fährlich und bedenklich. Ein kleines Kind lernt das Gehen nur durch wiederholte Versuche, bei denen man es zuerst hält, allmählich mehr sich selbst überläßt, nur noch seine faux pas überwacht und unschädlich macht, bis es dazu kommt, seinen Körper selber im Gleichgewichte zu erhalten. Aehnlich muß der junge Christ, bevor er in die Welt hinaustritt, angeleitet werden, auf eigenen Füßen zu stehen und ohne sittliche Schwankungen seinen Weg zu gehen. Es ist selbstverständlich zu berück- sichtigen, wie früh und wie weit der Sohn sich selbst überlassen wird. Einen künftigen Institutszögling braucht man noch nicht in den Genuß der Freiheit einzuführen, wohl aber den jungen Akademiker und den aus- wärts untergebrachten Lehrling. Der Vater giebt dabei die Zügel der häuslichen Zucht nicht aus der Hand, aber er gestattet dem Sohne etwas mehr Freiheit, um zu probieren, wie er mit ihr umzugehen weiß, und wenn es gut geht, kann er den freien Spielraum er- weitern. Auch wenn er die Probe nicht ganz besteht, ist es besser, es geschehe das unter den Augen und der Zucht des Vaters, der nachhelfen kann, als erst dann, wenn niemand mehr den Schwankenden unterstützt. Der
fährlich und bedenklich. Ein kleines Kind lernt das Gehen nur durch wiederholte Versuche, bei denen man es zuerst hält, allmählich mehr sich selbst überläßt, nur noch seine faux pas überwacht und unschädlich macht, bis es dazu kommt, seinen Körper selber im Gleichgewichte zu erhalten. Aehnlich muß der junge Christ, bevor er in die Welt hinaustritt, angeleitet werden, auf eigenen Füßen zu stehen und ohne sittliche Schwankungen seinen Weg zu gehen. Es ist selbstverständlich zu berück- sichtigen, wie früh und wie weit der Sohn sich selbst überlassen wird. Einen künftigen Institutszögling braucht man noch nicht in den Genuß der Freiheit einzuführen, wohl aber den jungen Akademiker und den aus- wärts untergebrachten Lehrling. Der Vater giebt dabei die Zügel der häuslichen Zucht nicht aus der Hand, aber er gestattet dem Sohne etwas mehr Freiheit, um zu probieren, wie er mit ihr umzugehen weiß, und wenn es gut geht, kann er den freien Spielraum er- weitern. Auch wenn er die Probe nicht ganz besteht, ist es besser, es geschehe das unter den Augen und der Zucht des Vaters, der nachhelfen kann, als erst dann, wenn niemand mehr den Schwankenden unterstützt. Der
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fährlich und bedenklich. Ein kleines Kind lernt
das Gehen nur durch wiederholte Versuche,
bei denen man es zuerst hält, allmählich mehr
sich selbst überläßt, nur noch seine faux pas
überwacht und unschädlich macht, bis es dazu
kommt, seinen Körper selber im Gleichgewichte
zu erhalten. Aehnlich muß der junge Christ,
bevor er in die Welt hinaustritt, angeleitet
werden, auf eigenen Füßen zu stehen und
ohne sittliche Schwankungen seinen Weg zu
gehen. Es ist selbstverständlich zu berück-
sichtigen, wie früh und wie weit der Sohn
sich selbst überlassen wird. Einen künftigen
Institutszögling braucht man noch nicht in
den Genuß der Freiheit einzuführen, wohl
aber den jungen Akademiker und den aus-
wärts untergebrachten Lehrling. Der Vater
giebt dabei die Zügel der häuslichen Zucht
nicht aus der Hand, aber er gestattet dem
Sohne etwas mehr Freiheit, um zu probieren,
wie er mit ihr umzugehen weiß, und wenn
es gut geht, kann er den freien Spielraum er-
weitern. Auch wenn er die Probe nicht ganz
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/164>, abgerufen am 09.11.2024.
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