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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848.

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durchaus günstig sey, um das Astronomische und Astro¬
logische im Wallenstein zu dichten.

Ich ging wieder zu Goethe hinab, der zu Herrn Hof¬
rath Döbereiner fahren ließ, den er sehr hoch schätzt
und der ihm einige neue chemische Experimente zeigte.

Es war indeß Mittag geworden. Wir saßen wie¬
der im Wagen. "Ich dächte, sagte Goethe, wir führen
nicht zu Tisch nach dem Bären, sondern genössen den
herrlichen Tag im Freien. Ich dächte, wir gingen nach
Burgau. Wein haben wir bei uns und dort finden
wir auf jeden Fall einen guten Fisch, den man ent¬
weder sieden oder braten mag."

Wir thaten so und es war gar herrlich. Wir fuh¬
ren an den Ufern der Saale hinauf, an Gebüschen und
Krümmungen vorbei, den anmuthigsten Weg, wie ich
ihn vorhin aus Schiller's Mansarde gesehen. Wir
waren sehr bald in Burgau. Wir stiegen in dem klei¬
nen Gasthofe ab, nahe am Fluß und an der Brücke,
wo es hinüber nach Lobeda geht, welches Städtchen
wir, über Wiesen hin, nahe vor Augen hatten.

In dem kleinen Gasthofe war es so wie Goethe
gesagt. Die Wirthin entschuldigte, daß sie auf nichts
eingerichtet sey, daß es uns aber an einer Suppe und
einem guten Fisch nicht fehlen solle.

Wir promenirten indeß im Sonnenschein auf der
Brücke hin und her und freuten uns des Flusses, der
durch Flößer belebt war, die auf zusammengebundenen

durchaus günſtig ſey, um das Aſtronomiſche und Aſtro¬
logiſche im Wallenſtein zu dichten.

Ich ging wieder zu Goethe hinab, der zu Herrn Hof¬
rath Döbereiner fahren ließ, den er ſehr hoch ſchätzt
und der ihm einige neue chemiſche Experimente zeigte.

Es war indeß Mittag geworden. Wir ſaßen wie¬
der im Wagen. „Ich dächte, ſagte Goethe, wir führen
nicht zu Tiſch nach dem Bären, ſondern genöſſen den
herrlichen Tag im Freien. Ich dächte, wir gingen nach
Burgau. Wein haben wir bei uns und dort finden
wir auf jeden Fall einen guten Fiſch, den man ent¬
weder ſieden oder braten mag.“

Wir thaten ſo und es war gar herrlich. Wir fuh¬
ren an den Ufern der Saale hinauf, an Gebüſchen und
Krümmungen vorbei, den anmuthigſten Weg, wie ich
ihn vorhin aus Schiller's Manſarde geſehen. Wir
waren ſehr bald in Burgau. Wir ſtiegen in dem klei¬
nen Gaſthofe ab, nahe am Fluß und an der Brücke,
wo es hinüber nach Lobeda geht, welches Städtchen
wir, über Wieſen hin, nahe vor Augen hatten.

In dem kleinen Gaſthofe war es ſo wie Goethe
geſagt. Die Wirthin entſchuldigte, daß ſie auf nichts
eingerichtet ſey, daß es uns aber an einer Suppe und
einem guten Fiſch nicht fehlen ſolle.

Wir promenirten indeß im Sonnenſchein auf der
Brücke hin und her und freuten uns des Fluſſes, der
durch Flößer belebt war, die auf zuſammengebundenen

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[207/0229] durchaus günſtig ſey, um das Aſtronomiſche und Aſtro¬ logiſche im Wallenſtein zu dichten. Ich ging wieder zu Goethe hinab, der zu Herrn Hof¬ rath Döbereiner fahren ließ, den er ſehr hoch ſchätzt und der ihm einige neue chemiſche Experimente zeigte. Es war indeß Mittag geworden. Wir ſaßen wie¬ der im Wagen. „Ich dächte, ſagte Goethe, wir führen nicht zu Tiſch nach dem Bären, ſondern genöſſen den herrlichen Tag im Freien. Ich dächte, wir gingen nach Burgau. Wein haben wir bei uns und dort finden wir auf jeden Fall einen guten Fiſch, den man ent¬ weder ſieden oder braten mag.“ Wir thaten ſo und es war gar herrlich. Wir fuh¬ ren an den Ufern der Saale hinauf, an Gebüſchen und Krümmungen vorbei, den anmuthigſten Weg, wie ich ihn vorhin aus Schiller's Manſarde geſehen. Wir waren ſehr bald in Burgau. Wir ſtiegen in dem klei¬ nen Gaſthofe ab, nahe am Fluß und an der Brücke, wo es hinüber nach Lobeda geht, welches Städtchen wir, über Wieſen hin, nahe vor Augen hatten. In dem kleinen Gaſthofe war es ſo wie Goethe geſagt. Die Wirthin entſchuldigte, daß ſie auf nichts eingerichtet ſey, daß es uns aber an einer Suppe und einem guten Fiſch nicht fehlen ſolle. Wir promenirten indeß im Sonnenſchein auf der Brücke hin und her und freuten uns des Fluſſes, der durch Flößer belebt war, die auf zuſammengebundenen

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Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/229>, abgerufen am 21.11.2024.