Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.zu machen, welches denn wohl das Beste ist, was man Ich bin gewiß, versetzte ich, daß seine Umgebung "Er ist nur zu reich, sagte Goethe, denn am Ende Man hat nur darauf zu sehen, sagte ich, ob eine "Das ist es freylich, sagte Goethe, worauf es an¬ Beym Nachtisch ließ Goethe einen blühenden Lorbeer "Sie haben nicht Unrecht, sagte Goethe, und daher zu machen, welches denn wohl das Beſte iſt, was man Ich bin gewiß, verſetzte ich, daß ſeine Umgebung „Er iſt nur zu reich, ſagte Goethe, denn am Ende Man hat nur darauf zu ſehen, ſagte ich, ob eine „Das iſt es freylich, ſagte Goethe, worauf es an¬ Beym Nachtiſch ließ Goethe einen bluͤhenden Lorbeer „Sie haben nicht Unrecht, ſagte Goethe, und daher <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0103" n="93"/> zu machen, welches denn wohl das Beſte iſt, was man<lb/> von Liedern ſagen kann.“</p><lb/> <p>Ich bin gewiß, verſetzte ich, daß ſeine Umgebung<lb/> nachtheilig auf ihn gewirkt hat, und daß er, um ſeinen<lb/> revolutionairen Freunden zu gefallen, manches geſagt<lb/> hat, was er ſonſt nicht geſagt haben wuͤrde. Euer Ex¬<lb/> cellenz ſollten Ihr Schema ausfuͤhren und das Capitel<lb/> von den Influenzen ſchreiben, der Gegenſtand iſt wich¬<lb/> tiger und reicher, jemehr man daruͤber nachdenkt.</p><lb/> <p>„Er iſt nur zu reich, ſagte Goethe, denn am Ende<lb/> iſt Alles Influenz, inſofern wir es nicht ſelber ſind.“</p><lb/> <p>Man hat nur darauf zu ſehen, ſagte ich, ob eine<lb/> Influenz hinderlich oder foͤrderlich, ob ſie unſerer Natur<lb/> angemeſſen und beguͤnſtigend, oder ob ſie ihr zuwider iſt.</p><lb/> <p>„Das iſt es freylich, ſagte Goethe, worauf es an¬<lb/> kommt; aber das iſt auch eben das Schwere, daß un¬<lb/> ſere beſſere Natur ſich kraͤftig durchhalte und den Daͤ¬<lb/> monen nicht mehr Gewalt einraͤume als billig.“</p><lb/> <p>Beym Nachtiſch ließ Goethe einen bluͤhenden Lorbeer<lb/> und eine japaneſiſche Pflanze vor uns auf den Tiſch<lb/> ſtellen. Ich bemerkte, daß von beyden Pflanzen eine<lb/> verſchiedene Stimmung ausgehe, daß der Anblick des<lb/> Lorbeers heiter, leicht, milde und ruhig mache, die ja¬<lb/> paneſiſche Pflanze dagegen barbariſch melancholiſch wirke.</p><lb/> <p>„Sie haben nicht Unrecht, ſagte Goethe, und daher<lb/> kommt es denn auch, daß man der Pflanzenwelt eines<lb/> Landes einen Einfluß auf die Gemuͤthsart ſeiner Be¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0103]
zu machen, welches denn wohl das Beſte iſt, was man
von Liedern ſagen kann.“
Ich bin gewiß, verſetzte ich, daß ſeine Umgebung
nachtheilig auf ihn gewirkt hat, und daß er, um ſeinen
revolutionairen Freunden zu gefallen, manches geſagt
hat, was er ſonſt nicht geſagt haben wuͤrde. Euer Ex¬
cellenz ſollten Ihr Schema ausfuͤhren und das Capitel
von den Influenzen ſchreiben, der Gegenſtand iſt wich¬
tiger und reicher, jemehr man daruͤber nachdenkt.
„Er iſt nur zu reich, ſagte Goethe, denn am Ende
iſt Alles Influenz, inſofern wir es nicht ſelber ſind.“
Man hat nur darauf zu ſehen, ſagte ich, ob eine
Influenz hinderlich oder foͤrderlich, ob ſie unſerer Natur
angemeſſen und beguͤnſtigend, oder ob ſie ihr zuwider iſt.
„Das iſt es freylich, ſagte Goethe, worauf es an¬
kommt; aber das iſt auch eben das Schwere, daß un¬
ſere beſſere Natur ſich kraͤftig durchhalte und den Daͤ¬
monen nicht mehr Gewalt einraͤume als billig.“
Beym Nachtiſch ließ Goethe einen bluͤhenden Lorbeer
und eine japaneſiſche Pflanze vor uns auf den Tiſch
ſtellen. Ich bemerkte, daß von beyden Pflanzen eine
verſchiedene Stimmung ausgehe, daß der Anblick des
Lorbeers heiter, leicht, milde und ruhig mache, die ja¬
paneſiſche Pflanze dagegen barbariſch melancholiſch wirke.
„Sie haben nicht Unrecht, ſagte Goethe, und daher
kommt es denn auch, daß man der Pflanzenwelt eines
Landes einen Einfluß auf die Gemuͤthsart ſeiner Be¬
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