muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung ihn erschüttern kann. "Den Gerechten, der unentwegt im Sinne beharrt," so singt der heidnische Dichter Horatius, "bringt nichts von seinem festen Entschlusse ab, weder der Ungestüm des Volkes, welches etwas Un- rechtes verlangt, noch die drohende Miene des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm, der Herrscher des empörten Meeres, noch der Blitz, der vom Himmel niederzuckt. Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön- nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht einschüchtern."
In ähnlicher Weise hat der alte Görres in sich selbst den festen Charakter geschildert: "Kein König ist reich genug, mir meine gute Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge- wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit meines Geistes und die Unbescholtenheit mei- nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu gefunden, wäre mir um keinen Preis feil gewesen. Ich beuge mich vor Gott und seinem Willen, vor der Majestät der Wahr- heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will- kür und rohen Gewalt, in welchen Formen
muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung ihn erschüttern kann. „Den Gerechten, der unentwegt im Sinne beharrt,“ so singt der heidnische Dichter Horatius, „bringt nichts von seinem festen Entschlusse ab, weder der Ungestüm des Volkes, welches etwas Un- rechtes verlangt, noch die drohende Miene des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm, der Herrscher des empörten Meeres, noch der Blitz, der vom Himmel niederzuckt. Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön- nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht einschüchtern.“
In ähnlicher Weise hat der alte Görres in sich selbst den festen Charakter geschildert: „Kein König ist reich genug, mir meine gute Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge- wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit meines Geistes und die Unbescholtenheit mei- nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu gefunden, wäre mir um keinen Preis feil gewesen. Ich beuge mich vor Gott und seinem Willen, vor der Majestät der Wahr- heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will- kür und rohen Gewalt, in welchen Formen
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muß eine feste sein, so daß keine Anfechtung
ihn erschüttern kann. „Den Gerechten, der
unentwegt im Sinne beharrt,“ so singt der
heidnische Dichter Horatius, „bringt nichts
von seinem festen Entschlusse ab, weder der
Ungestüm des Volkes, welches etwas Un-
rechtes verlangt, noch die drohende Miene
des Tyrannen, noch der gewaltige Sturm,
der Herrscher des empörten Meeres, noch
der Blitz, der vom Himmel niederzuckt.
Wenn der Weltenbau zusammenstürzt, kön-
nen ihn die Ruinen bedecken, aber nicht
einschüchtern.“
In ähnlicher Weise hat der alte Görres
in sich selbst den festen Charakter geschildert:
„Kein König ist reich genug, mir meine gute
Ueberzeugung abzukaufen; die Höfe haben
nichts, um mir dafür die Ruhe meines Ge-
wissens abzutauschen; die Unabhängigkeit
meines Geistes und die Unbescholtenheit mei-
nes Charakters, wenn sich auch Käufer dazu
gefunden, wäre mir um keinen Preis feil
gewesen. Ich beuge mich vor Gott und
seinem Willen, vor der Majestät der Wahr-
heit und Sittlichkeit, vor dem Rechte und
der Gerechtigkeit, aber nimmer vor der Will-
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/199>, abgerufen am 09.11.2024.
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