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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

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es noch werden kann. Einige Bücher erscheinen ganz
vollendet und lassen nichts Weiteres wünschen. An an¬
dern dagegen ist noch ein gewisser Mangel an Congruenz
wahrzunehmen, welches daher entstanden seyn mag,
daß zu sehr verschiedenen Epochen daran ist gearbeitet
worden.

Dieser ganze vierte Band ist sehr verschieden von
den drey früheren. Jene sind durchaus fortschreitend in
einer gewissen gegebenen Richtung, so daß denn auch
der Weg durch viele Jahre geht. Bey diesem dagegen
scheint die Zeit kaum zu rücken, auch sieht man kein
entschiedenes Bestreben der Hauptperson. Manches wird
unternommen, aber nicht vollendet, manches gewollt,
aber anders geleitet, und so empfindet man überall eine
heimlich einwirkende Gewalt, eine Art von Schicksal,
das mannigfaltige Fäden zu einem Gewebe aufzieht,
das erst künftige Jahre vollenden sollen.

Es war daher in diesem Bande am Ort, von jener
geheimen problematischen Gewalt zu reden, die Alle em¬
pfinden, die kein Philosoph erklärt, und über die der
Religiöse sich mit einem tröstlichen Worte hinaushilft.

Goethe nennet dieses unaussprechliche Welt- und Le¬
bens-Räthsel das Dämonische, und indem er sein
Wesen bezeichnet, fühlen wir daß es so ist, und es
kommt uns vor, als würden vor gewissen Hintergrün¬
den unsers Lebens die Vorhänge weggezogen. Wir glau¬
ben weiter und deutlicher zu sehen, werden aber bald

es noch werden kann. Einige Buͤcher erſcheinen ganz
vollendet und laſſen nichts Weiteres wuͤnſchen. An an¬
dern dagegen iſt noch ein gewiſſer Mangel an Congruenz
wahrzunehmen, welches daher entſtanden ſeyn mag,
daß zu ſehr verſchiedenen Epochen daran iſt gearbeitet
worden.

Dieſer ganze vierte Band iſt ſehr verſchieden von
den drey fruͤheren. Jene ſind durchaus fortſchreitend in
einer gewiſſen gegebenen Richtung, ſo daß denn auch
der Weg durch viele Jahre geht. Bey dieſem dagegen
ſcheint die Zeit kaum zu ruͤcken, auch ſieht man kein
entſchiedenes Beſtreben der Hauptperſon. Manches wird
unternommen, aber nicht vollendet, manches gewollt,
aber anders geleitet, und ſo empfindet man uͤberall eine
heimlich einwirkende Gewalt, eine Art von Schickſal,
das mannigfaltige Faͤden zu einem Gewebe aufzieht,
das erſt kuͤnftige Jahre vollenden ſollen.

Es war daher in dieſem Bande am Ort, von jener
geheimen problematiſchen Gewalt zu reden, die Alle em¬
pfinden, die kein Philoſoph erklaͤrt, und uͤber die der
Religioͤſe ſich mit einem troͤſtlichen Worte hinaushilft.

Goethe nennet dieſes unausſprechliche Welt- und Le¬
bens-Raͤthſel das Daͤmoniſche, und indem er ſein
Weſen bezeichnet, fuͤhlen wir daß es ſo iſt, und es
kommt uns vor, als wuͤrden vor gewiſſen Hintergruͤn¬
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[293/0303] es noch werden kann. Einige Buͤcher erſcheinen ganz vollendet und laſſen nichts Weiteres wuͤnſchen. An an¬ dern dagegen iſt noch ein gewiſſer Mangel an Congruenz wahrzunehmen, welches daher entſtanden ſeyn mag, daß zu ſehr verſchiedenen Epochen daran iſt gearbeitet worden. Dieſer ganze vierte Band iſt ſehr verſchieden von den drey fruͤheren. Jene ſind durchaus fortſchreitend in einer gewiſſen gegebenen Richtung, ſo daß denn auch der Weg durch viele Jahre geht. Bey dieſem dagegen ſcheint die Zeit kaum zu ruͤcken, auch ſieht man kein entſchiedenes Beſtreben der Hauptperſon. Manches wird unternommen, aber nicht vollendet, manches gewollt, aber anders geleitet, und ſo empfindet man uͤberall eine heimlich einwirkende Gewalt, eine Art von Schickſal, das mannigfaltige Faͤden zu einem Gewebe aufzieht, das erſt kuͤnftige Jahre vollenden ſollen. Es war daher in dieſem Bande am Ort, von jener geheimen problematiſchen Gewalt zu reden, die Alle em¬ pfinden, die kein Philoſoph erklaͤrt, und uͤber die der Religioͤſe ſich mit einem troͤſtlichen Worte hinaushilft. Goethe nennet dieſes unausſprechliche Welt- und Le¬ bens-Raͤthſel das Daͤmoniſche, und indem er ſein Weſen bezeichnet, fuͤhlen wir daß es ſo iſt, und es kommt uns vor, als wuͤrden vor gewiſſen Hintergruͤn¬ den unſers Lebens die Vorhaͤnge weggezogen. Wir glau¬ ben weiter und deutlicher zu ſehen, werden aber bald

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/303>, abgerufen am 22.11.2024.