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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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ein Wunder, und darum läßt auch Du Dich vertrauens-
voll von demselben Deines Glücks berauben!"

"Du lästerst, Araspes. Jst es die Schuld der Göt-
ter, wenn wir ihre Sprüche falsch verstehn?"

"Freilich, denn wenn sie uns nützen wollten, so wür-
den sie uns mit ihren Worten die nöthige Einsicht schen-
ken, dieselben zu begreifen. Was helfen mir die schönsten
Reden, wenn sie mir in einer mir unverständlichen Sprache
vorgetragen werden?"

"Laßt das unnütze Streiten!" rief Darius.

"Erkläre uns lieber, Araspes, warum Du Dich so
lange von den Priestern tadeln, bei den Festen zurück-
setzen und von den Weibern schmähen ließest, um, obgleich
Du jeden Bräutigam beglückwünsch'st, ein alter Junggeselle
zu bleiben?"

Araspes blickte sinnend zu Boden, dann schüttelte er
sich, that einen langen Zug aus dem Becher und sagte:
"Jch habe meinen Grund, ihr Freunde; aber ich kann euch
denselben jetzt nicht mittheilen."

"Erzähle, erzähle!"

"Jch kann nicht, Kinder, ich kann nicht! Diesen Be-
cher leere ich auf das Wohl Deiner holden Sappho, mein
glücklicher Bartja, und diesen hier weihe ich Deinem Glücke,
mein Liebling Darius!"

"Jch danke!" rief Bartja, indem er freudig seinen
Becher an die Lippen setzte.

"Du meinst es gut," murmelte Darius, finster zu
Boden schauend.

"Ei, ei, Du Sohn des Hystaspes," rief der Alte,
den ernsten Jüngling betrachtend; "so finstre Züge stehen
dem Bräutigam, der auf das Wohl seiner Liebsten trinken
soll, gar übel! Jst das Töchterchen des Gobryas nicht

ein Wunder, und darum läßt auch Du Dich vertrauens-
voll von demſelben Deines Glücks berauben!“

„Du läſterſt, Araspes. Jſt es die Schuld der Göt-
ter, wenn wir ihre Sprüche falſch verſtehn?“

„Freilich, denn wenn ſie uns nützen wollten, ſo wür-
den ſie uns mit ihren Worten die nöthige Einſicht ſchen-
ken, dieſelben zu begreifen. Was helfen mir die ſchönſten
Reden, wenn ſie mir in einer mir unverſtändlichen Sprache
vorgetragen werden?“

„Laßt das unnütze Streiten!“ rief Darius.

„Erkläre uns lieber, Araspes, warum Du Dich ſo
lange von den Prieſtern tadeln, bei den Feſten zurück-
ſetzen und von den Weibern ſchmähen ließeſt, um, obgleich
Du jeden Bräutigam beglückwünſch’ſt, ein alter Junggeſelle
zu bleiben?“

Araspes blickte ſinnend zu Boden, dann ſchüttelte er
ſich, that einen langen Zug aus dem Becher und ſagte:
„Jch habe meinen Grund, ihr Freunde; aber ich kann euch
denſelben jetzt nicht mittheilen.“

„Erzähle, erzähle!“

„Jch kann nicht, Kinder, ich kann nicht! Dieſen Be-
cher leere ich auf das Wohl Deiner holden Sappho, mein
glücklicher Bartja, und dieſen hier weihe ich Deinem Glücke,
mein Liebling Darius!“

„Jch danke!“ rief Bartja, indem er freudig ſeinen
Becher an die Lippen ſetzte.

„Du meinſt es gut,“ murmelte Darius, finſter zu
Boden ſchauend.

„Ei, ei, Du Sohn des Hyſtaspes,“ rief der Alte,
den ernſten Jüngling betrachtend; „ſo finſtre Züge ſtehen
dem Bräutigam, der auf das Wohl ſeiner Liebſten trinken
ſoll, gar übel! Jſt das Töchterchen des Gobryas nicht

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[141/0143] ein Wunder, und darum läßt auch Du Dich vertrauens- voll von demſelben Deines Glücks berauben!“ „Du läſterſt, Araspes. Jſt es die Schuld der Göt- ter, wenn wir ihre Sprüche falſch verſtehn?“ „Freilich, denn wenn ſie uns nützen wollten, ſo wür- den ſie uns mit ihren Worten die nöthige Einſicht ſchen- ken, dieſelben zu begreifen. Was helfen mir die ſchönſten Reden, wenn ſie mir in einer mir unverſtändlichen Sprache vorgetragen werden?“ „Laßt das unnütze Streiten!“ rief Darius. „Erkläre uns lieber, Araspes, warum Du Dich ſo lange von den Prieſtern tadeln, bei den Feſten zurück- ſetzen und von den Weibern ſchmähen ließeſt, um, obgleich Du jeden Bräutigam beglückwünſch’ſt, ein alter Junggeſelle zu bleiben?“ Araspes blickte ſinnend zu Boden, dann ſchüttelte er ſich, that einen langen Zug aus dem Becher und ſagte: „Jch habe meinen Grund, ihr Freunde; aber ich kann euch denſelben jetzt nicht mittheilen.“ „Erzähle, erzähle!“ „Jch kann nicht, Kinder, ich kann nicht! Dieſen Be- cher leere ich auf das Wohl Deiner holden Sappho, mein glücklicher Bartja, und dieſen hier weihe ich Deinem Glücke, mein Liebling Darius!“ „Jch danke!“ rief Bartja, indem er freudig ſeinen Becher an die Lippen ſetzte. „Du meinſt es gut,“ murmelte Darius, finſter zu Boden ſchauend. „Ei, ei, Du Sohn des Hyſtaspes,“ rief der Alte, den ernſten Jüngling betrachtend; „ſo finſtre Züge ſtehen dem Bräutigam, der auf das Wohl ſeiner Liebſten trinken ſoll, gar übel! Jſt das Töchterchen des Gobryas nicht

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/143>, abgerufen am 21.11.2024.