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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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Unter diesen Gesprächen gingen wir im Garten auf
und ab. Die Wolken hatten sich indeß verdichtet und
es fing an zu tröpfeln, so daß wir genöthiget waren
uns in das Haus zurückzuziehen, wo wir denn unsere
Unterhaltungen noch eine Weile fortsetzten.


Der Familien-Tisch zu fünf Couverts stand gedeckt,
die Zimmer waren leer und kühl, welches bei der gro¬
ßen Hitze sehr wohl that. Ich trat in das geräumige
an den Speisesaal angrenzende Zimmer, worin der ge¬
wirkte Fußteppich liegt und die colossale Büste der Juno
steht. Ich war nicht lange allein auf- und abgegangen,
als Goethe, aus seinem Arbeitszimmer kommend, herein¬
trat und mich in seiner herzlichen Art liebevoll begrüßte
und anredete. Er setzte sich auf einen Stuhl am Fen¬
ster. "Nehmen Sie sich auch ein Stühlchen, sagte er,
und setzen Sie sich zu mir, wir wollen ein wenig reden
bis die Übrigen kommen. Es ist mir lieb, daß Sie
doch auch den Grafen Sternberg bey mir haben kennen
gelernt; er ist wieder abgereiset und ich bin nun ganz
wieder in der gewohnten Thätigkeit und Ruhe."

Die Persönlichkeit des Grafen, sagte ich, ist mir
sehr bedeutend erschienen, nicht weniger seine großen
Kenntnisse; denn das Gespräch mochte sich lenken, wo¬

Unter dieſen Geſpraͤchen gingen wir im Garten auf
und ab. Die Wolken hatten ſich indeß verdichtet und
es fing an zu troͤpfeln, ſo daß wir genoͤthiget waren
uns in das Haus zuruͤckzuziehen, wo wir denn unſere
Unterhaltungen noch eine Weile fortſetzten.


Der Familien-Tiſch zu fuͤnf Couverts ſtand gedeckt,
die Zimmer waren leer und kuͤhl, welches bei der gro¬
ßen Hitze ſehr wohl that. Ich trat in das geraͤumige
an den Speiſeſaal angrenzende Zimmer, worin der ge¬
wirkte Fußteppich liegt und die coloſſale Buͤſte der Juno
ſteht. Ich war nicht lange allein auf- und abgegangen,
als Goethe, aus ſeinem Arbeitszimmer kommend, herein¬
trat und mich in ſeiner herzlichen Art liebevoll begruͤßte
und anredete. Er ſetzte ſich auf einen Stuhl am Fen¬
ſter. „Nehmen Sie ſich auch ein Stuͤhlchen, ſagte er,
und ſetzen Sie ſich zu mir, wir wollen ein wenig reden
bis die Übrigen kommen. Es iſt mir lieb, daß Sie
doch auch den Grafen Sternberg bey mir haben kennen
gelernt; er iſt wieder abgereiſet und ich bin nun ganz
wieder in der gewohnten Thaͤtigkeit und Ruhe.“

Die Perſoͤnlichkeit des Grafen, ſagte ich, iſt mir
ſehr bedeutend erſchienen, nicht weniger ſeine großen
Kenntniſſe; denn das Geſpraͤch mochte ſich lenken, wo¬

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[354/0374] Unter dieſen Geſpraͤchen gingen wir im Garten auf und ab. Die Wolken hatten ſich indeß verdichtet und es fing an zu troͤpfeln, ſo daß wir genoͤthiget waren uns in das Haus zuruͤckzuziehen, wo wir denn unſere Unterhaltungen noch eine Weile fortſetzten. Mittwoch den 20. Juny 1827 Der Familien-Tiſch zu fuͤnf Couverts ſtand gedeckt, die Zimmer waren leer und kuͤhl, welches bei der gro¬ ßen Hitze ſehr wohl that. Ich trat in das geraͤumige an den Speiſeſaal angrenzende Zimmer, worin der ge¬ wirkte Fußteppich liegt und die coloſſale Buͤſte der Juno ſteht. Ich war nicht lange allein auf- und abgegangen, als Goethe, aus ſeinem Arbeitszimmer kommend, herein¬ trat und mich in ſeiner herzlichen Art liebevoll begruͤßte und anredete. Er ſetzte ſich auf einen Stuhl am Fen¬ ſter. „Nehmen Sie ſich auch ein Stuͤhlchen, ſagte er, und ſetzen Sie ſich zu mir, wir wollen ein wenig reden bis die Übrigen kommen. Es iſt mir lieb, daß Sie doch auch den Grafen Sternberg bey mir haben kennen gelernt; er iſt wieder abgereiſet und ich bin nun ganz wieder in der gewohnten Thaͤtigkeit und Ruhe.“ Die Perſoͤnlichkeit des Grafen, ſagte ich, iſt mir ſehr bedeutend erſchienen, nicht weniger ſeine großen Kenntniſſe; denn das Geſpraͤch mochte ſich lenken, wo¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/374>, abgerufen am 22.11.2024.