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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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sind. Herr La Roche den Basko, der dieser Rolle,
durch treffliche Maske und Kunst, den wilden Anstrich
geben würde, dessen sie bedarf. "Madam Eberwein,
fuhr Goethe fort, dächte ich, wäre eine sehr gute Lu¬
cinde, und Demoiselle Schmidt machte die Claudine."
Zum Alonzo, sagte ich, müßten wir eine stattliche Figur
haben, mehr einen guten Schauspieler als Sänger, und
ich dächte, Herr Oels oder Herr Graff würden da
am Platze seyn. Von wem ist denn die Oper compo¬
nirt, und wie ist die Musik? "Von Reichardt, ant¬
wortete Goethe, und zwar ist die Musik vortrefflich.
Nur ist die Instrumentirung, dem Geschmack der frühe¬
ren Zeit gemäß, ein wenig schwach. Man müßte jetzt
in dieser Hinsicht etwas nachhelfen, und die Instrumen¬
tirung ein wenig stärker und voller machen. Unser Lied:
Cupido, loser, eigensinniger Knabe etc. ist dem
Componisten ganz besonders gelungen." Es ist eigen
an diesem Liede, sagte ich, daß es in eine Art behag¬
lich träumerische Stimmung versetzt, wenn man es sich
recitirt. "Es ist aus einer solchen Stimmung hervor¬
gegangen, sagte Goethe, und da ist denn auch mit Recht
die Wirkung eine solche."

Wir hatten abgespeist. Friedrich kam und meldete,
daß er den Kupferstich von Rom im Deckenzimmer aus¬
gebreitet habe. Wir gingen ihn zu betrachten.

Das Bild der großen Weltstadt lag vor uns; Goethe
fand sehr bald die Villa Ludovisi und in der Nähe den

ſind. Herr La Roche den Basko, der dieſer Rolle,
durch treffliche Maske und Kunſt, den wilden Anſtrich
geben wuͤrde, deſſen ſie bedarf. „Madam Eberwein,
fuhr Goethe fort, daͤchte ich, waͤre eine ſehr gute Lu¬
cinde, und Demoiſelle Schmidt machte die Claudine.“
Zum Alonzo, ſagte ich, muͤßten wir eine ſtattliche Figur
haben, mehr einen guten Schauſpieler als Saͤnger, und
ich daͤchte, Herr Oels oder Herr Graff wuͤrden da
am Platze ſeyn. Von wem iſt denn die Oper compo¬
nirt, und wie iſt die Muſik? „Von Reichardt, ant¬
wortete Goethe, und zwar iſt die Muſik vortrefflich.
Nur iſt die Inſtrumentirung, dem Geſchmack der fruͤhe¬
ren Zeit gemaͤß, ein wenig ſchwach. Man muͤßte jetzt
in dieſer Hinſicht etwas nachhelfen, und die Inſtrumen¬
tirung ein wenig ſtaͤrker und voller machen. Unſer Lied:
Cupido, loſer, eigenſinniger Knabe ꝛc. iſt dem
Componiſten ganz beſonders gelungen.“ Es iſt eigen
an dieſem Liede, ſagte ich, daß es in eine Art behag¬
lich traͤumeriſche Stimmung verſetzt, wenn man es ſich
recitirt. „Es iſt aus einer ſolchen Stimmung hervor¬
gegangen, ſagte Goethe, und da iſt denn auch mit Recht
die Wirkung eine ſolche.“

Wir hatten abgeſpeiſt. Friedrich kam und meldete,
daß er den Kupferſtich von Rom im Deckenzimmer aus¬
gebreitet habe. Wir gingen ihn zu betrachten.

Das Bild der großen Weltſtadt lag vor uns; Goethe
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[120/0130] ſind. Herr La Roche den Basko, der dieſer Rolle, durch treffliche Maske und Kunſt, den wilden Anſtrich geben wuͤrde, deſſen ſie bedarf. „Madam Eberwein, fuhr Goethe fort, daͤchte ich, waͤre eine ſehr gute Lu¬ cinde, und Demoiſelle Schmidt machte die Claudine.“ Zum Alonzo, ſagte ich, muͤßten wir eine ſtattliche Figur haben, mehr einen guten Schauſpieler als Saͤnger, und ich daͤchte, Herr Oels oder Herr Graff wuͤrden da am Platze ſeyn. Von wem iſt denn die Oper compo¬ nirt, und wie iſt die Muſik? „Von Reichardt, ant¬ wortete Goethe, und zwar iſt die Muſik vortrefflich. Nur iſt die Inſtrumentirung, dem Geſchmack der fruͤhe¬ ren Zeit gemaͤß, ein wenig ſchwach. Man muͤßte jetzt in dieſer Hinſicht etwas nachhelfen, und die Inſtrumen¬ tirung ein wenig ſtaͤrker und voller machen. Unſer Lied: Cupido, loſer, eigenſinniger Knabe ꝛc. iſt dem Componiſten ganz beſonders gelungen.“ Es iſt eigen an dieſem Liede, ſagte ich, daß es in eine Art behag¬ lich traͤumeriſche Stimmung verſetzt, wenn man es ſich recitirt. „Es iſt aus einer ſolchen Stimmung hervor¬ gegangen, ſagte Goethe, und da iſt denn auch mit Recht die Wirkung eine ſolche.“ Wir hatten abgeſpeiſt. Friedrich kam und meldete, daß er den Kupferſtich von Rom im Deckenzimmer aus¬ gebreitet habe. Wir gingen ihn zu betrachten. Das Bild der großen Weltſtadt lag vor uns; Goethe fand ſehr bald die Villa Ludoviſi und in der Naͤhe den

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/130>, abgerufen am 21.11.2024.