinahe zur Laſt! Wann werden wir endlich in die Som-
merreſidenzen, nach Ekbatana oder Paſargadae ziehen?“
„Heute hab’ ich mit dem Könige hierüber geſprochen.
Wegen des Maſſagetenkrieges wollt’ er nicht erſt den Auf-
enthalt wechſeln, ſondern von Babylon aus geradenwegs
in’s Feld ziehen; ſollte aber, was nach der heutigen Bot-
ſchaft nicht unwahrſcheinlich iſt, der Krieg unterbleiben,
dann werden wir drei Tage nach der Hochzeit des Königs,
alſo in einer Woche, nach Suſa aufbrechen.“
„Nach Suſa?“ fragte der Mundſchenk. „Dort iſt es
nur wenig kühler als hier, und außerdem wird die alte
Memnonsburg 85) umgebaut.“
„Der Jude Daniel hat dem Könige die Botſchaft ge-
bracht, der neue Palaſt ſei fertig und übertreffe an Glanz
und Pracht alles Dageweſene. Kaum hatte Kambyſes dieß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |