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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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Couvert begünstigt, so daß die Schrift ganz seinen gro¬
ßen Character ausdrückt. Ich will das Blatt in meine
Sammlung von Handschriften legen."


Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu
Tisch. -- Coudray erzählte von einer Treppe im Gro߬
herzoglichen Schloß zu Belvedere, die man seit Jahren
höchst unbequem gefunden, an deren Verbesserung der
alte Herrscher immer gezweifelt habe, und die nun un¬
ter der Regierung des jungen Fürsten vollkommen
gelinge.

Auch von dem Fortgange verschiedener Chaussee-
Bauten gab Coudray Nachricht, und daß man den Weg
über die Berge nach Blankenhain, wegen zwey Fuß
Steigung auf die Ruthe, ein wenig hätte umleiten
müssen, wo man doch an einigen Stellen noch achtzehn
Zoll auf die Ruthe habe.

Ich fragte Coudray, wie viel Zoll die eigentliche
Norm sey, welche man beym Chaussee-Bau in hüge¬
ligen Gegenden zu erreichen trachte. "Zehn Zoll auf
die Ruthe, antwortete er, da ist es bequem." Aber,
sagte ich, wenn man von Weimar aus irgend eine
Straße nach Osten, Süden, Westen oder Norden fährt,

Couvert beguͤnſtigt, ſo daß die Schrift ganz ſeinen gro¬
ßen Character ausdruͤckt. Ich will das Blatt in meine
Sammlung von Handſchriften legen.“


Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu
Tiſch. — Coudray erzaͤhlte von einer Treppe im Gro߬
herzoglichen Schloß zu Belvedere, die man ſeit Jahren
hoͤchſt unbequem gefunden, an deren Verbeſſerung der
alte Herrſcher immer gezweifelt habe, und die nun un¬
ter der Regierung des jungen Fuͤrſten vollkommen
gelinge.

Auch von dem Fortgange verſchiedener Chauſſee-
Bauten gab Coudray Nachricht, und daß man den Weg
uͤber die Berge nach Blankenhain, wegen zwey Fuß
Steigung auf die Ruthe, ein wenig haͤtte umleiten
muͤſſen, wo man doch an einigen Stellen noch achtzehn
Zoll auf die Ruthe habe.

Ich fragte Coudray, wie viel Zoll die eigentliche
Norm ſey, welche man beym Chauſſee-Bau in huͤge¬
ligen Gegenden zu erreichen trachte. „Zehn Zoll auf
die Ruthe, antwortete er, da iſt es bequem.“ Aber,
ſagte ich, wenn man von Weimar aus irgend eine
Straße nach Oſten, Suͤden, Weſten oder Norden faͤhrt,

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[95/0105] Couvert beguͤnſtigt, ſo daß die Schrift ganz ſeinen gro¬ ßen Character ausdruͤckt. Ich will das Blatt in meine Sammlung von Handſchriften legen.“ Freytag, den 3. April 1829. Mit Oberbaudirector Coudray bey Goethe zu Tiſch. — Coudray erzaͤhlte von einer Treppe im Gro߬ herzoglichen Schloß zu Belvedere, die man ſeit Jahren hoͤchſt unbequem gefunden, an deren Verbeſſerung der alte Herrſcher immer gezweifelt habe, und die nun un¬ ter der Regierung des jungen Fuͤrſten vollkommen gelinge. Auch von dem Fortgange verſchiedener Chauſſee- Bauten gab Coudray Nachricht, und daß man den Weg uͤber die Berge nach Blankenhain, wegen zwey Fuß Steigung auf die Ruthe, ein wenig haͤtte umleiten muͤſſen, wo man doch an einigen Stellen noch achtzehn Zoll auf die Ruthe habe. Ich fragte Coudray, wie viel Zoll die eigentliche Norm ſey, welche man beym Chauſſee-Bau in huͤge¬ ligen Gegenden zu erreichen trachte. „Zehn Zoll auf die Ruthe, antwortete er, da iſt es bequem.“ Aber, ſagte ich, wenn man von Weimar aus irgend eine Straße nach Oſten, Suͤden, Weſten oder Norden faͤhrt,

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/105>, abgerufen am 21.11.2024.