Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.dieß Unheil wäre aber niemals möglich gewesen, wenn Bei diesen sehnsüchtig ausgesprochenen Worten brach Dieß Lächeln rettete ihr schwer bedrohtes Leben. "Tausendmal," rief sie, "küßte meine Herrin alle Als sie bemerkte, daß sich die Züge ihres strengen dieß Unheil wäre aber niemals möglich geweſen, wenn Bei dieſen ſehnſüchtig ausgeſprochenen Worten brach Dieß Lächeln rettete ihr ſchwer bedrohtes Leben. „Tauſendmal,“ rief ſie, „küßte meine Herrin alle Als ſie bemerkte, daß ſich die Züge ihres ſtrengen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0228" n="226"/> dieß Unheil wäre aber niemals möglich geweſen, wenn<lb/> Oropaſtes ſeinem Bruder geſtattet hätte, mich zu hei-<lb/> rathen!“</p><lb/> <p>Bei dieſen ſehnſüchtig ausgeſprochenen Worten brach<lb/> ſie in neues Schluchzen aus, während ſich die ernſten Zu-<lb/> hörer, ja ſelbſt der König, eines leiſen Lächelns nicht er-<lb/> wehren konnten.</p><lb/> <p>Dieß Lächeln rettete ihr ſchwer bedrohtes Leben.<lb/> Kambyſes würde aber nach Allem, was er erfahren,<lb/> kaum gelächelt haben, wenn Mandane nicht mit jenem<lb/> feinen Jnſtinkt, welcher den Frauen juſt in der Stunde<lb/> der drohenden Gefahr am willfährigſten zu Gebote ſteht,<lb/> verſtanden hätte, ſeine ſchwache Seite aufzufaſſen und aus-<lb/> zubeuten. So verweilte ſie denn, viel länger als nöthig,<lb/> bei der Freude, welche Nitetis über die Geſchenke des Kö-<lb/> nigs geäußert hatte.</p><lb/> <p>„Tauſendmal,“ rief ſie, „küßte meine Herrin alle<lb/> Dinge, die man ihr von Dir, o König, brachte; am öfte-<lb/> ſten aber hat ſie ihre Lippen auf jenen Blumenſtrauß ge-<lb/> drückt, welchen Du ihr vor einigen Tagen mit eignen<lb/> Händen pflückteſt. Ach, und als der Strauß zu welken<lb/> begann, da nahm ſie Blume für Blume, breitete die Blü-<lb/> tenblättchen ſorglich aus, legte ſie zwiſchen wollene Tücher<lb/> und ſtellte eigenhändig ihre ſchwere, goldne Salbenſchachtel<lb/> darauf, um ſie zu trocknen und als Andenken an Deine<lb/> Güte aufzubewahren!“</p><lb/> <p>Als ſie bemerkte, daß ſich die Züge ihres ſtrengen<lb/> Richters bei dieſen Worten aufheiterten, ſchöpfte ſie neuen<lb/> Muth, legte der Herrin ſüße Worte, welche dieſelbe nie-<lb/> mals ausgeſprochen, in den Mund und behauptete, daß ſie,<lb/> Mandane, hundertmal gehört habe, wie Nitetis den Na-<lb/> men ‚Kambyſes‘ unausſprechlich zärtlich im Schlafe ausge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0228]
dieß Unheil wäre aber niemals möglich geweſen, wenn
Oropaſtes ſeinem Bruder geſtattet hätte, mich zu hei-
rathen!“
Bei dieſen ſehnſüchtig ausgeſprochenen Worten brach
ſie in neues Schluchzen aus, während ſich die ernſten Zu-
hörer, ja ſelbſt der König, eines leiſen Lächelns nicht er-
wehren konnten.
Dieß Lächeln rettete ihr ſchwer bedrohtes Leben.
Kambyſes würde aber nach Allem, was er erfahren,
kaum gelächelt haben, wenn Mandane nicht mit jenem
feinen Jnſtinkt, welcher den Frauen juſt in der Stunde
der drohenden Gefahr am willfährigſten zu Gebote ſteht,
verſtanden hätte, ſeine ſchwache Seite aufzufaſſen und aus-
zubeuten. So verweilte ſie denn, viel länger als nöthig,
bei der Freude, welche Nitetis über die Geſchenke des Kö-
nigs geäußert hatte.
„Tauſendmal,“ rief ſie, „küßte meine Herrin alle
Dinge, die man ihr von Dir, o König, brachte; am öfte-
ſten aber hat ſie ihre Lippen auf jenen Blumenſtrauß ge-
drückt, welchen Du ihr vor einigen Tagen mit eignen
Händen pflückteſt. Ach, und als der Strauß zu welken
begann, da nahm ſie Blume für Blume, breitete die Blü-
tenblättchen ſorglich aus, legte ſie zwiſchen wollene Tücher
und ſtellte eigenhändig ihre ſchwere, goldne Salbenſchachtel
darauf, um ſie zu trocknen und als Andenken an Deine
Güte aufzubewahren!“
Als ſie bemerkte, daß ſich die Züge ihres ſtrengen
Richters bei dieſen Worten aufheiterten, ſchöpfte ſie neuen
Muth, legte der Herrin ſüße Worte, welche dieſelbe nie-
mals ausgeſprochen, in den Mund und behauptete, daß ſie,
Mandane, hundertmal gehört habe, wie Nitetis den Na-
men ‚Kambyſes‘ unausſprechlich zärtlich im Schlafe ausge-
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