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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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weniger, ein Bißchen auf oder ab, ist nicht der Rede
werth. Ihr werdet immerhin ein ganz leidliches Haus
bekommen, wenn auch nicht gerade so, wie ich es mir
gewünscht und gedacht hatte. Ihr werdet hineingehen,
und ich werde auch hineingehen, und es wird am Ende
Alles ganz artig ausfallen."

"Der Großherzog, fuhr Goethe fort, äußerte gegen
mich die Meinung, ein Theater brauche keines¬
wegs ein architektonisches Prachtwerk zu seyn; wogegen
im Ganzen freilich nichts einzuwenden. Er meinte
ferner, es sey doch immer nur ein Haus, das den Zweck
habe, Geld zu verdienen. Diese Ansicht klingt
beim ersten Anhören etwas materiell; allein es fehlt
ihr, recht bedacht, auch keineswegs eine höhere Seite.
Denn will ein Theater nicht bloß zu seinen Kosten
kommen, sondern obendrein noch Geld erübrigen und
Geld verdienen, so muß eben Alles durchaus ganz
vortrefflich seyn. Es muß die beste Leitung an der
Spitze haben, die Schauspieler müssen durchweg zu den
besten gehören, und man muß fortwährend so gute
Stücke geben, daß nie die Anziehungskraft ausgehe,
welche dazu gehört, um jeden Abend ein volles Haus
zu machen. Das ist aber mit wenigen Worten sehr
viel gesagt und fast das Unmögliche."

Die Ansicht des Großherzogs, sagte ich, mit dem
Theater Geld verdienen zu wollen, scheint also eine
durchaus praktische zu seyn, indem in ihr eine Nöthi¬

weniger, ein Bißchen auf oder ab, iſt nicht der Rede
werth. Ihr werdet immerhin ein ganz leidliches Haus
bekommen, wenn auch nicht gerade ſo, wie ich es mir
gewünſcht und gedacht hatte. Ihr werdet hineingehen,
und ich werde auch hineingehen, und es wird am Ende
Alles ganz artig ausfallen.“

„Der Großherzog, fuhr Goethe fort, äußerte gegen
mich die Meinung, ein Theater brauche keines¬
wegs ein architektoniſches Prachtwerk zu ſeyn; wogegen
im Ganzen freilich nichts einzuwenden. Er meinte
ferner, es ſey doch immer nur ein Haus, das den Zweck
habe, Geld zu verdienen. Dieſe Anſicht klingt
beim erſten Anhören etwas materiell; allein es fehlt
ihr, recht bedacht, auch keineswegs eine höhere Seite.
Denn will ein Theater nicht bloß zu ſeinen Koſten
kommen, ſondern obendrein noch Geld erübrigen und
Geld verdienen, ſo muß eben Alles durchaus ganz
vortrefflich ſeyn. Es muß die beſte Leitung an der
Spitze haben, die Schauſpieler müſſen durchweg zu den
beſten gehören, und man muß fortwährend ſo gute
Stücke geben, daß nie die Anziehungskraft ausgehe,
welche dazu gehört, um jeden Abend ein volles Haus
zu machen. Das iſt aber mit wenigen Worten ſehr
viel geſagt und faſt das Unmögliche.“

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[90/0112] weniger, ein Bißchen auf oder ab, iſt nicht der Rede werth. Ihr werdet immerhin ein ganz leidliches Haus bekommen, wenn auch nicht gerade ſo, wie ich es mir gewünſcht und gedacht hatte. Ihr werdet hineingehen, und ich werde auch hineingehen, und es wird am Ende Alles ganz artig ausfallen.“ „Der Großherzog, fuhr Goethe fort, äußerte gegen mich die Meinung, ein Theater brauche keines¬ wegs ein architektoniſches Prachtwerk zu ſeyn; wogegen im Ganzen freilich nichts einzuwenden. Er meinte ferner, es ſey doch immer nur ein Haus, das den Zweck habe, Geld zu verdienen. Dieſe Anſicht klingt beim erſten Anhören etwas materiell; allein es fehlt ihr, recht bedacht, auch keineswegs eine höhere Seite. Denn will ein Theater nicht bloß zu ſeinen Koſten kommen, ſondern obendrein noch Geld erübrigen und Geld verdienen, ſo muß eben Alles durchaus ganz vortrefflich ſeyn. Es muß die beſte Leitung an der Spitze haben, die Schauſpieler müſſen durchweg zu den beſten gehören, und man muß fortwährend ſo gute Stücke geben, daß nie die Anziehungskraft ausgehe, welche dazu gehört, um jeden Abend ein volles Haus zu machen. Das iſt aber mit wenigen Worten ſehr viel geſagt und faſt das Unmögliche.“ Die Anſicht des Großherzogs, ſagte ich, mit dem Theater Geld verdienen zu wollen, ſcheint alſo eine durchaus praktiſche zu ſeyn, indem in ihr eine Nöthi¬

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/112>, abgerufen am 24.11.2024.