denn damit erreicht man nicht, ihn zu bessern. Es giebt überhaupt nichts Dümmeres, als einem Dichter zu sagen: Dieß hättest Du müssen so machen und dieses so! Ich spreche als alter Kenner. Man wird aus einem Dichter nie etwas Anderes machen, als was die Natur in ihn gelegt hat. Wollt ihr ihn zwingen, ein Anderer zu seyn, so werdet ihr ihn vernichten."
"Meine Freunde, die Herren vom Globe, wie ge¬ sagt, machen es sehr klug. Sie drucken eine lange Liste aller Gemeinplätze, die der Herr Arnault aus allen Ecken und Enden her geliehen hat. Und indem sie dieses thun, deuten sie sehr geschickt die Klippe an, vor welcher der Autor sich künftig zu hüten hat. Es ist fast unmöglich, heutzutage noch eine Situation zu finden, die durchaus neu wäre. Bloß die Anschauungs¬ weise und die Kunst, sie zu behandeln und darzustellen, kann neu seyn, und hiebei muß man um so mehr vor jeder Nachahmung sich in Acht nehmen."
Goethe erzählte uns darauf die Art und Weise, wie Gozzi sein Theater del Arte zu Venedig einge¬ richtet hatte und wie seine improvisirende Truppe be¬ liebt gewesen. "Ich habe, sagte er, zu Venedig noch zwei Actricen jener Truppe gesehen, besonders die Brighella, und habe noch mehreren solcher improvisirten Stücke mit beigewohnt. Die Wirkung die diese Leute hervorbrachten war außerordentlich."
Goethe sprach sodann über den Neapolitaner Pulci¬
denn damit erreicht man nicht, ihn zu beſſern. Es giebt überhaupt nichts Dümmeres, als einem Dichter zu ſagen: Dieß hätteſt Du müſſen ſo machen und dieſes ſo! Ich ſpreche als alter Kenner. Man wird aus einem Dichter nie etwas Anderes machen, als was die Natur in ihn gelegt hat. Wollt ihr ihn zwingen, ein Anderer zu ſeyn, ſo werdet ihr ihn vernichten.“
„Meine Freunde, die Herren vom Globe, wie ge¬ ſagt, machen es ſehr klug. Sie drucken eine lange Liſte aller Gemeinplätze, die der Herr Arnault aus allen Ecken und Enden her geliehen hat. Und indem ſie dieſes thun, deuten ſie ſehr geſchickt die Klippe an, vor welcher der Autor ſich künftig zu hüten hat. Es iſt faſt unmöglich, heutzutage noch eine Situation zu finden, die durchaus neu wäre. Bloß die Anſchauungs¬ weiſe und die Kunſt, ſie zu behandeln und darzuſtellen, kann neu ſeyn, und hiebei muß man um ſo mehr vor jeder Nachahmung ſich in Acht nehmen.“
Goethe erzählte uns darauf die Art und Weiſe, wie Gozzi ſein Theater del Arte zu Venedig einge¬ richtet hatte und wie ſeine improviſirende Truppe be¬ liebt geweſen. „Ich habe, ſagte er, zu Venedig noch zwei Actricen jener Truppe geſehen, beſonders die Brighella, und habe noch mehreren ſolcher improviſirten Stücke mit beigewohnt. Die Wirkung die dieſe Leute hervorbrachten war außerordentlich.“
Goethe ſprach ſodann über den Neapolitaner Pulci¬
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denn damit erreicht man nicht, ihn zu beſſern. Es
giebt überhaupt nichts Dümmeres, als einem Dichter
zu ſagen: Dieß hätteſt Du müſſen ſo machen und dieſes
ſo! Ich ſpreche als alter Kenner. Man wird aus
einem Dichter nie etwas Anderes machen, als was die
Natur in ihn gelegt hat. Wollt ihr ihn zwingen, ein
Anderer zu ſeyn, ſo werdet ihr ihn vernichten.“
„Meine Freunde, die Herren vom Globe, wie ge¬
ſagt, machen es ſehr klug. Sie drucken eine lange
Liſte aller Gemeinplätze, die der Herr Arnault aus
allen Ecken und Enden her geliehen hat. Und indem
ſie dieſes thun, deuten ſie ſehr geſchickt die Klippe an,
vor welcher der Autor ſich künftig zu hüten hat. Es
iſt faſt unmöglich, heutzutage noch eine Situation zu
finden, die durchaus neu wäre. Bloß die Anſchauungs¬
weiſe und die Kunſt, ſie zu behandeln und darzuſtellen,
kann neu ſeyn, und hiebei muß man um ſo mehr vor
jeder Nachahmung ſich in Acht nehmen.“
Goethe erzählte uns darauf die Art und Weiſe,
wie Gozzi ſein Theater del Arte zu Venedig einge¬
richtet hatte und wie ſeine improviſirende Truppe be¬
liebt geweſen. „Ich habe, ſagte er, zu Venedig noch
zwei Actricen jener Truppe geſehen, beſonders die
Brighella, und habe noch mehreren ſolcher improviſirten
Stücke mit beigewohnt. Die Wirkung die dieſe Leute
hervorbrachten war außerordentlich.“
Goethe ſprach ſodann über den Neapolitaner Pulci¬
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/316>, abgerufen am 24.11.2024.
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