lauter gewissermaßen bedeutende Menschen, aber keine Spur von gleicher Richtung und gemeinsamem Interesse, sondern jeder rund abgeschlossen für sich und seinen eigenen Weg gehend, ohne im geringsten an den Be¬ strebungen des Andern Theil zu nehmen. Sie sind mir vorgekommen wie die Billardkugeln, die auf der grünen Decke blind durch einander laufen ohne von einander zu wissen und die, sobald sie sich berühren, nur desto weiter auseinander fahren."
Ich lachte über das treffende Gleichniß. Ich erkun¬ digte mich nach den correspondirenden Personen, und Goethe nannte sie mir, indem er mir über jeden etwas Besonderes sagte.
"Jacobi war eigentlich ein geborener Diplomat, ein schöner Mann von schlankem Wuchs, feinen vornehmen Wesens, der als Gesandter ganz an seinem Platz ge¬ wesen wäre. Zum Poeten und Philosophen fehlte ihm etwas, um beydes zu seyn."
"Sein Verhältniß zu mir war eigener Art. Er hatte mich persönlich lieb, ohne an meinen Bestrebungen Theil zu nehmen oder sie wohl gar zu billigen. Es bedurfte daher der Freundschaft, um uns an einander zu halten. Dagegen war mein Verhältniß mit Schiller so einzig, weil wir das herrlichste Bindungsmittel in unsern gemeinsamen Bestrebungen fanden und es für uns keiner sogenannten besondern Freundschaft weiter bedurfte."
lauter gewiſſermaßen bedeutende Menſchen, aber keine Spur von gleicher Richtung und gemeinſamem Intereſſe, ſondern jeder rund abgeſchloſſen fuͤr ſich und ſeinen eigenen Weg gehend, ohne im geringſten an den Be¬ ſtrebungen des Andern Theil zu nehmen. Sie ſind mir vorgekommen wie die Billardkugeln, die auf der gruͤnen Decke blind durch einander laufen ohne von einander zu wiſſen und die, ſobald ſie ſich beruͤhren, nur deſto weiter auseinander fahren.“
Ich lachte uͤber das treffende Gleichniß. Ich erkun¬ digte mich nach den correſpondirenden Perſonen, und Goethe nannte ſie mir, indem er mir uͤber jeden etwas Beſonderes ſagte.
„Jacobi war eigentlich ein geborener Diplomat, ein ſchoͤner Mann von ſchlankem Wuchs, feinen vornehmen Weſens, der als Geſandter ganz an ſeinem Platz ge¬ weſen waͤre. Zum Poeten und Philoſophen fehlte ihm etwas, um beydes zu ſeyn.“
„Sein Verhaͤltniß zu mir war eigener Art. Er hatte mich perſoͤnlich lieb, ohne an meinen Beſtrebungen Theil zu nehmen oder ſie wohl gar zu billigen. Es bedurfte daher der Freundſchaft, um uns an einander zu halten. Dagegen war mein Verhaͤltniß mit Schiller ſo einzig, weil wir das herrlichſte Bindungsmittel in unſern gemeinſamen Beſtrebungen fanden und es fuͤr uns keiner ſogenannten beſondern Freundſchaft weiter bedurfte.“
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lauter gewiſſermaßen bedeutende Menſchen, aber keine
Spur von gleicher Richtung und gemeinſamem Intereſſe,
ſondern jeder rund abgeſchloſſen fuͤr ſich und ſeinen
eigenen Weg gehend, ohne im geringſten an den Be¬
ſtrebungen des Andern Theil zu nehmen. Sie ſind mir
vorgekommen wie die Billardkugeln, die auf der gruͤnen
Decke blind durch einander laufen ohne von einander
zu wiſſen und die, ſobald ſie ſich beruͤhren, nur deſto
weiter auseinander fahren.“
Ich lachte uͤber das treffende Gleichniß. Ich erkun¬
digte mich nach den correſpondirenden Perſonen, und
Goethe nannte ſie mir, indem er mir uͤber jeden etwas
Beſonderes ſagte.
„Jacobi war eigentlich ein geborener Diplomat, ein
ſchoͤner Mann von ſchlankem Wuchs, feinen vornehmen
Weſens, der als Geſandter ganz an ſeinem Platz ge¬
weſen waͤre. Zum Poeten und Philoſophen fehlte ihm
etwas, um beydes zu ſeyn.“
„Sein Verhaͤltniß zu mir war eigener Art. Er
hatte mich perſoͤnlich lieb, ohne an meinen Beſtrebungen
Theil zu nehmen oder ſie wohl gar zu billigen. Es
bedurfte daher der Freundſchaft, um uns an einander
zu halten. Dagegen war mein Verhaͤltniß mit Schiller
ſo einzig, weil wir das herrlichſte Bindungsmittel in
unſern gemeinſamen Beſtrebungen fanden und es fuͤr
uns keiner ſogenannten beſondern Freundſchaft weiter
bedurfte.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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