zu calculiren, ob diese Worte vielleicht mit einer anderen Stelle in scheinbaren Widerspruch gerathen möchten."
"Ueberhaupt hat Shakspeare bei seinen Stücken schwerlich daran gedacht, daß sie als gedruckte Buch¬ staben vorliegen würden, die man überzählen und gegen einander vergleichen und berechnen möchte; vielmehr hatte er die Bühne vor Augen, als er schrieb; er sah seine Stücke als ein Bewegliches, Lebendiges an, das von den Brettern herab den Augen und Ohren rasch vorüberfließen würde, das man nicht festhalten und im Einzelnen bekritteln könnte, und wobei es bloß darauf ankam, immer nur im gegenwärtigen Moment wirksam und bedeutend zu seyn."
Dienstag, den 24. April 1827.
August Wilhelm v. Schlegel ist hier. Goethe machte mit ihm vor Tisch eine Spazierfahrt ums We¬ bicht und gab ihm zu Ehren diesen Abend einen großen Thee, wobei auch Schlegel's Reisegefährte, Herr Doctor Lassen, gegenwärtig. Alles in Weimar, was irgend Namen und Rang hatte, war dazu eingeladen, so daß das Getreibe in Goethe's Zimmern groß war. Herr von Schlegel war ganz von Damen umringt, denen er aufgerollte schmale Streifen mit indischen Götterbildern vorzeigte, sowie den ganzen Text von zwei großen in¬ dischen Gedichten, von denen, außer ihm selbst und Dr.
zu calculiren, ob dieſe Worte vielleicht mit einer anderen Stelle in ſcheinbaren Widerſpruch gerathen möchten.“
„Ueberhaupt hat Shakſpeare bei ſeinen Stücken ſchwerlich daran gedacht, daß ſie als gedruckte Buch¬ ſtaben vorliegen würden, die man überzählen und gegen einander vergleichen und berechnen möchte; vielmehr hatte er die Bühne vor Augen, als er ſchrieb; er ſah ſeine Stücke als ein Bewegliches, Lebendiges an, das von den Brettern herab den Augen und Ohren raſch vorüberfließen würde, das man nicht feſthalten und im Einzelnen bekritteln könnte, und wobei es bloß darauf ankam, immer nur im gegenwärtigen Moment wirkſam und bedeutend zu ſeyn.“
Dienstag, den 24. April 1827.
Auguſt Wilhelm v. Schlegel iſt hier. Goethe machte mit ihm vor Tiſch eine Spazierfahrt ums We¬ bicht und gab ihm zu Ehren dieſen Abend einen großen Thee, wobei auch Schlegel's Reiſegefährte, Herr Doctor Laſſen, gegenwärtig. Alles in Weimar, was irgend Namen und Rang hatte, war dazu eingeladen, ſo daß das Getreibe in Goethe's Zimmern groß war. Herr von Schlegel war ganz von Damen umringt, denen er aufgerollte ſchmale Streifen mit indiſchen Götterbildern vorzeigte, ſowie den ganzen Text von zwei großen in¬ diſchen Gedichten, von denen, außer ihm ſelbſt und Dr.
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zu calculiren, ob dieſe Worte vielleicht mit einer anderen
Stelle in ſcheinbaren Widerſpruch gerathen möchten.“
„Ueberhaupt hat Shakſpeare bei ſeinen Stücken
ſchwerlich daran gedacht, daß ſie als gedruckte Buch¬
ſtaben vorliegen würden, die man überzählen und gegen
einander vergleichen und berechnen möchte; vielmehr
hatte er die Bühne vor Augen, als er ſchrieb; er ſah
ſeine Stücke als ein Bewegliches, Lebendiges an, das
von den Brettern herab den Augen und Ohren raſch
vorüberfließen würde, das man nicht feſthalten und im
Einzelnen bekritteln könnte, und wobei es bloß darauf
ankam, immer nur im gegenwärtigen Moment wirkſam
und bedeutend zu ſeyn.“
Dienstag, den 24. April 1827.
Auguſt Wilhelm v. Schlegel iſt hier. Goethe
machte mit ihm vor Tiſch eine Spazierfahrt ums We¬
bicht und gab ihm zu Ehren dieſen Abend einen großen
Thee, wobei auch Schlegel's Reiſegefährte, Herr Doctor
Laſſen, gegenwärtig. Alles in Weimar, was irgend
Namen und Rang hatte, war dazu eingeladen, ſo daß
das Getreibe in Goethe's Zimmern groß war. Herr
von Schlegel war ganz von Damen umringt, denen er
aufgerollte ſchmale Streifen mit indiſchen Götterbildern
vorzeigte, ſowie den ganzen Text von zwei großen in¬
diſchen Gedichten, von denen, außer ihm ſelbſt und Dr.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/179>, abgerufen am 25.11.2024.
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